Frühförderung bei Kindern: Wann ist sie nötig und welche Fördermaßnahmen helfen?

19.04.2024 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Zeigen Kinder bereits in jungen Jahren Entwicklungsverzögerungen oder andere Auffälligkeiten, kann die Frühförderung passende Hilfen liefern. Sie richtet sich an noch nicht schulpflichtige Kinder (bis sechs Jahre) und soll die Betroffenen bei einer möglichen Beeinträchtigung unterstützen. Dabei kommt eine Reihe von pädagogischen Maßnahmen zum Einsatz, die von unterschiedlichen Institutionen durchgeführt werden.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Was bedeutet Frühförderung?
  2. Was wird in der Frühförderung gemacht?
  3. Wo findet Frühförderung statt?
  4. Wann ist eine Frühförderung sinnvoll?
  5. Wer übernimmt die Kosten für die Frühförderung?

Was bedeutet Frühförderung?

Der Begriff „Frühförderung“ oder „frühkindliche Förderung“ umfasst alle Förderangebote, die sich explizit an Kinder im Alter von null bis sechs Jahren richten. Denn die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Kindes besonders prägend. Gerade bei Entwicklungsauffälligkeiten oder anderen Herausforderungen ist es ratsam, möglichst frühzeitig mit entsprechenden Fördermaßnahmen zu beginnen.

Hier setzt die Frühförderung an: Sie dient dazu, potenzielle Entwicklungsverzögerungen oder andere Beeinträchtigungen eines Kindes zu erkennen und deren Auswirkungen durch geeignete Förderangebote zu minimieren. Das beinhaltet nicht nur Hilfsangebote für die Kinder, sondern auch für ihre Eltern oder andere Bezugspersonen, etwa durch Unterstützung bei der Kontaktaufnahme zu Frühförderstellen.

Die Frühförderung soll das Kind in seiner individuellen Entwicklung fördern und eine möglichst umfangreiche gesellschaftliche Teilhabe erreichen. Dazu ist sie seit 2018 in § 46 SGB IX und speziell in der Frühförderungsverordnung geregelt.

Darüber hinaus gibt es gesonderte Unterstützungsangebote für Eltern, sog. Frühe Hilfen. Sie sollen deren Beziehungs- und Erziehungskompetenzen verbessern, um ihr Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern.

Was wird in der Frühförderung gemacht?

Die Frühförderung umfasst zahlreiche Maßnahmen aus unterschiedlichen Fachbereichen. Die sog. interdisziplinäre Frühförderung besteht idealerweise aus ärztlichen, psychologischen, nichtärztlich therapeutischen, logopädischen, sozialpädagogischen und heilpädagogischen Hilfsangeboten.

Zu den wichtigsten Elementen der Frühförderung gehören beispielsweise:

  • Früherkennung und Diagnostik
  • Beratung und Begleitung von Eltern/Bezugspersonen
  • Information der pädagogischen Fachkräfte (z. B. Erzieherinnen und Erzieher)
  • Koordination von Maßnahmen (Früherziehung und Frühtherapie) in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten und Fachkräften
  • Ggf. Vermittlung an andere geeignete Stellen und Einrichtungen

Ein möglicher Förderbedarf kann dabei insbesondere in folgenden Bereichen festgestellt werden:

Bereich Verhalten des Kindes Beispielhafte Förderung
Motorik
  • Unsicherer Umgang mit der Schere
  • Mangelndes Gleichgewicht
  • Kann nicht rückwärts gehen
Kognition
  • Schwierigkeiten beim Befolgen von Anweisungen
  • Benötigt zusätzliche Aufforderung
  • Unzureichende Konzentration und Merkfähigkeit
  • Sachbilderbücher
  • Konzentrationsübungen (Memory, Kartenspiele, „Ich packe meinen Koffer…“ etc.)
  • Ausflüge zu außerschulischen Lernorten
Sprache
  • Stottern
  • Geringer Wortschatz
  • Geringe Sprechmotivation
  • Singen
  • Silben klatschen
  • Vorlesen
  • Viele Gespräche führen
Wahrnehmung
  • Kein Rhythmusgefühl
  • Kann Geräusche nicht zuordnen
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Musizieren
  • Massieren
  • Malen mit Händen und Fingern
Soziales/Emotionen
  • Kein/wenig Kontakt zu anderen Kindern, dafür engere Bindung zu Erwachsenen
  • Keine Kompromissbereitschaft
  • Löst Streitigkeiten körperlich

In der Frühförderung ist eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern besonders wichtig, da sie meist die wichtigsten Ansprechpersonen für die Förderung des Kindes sind. Entsprechende Kompetenzen vonseiten der pädagogischen Fachkräfte sind Grundvoraussetzung, etwa bei Elterngesprächen oder dem Erstellen von Beobachtungsbögen und Förderplänen.

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Wo findet Frühförderung statt?

Frühförderung sollte leicht zugänglich sein, an einem festen Ort oder als mobile Frühförderung. Denkbar sind Angebote zu Hause, im Kindergarten, der Kita, der Grundschule oder in speziellen Frühförderstellen.

Zu den Frühförderstellen gehören sonderpädagogische Beratungsstellen und interdisziplinäre Frühförderstellen. Dort arbeiten sonderpädagogische Fachkräfte mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten bzw. Fachkräfte unterschiedlicher Teams zusammen. Solche Anlaufstellen gibt es in jedem Bundesland.

Je nach Veranstaltungsort können die Hilfen in verschiedenen Organisationsformen besucht werden, etwa als Einzelbetreuung, Eltern-Kind-Gruppe oder in Elternworkshops.

Wann ist eine Frühförderung sinnvoll?

Maßnahmen der Frühförderung können in folgenden Fällen nötig sein:

  • Eltern oder andere Verantwortliche sorgen sich um die Entwicklung ihres Kindes und wünschen sich eine fachliche Abklärung.
  • Es wird beobachtet, dass die Entwicklung des Kindes im Vergleich zu Gleichaltrigen verzögert ist oder anders verläuft.
  • Es wurde bereits eine Behinderung oder Entwicklungsverzögerung festgestellt, weshalb als nächster Schritt Maßnahmen der Frühförderung in Betracht gezogen werden.

Frühförderung kann somit von der ersten Auffälligkeit bis zur gesicherten Diagnose sinnvoll sein. Entscheidend ist, dass ein möglicher Förderbedarf frühzeitig erkannt wird. Hier nehmen v. a. pädagogische Fachkräfte wie Erzieherinnen und Erzieher eine zentrale Rolle ein. Denn einerseits verbringen sie regelmäßig viel Zeit mit den Kindern, andererseits verfügen sie über die fachlichen Kompetenzen zur Ersteinschätzung eines möglichen Förderbedarfs.

Wer übernimmt die Kosten für die Frühförderung?

Die anfallenden Kosten der Frühförderung werden grundsätzlich von den gesetzlichen Krankenkassen und dem zuständigen Eingliederungshilfeträger bzw. Bezirk übernommen (§ 46 SGB IX). Bei Privatversicherten ist eine vorherige Abklärung notwendig. So entstehen für die Eltern bei der Inanspruchnahme von Frühförderung i. d. R. keine Kosten.

Quellen: Software „Besondere Kinder“, Gratis-Download „Vorlage für Förderpläne in Kitas und Grundschulen“, Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.