Inhaltsverzeichnis
- Was ist Lehrergesundheit? – Definition
- Lehrergesundheit: Belastungsfaktoren
- Wie viele Lehrer haben Burnout? – Studien und Statistiken
- Lehrergesundheit: Prävention, Übungen und Maßnahmen
- Fazit: Warum ist Lehrergesundheit so wichtig?
Was ist Lehrergesundheit? – Definition
Der Begriff „Lehrergesundheit“ beschreibt das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden einer Lehrkraft. Eine ausreichende Lehrergesundheit zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass keine Gebrechen oder anderen physischen Beschwerden vorliegen. Auch die psychische Belastung der Pädagoginnen und Pädagogen sowie ihr soziales Umfeld spielen eine wesentlichen Rolle. Besonders die mentale Gesundheit der Lehrkräfte wird im Laufe ihres Berufs immer wieder strapaziert.
Was gehört also zu einer positiven Lehrergesundheit? Der Psychologe Uwe Schaarschmidt definiert einen Menschen als psychisch gesund, wenn er im Alltag folgende Punkte aufweist:
- Er engagiert sich, aber schafft es dennoch, sich entspannt den (beruflichen) Anforderungen zu stellen.
- Er behält eine positive Einstellung zu sich selbst und den eigenen Wirkungsmöglichkeiten.
- Er verfolgt (realistische) Ziele.
- Er erkennt einen Sinn in seinem Handeln.
- Er fühlt sich in seinem sozialen Umfeld aufgehoben.
Viele Lehrkräfte können diese Anforderungen früher oder später nicht mehr vollumfänglich erfüllen. Die Lehrergesundheit, insbesondere die psychische Gesundheit, verschlechtert sich mit der verstrichenen Zeit im Beruf. Aber welche Faktoren können die Lehrergesundheit so drastisch beeinflussen?
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Lehrergesundheit: Belastungsfaktoren
In der Praxis gibt es unterschiedliche Faktoren, die die Lehrergesundheit belasten. Zu den wichtigsten gehören:
- Schulinterne Probleme (mit dem Kollegium, der Schulleitung etc.)
- Persönliche Belastungen (Vorerkrankungen, Alter, persönliche Lebensverhältnisse etc.)
- Strukturelle und soziale Umstände (Arbeitsanforderungen, Angriffe von Schülerinnen/Schülern oder deren Eltern, etc.)
Wie sich die einzelnen Belastungsfaktoren voneinander unterscheiden, zeigt der folgende Abschnitt.
Schulinterne Belastungsfaktoren
Die meisten Belastungen für die Lehrergesundheit kommen aus dem schulinternen Bereich. Sie treten nahezu täglich auf und fordern von den Lehrkräften besondere Widerstandsfähigkeit und Resilienz. Hierzu gehören beispielsweise Probleme mit anderen Lehrkräften, sei es aufgrund von fachlichen Meinungsverschiedenheiten oder schlichtweg durch Antipathie.
Aber auch Differenzen mit der Schulleitung stehen ggf. auf der Tagesordnung. Schulleitungen sind gleichzeitig Kollegen und Vorgesetzte der Lehrkräfte. Zudem fungieren sie als Kontaktstelle zum Schulamt, der Bezirksregierung und anderen kommunalen Stellen. Dieser breite Zuständigkeitsbereich birgt weiteres Konfliktpotenzial, das die Lehrergesundheit gefährden kann.
Nicht zuletzt können Auseinandersetzungen mit kommunalen Stellen für weitere Belastungen sorgen. Sei es aufgrund eines Disziplinarverfahrens, bei Hilfe-/Beratungsversuchen oder anderen Anliegen – diese Anlässe erzeugen bei der Lehrkraft ggf. das Gefühl, nicht beachtet oder wertgeschätzt zu werden. Dadurch kann die Lehrergesundheit weiter sinken.
Persönliche Belastungsfaktoren
Auch die persönlichen Voraussetzungen der Lehrkräfte können ihre Gesundheit beeinträchtigen. So sind sie im Schulalltag etwa mehr Viren und Bakterien ausgesetzt als Beschäftigte in anderen Branchen. Solche gesundheitlichen Risiken können im Krankheitsfall zu längeren Ausfällen führen, was weitere negative Effekte wie Unterrichtsausfälle oder Beeinträchtigungen des Lehrplans mit sich bringt. Gleichzeitig erhöhen Stress oder Konflikte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen wie Burnout.
Des Weiteren spielt das Alter der Lehrkraft einen wesentlichen Teil bei der Lehrergesundheit. Mit zunehmendem Alter sinkt die allgemeine Leistungs- und Belastungsfähigkeit, die Stresssensibilität wächst und die Frustrationstoleranz sinkt. Allerdings passen sich die Arbeitsanforderungen nicht dieser Entwicklung an. Sie bleiben entweder gleich hoch oder erhöhen sich durch gesellschaftliche Veränderungen sogar noch. Auch dieser Umstand kann die Lehrergesundheit gefährden.
Außerdem beeinflussen die persönlichen Lebensverhältnisse die Gesundheit der Lehrkräfte. Stehen sie kurz- oder längerfristig vor privaten Problemen, kann das ihre Leistungsfähigkeit beeinflussen. Allerdings nimmt der Lehrberuf keine Rücksicht auf solche Umstände. Vielmehr müssen die Lehrkräfte das ganze Schuljahr hindurch die gleiche Leistung erbringen. Sie können sich nicht von einer Kollegin oder einem Kollegen für längere Zeit vertreten lassen oder eine Weile eine andere Aufgabe übernehmen, bis die privaten Probleme geklärt sind.
Strukturelle/soziale Belastungsfaktoren
Zu den strukturellen Belastungsfaktoren gehören u. a. die Arbeitsbedingungen im Lehrberuf. Lehrkräfte müssen unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen – neben dem Unterrichten z. B. die Vor- und Nacharbeit zu Hause, das Korrigieren von Arbeiten, Vorbereiten von Elternabenden, Konferenzen usw. Dabei müssen sie flexibel zwischen fachpädagogischer und Beziehungsarbeit wechseln. Zusätzlich müssen sie stets höchste Konzentration und Reflexion aufbringen. Das kann schnell zur Überforderung führen und letztlich die Lehrergesundheit negativ beeinflussen.
Daneben können Konflikte mit Schülerinnen und Schülern oder mit deren Eltern die Lehrergesundheit angreifen. Das kann bei kleineren Auseinandersetzungen beginnen und bis zu gewaltsamen Angriffen gegen die Lehrkraft oder einer anwaltlichen Auseinandersetzung mit den Eltern reichen. Um solche Konflikte zu vermeiden, sollten Beschäftigte aus der Schulsozialarbeit hinzugezogen sowie passende Präventionskonzepte entwickelt und eine gesunde Elternarbeit gepflegt werden.
Probleme mit einzelnen Schülerinnen oder Schülern können die Lehrergesundheit beeinträchtigen, wenn es hartnäckige und längerfristige Konflikte sind, um die sich die Lehrkraft kümmern muss. (Bild: © Africa Studio – stock.adobe.com) |
Wie viele Lehrer haben Burnout? – Studien und Statistiken
Zur Lehrergesundheit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften gibt es einige Statistiken. So gaben in einer Befragung des Aktionsrats Bildung aus dem Jahr 2014 rund 30 % der befragten Lehrkräfte an, dass sie bei ihrer Arbeit unter zu hohen Belastungen leiden. In einer Studie von März 2020 gaben sogar zwei Drittel der Lehrkräfte an, dass die Belastung ihres Berufs hoch oder sehr hoch sei.
Zu den häufigsten Gründen für diese Unzufriedenheit zählen:
- Große Leistungsunterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern (95 %).
- Ein zu hohes Arbeitspensum (90 %).
- Keine ausreichenden Pausen im Schulalltag (72 %).
- Lange Arbeitszeit (36 %).
- Zunahme an Aufgaben (32 %).
Erkrankungen wie Burnout sind eine häufige Folge solcher Überbelastungen. Das Deutsche Ärzteblatt beschreibt auf seiner Website, dass bei 3 bis 5 % aller Lehrkräfte ein Burnout angenommen werden kann. Allerdings gebe es keine verlässlichen Daten, da der Begriff „Burnout“ in diesem Zusammenhang unterschiedlich interpretiert werde.
Dennoch gibt es einige Präventionsmaßnahmen, mit denen Lehrkräfte und ihre Schulleitungen solchen Entwicklungen bereits vorab entgegenwirken können. Und auch für den Fall, dass bereits akute Probleme für die Lehrergesundheit vorliegen, bieten sich verschiedene Methoden an.
Lehrergesundheit: Prävention, Übungen und Maßnahmen
Sowohl Lehrkräfte als auch ihre Schulleitungen können verschiedene Strategien befolgen, um die Lehrergesundheit zu schützen. Der folgende Abschnitt gibt einige Ideen für Übungen und Maßnahmen an die Hand.
Prävention für die Lehrergesundheit
Mithilfe von Prävention sollen solche Belastungen, die die Lehrergesundheit negativ beeinflussen, bereits vorab vermieden werden, sodass sie gar nicht erst aufkommen. Hierfür bieten die Länder verschiedene Programme und Projekte, die zeigen, wie Schulen die Lehrergesundheit fördern.
Ein erfolgreiches Beispiel ist das Programm „Lehrergesundheit – Baustein einer guten gesunden Schule“. Es bietet nicht nur Anregungen, wie Schulleitungen und Schulträger ihre Organisation gesundheitsfördernd gestalten. Das Programm betont auch, wie wichtig die Förderung der Lehrergesundheit für die allgemeine Schulentwicklung ist.
Zusätzlich können entsprechende Fortbildungen zur Lehrergesundheit dabei helfen, die Lehrkräfte und Schulleitungen für dieses Thema zu sensibilisieren.
Maßnahmen bei akuten Problemen
Beklagen sich Lehrkräfte bereits über konkrete Beschwerden, können – je nach Ursache – folgende Maßnahmen helfen:
Belastung | Maßnahmen bei akuten Problemen |
Schulinterne Belastungsfaktoren |
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Persönliche Belastungsfaktoren |
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Strukturelle/soziale Belastungsfaktoren |
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Fazit: Warum ist Lehrergesundheit so wichtig?
Lehrergesundheit ist u. a. deswegen so wichtig, da nur gesunde Lehrkräfte die Leistungsstärke und -bereitschaft besitzen, die für guten Unterricht und die Schulentwicklung erforderlich ist. Sind sie über einen längeren Zeitraum zu großen Belastungen ausgesetzt, verschlechtert sich ihre Unterrichtsqualität und der Lernerfolg wird geringer. Letztlich kann es zur Resignation und ggf. einer (inneren) Kündigung kommen. Aber auch Erkrankungen wie Burnout oder andere Beschwerden können entstehen, die längerfristige Ausfälle bedeuten und den Personalmangel weiter verschärfen.
Des Weiteren ist die Lehrergesundheit entscheidend für die Schulkultur, in der die Schülerinnen und Schüler aufwachsen. Sie sollen sich sicher, wertgeschätzt und eingebunden fühlen. Um das zu erreichen, benötigen die Lehrkräfte ein positives Arbeitsklima, mit dem sie ihren Beitrag zu einem gesunden Schulklima leisten können.
Somit zählt die Lehrergesundheit zu den zentralen Bestandteilen des Erfolgs jeder Schule. Schulleitungen und Bildungsträger sollten alle notwendigen Maßnahmen treffen, die der Förderung der Lehrergesundheit dienen. Dazu gehören insbesondere Maßnahmen zur Prävention von körperlichen und mentalen Belastungsfaktoren bei Lehrkräften.
Quellen: „Sicherheitshandbuch für Bildungseinrichtungen“, Deutsches Schulportal, Deutsches Ärzteblatt, Bundeszentrale für politische Bildung