Sexualisiserte Peergewalt: Definition
Unter „sexualisierter Peergewalt“ werden sexuelle Handlungen (Übergriffe bis hin zur Gewalt) unter Kindern und Jugendlichen gleichen Alters verstanden. Diese Übergriffe passieren immer gegen den Willen eines der Kinder oder Jugendlichen bzw. ohne dessen Zustimmung.
Die Opfer werden oft durch Versprechungen nach vermeintlicher Anerkennung oder durch Geschenke gefügig gemacht. Oder sie werden unter Druck gesetzt, indem ihnen körperliche Gewalt angedroht wird. Die Formen von sexualisierter Peergewalt können dabei sehr unterschiedlich sein.
Die Täter kommen meist aus dem direkten Umfeld des Kindes oder Jugendlichen. Es handelt sich überwiegend um Bekannte oder Mitschüler. Wie bei allen Formen von Gewalt leidet die Mehrzahl der Opfer still. Häufig zeigt sich ihr Leiden jedoch durch depressive Symptome auch nach außen.
Optimal wäre es, wenn Lehrkräfte und Kita-Mitarbeiter es schafften, solche Anzeichen zeitnah wahrzunehmen. Unterstützung erhalten sie dabei von bewährten Arbeitshilfen.
Formen von Gewalt unter Kindern bis 12 Jahre
Die Forschung zum Thema sexualisierte Peergewalt konzentriert sich überwiegend auf Jugendliche, die das strafmündige Alter von 14 Jahren erreicht haben. Peergewalt unter Kindern im Vor- und Grundschulalter ist dagegen ein vernachlässigter Bereich. Bei der Beurteilung von sexualisierter Peergewalt sollten Pädagogen zwischen drei Stufen unterscheiden:
- Grenzverletzungen
- Übergriffe
- massive Formen von Gewalt
Die einzelnen Formen können sich im Bereich Grundschule oder Schule in folgenden Handlungen äußern:
Grenzverletzungen und Übergriffe
- Verbale Übergriffe
- Ausgrenzung
- sexuelle Übergriffe
Eindeutige Formen von Peergewalt
- Körperliche Gewalt
- Beschädigung von Eigentum
- Sexuelle Gewalt (bezeichnet sowohl sexuell grenzüberschreitendes Verhalten von Kindern unter zehn Jahren sowie massivere Formen bei Kindern ab zehn Jahren)
- Ausgrenzung und Mobbing
- Gewalt im Netz
Peergewalt wird von beiden Geschlechtern ausgeübt und kann auch in Gruppen stattfinden, wenn Kinder und Jugendliche Mutproben oder Aufnahmerituale über sich ergehen lassen müssen.
Ursachen und Folgen sexualisierter Peergewalt
Die Folgen von sexueller und sexualisierter Peergewalt sind vergleichbar mit den Folgen sexuellen Missbrauchs durch Erwachsene und sollten keinesfalls banalisiert werden. Dass Kinder oder Jugendliche zum Täter werden, liegt oft (wenn auch nicht immer) daran, dass sie selber Zeugen von (häuslicher) Gewalt wurden und/oder am eigenen Leib Gewalt erfahren haben. Und zwar in Form von
- körperlicher Gewalt,
- Vernachlässigung,
- sexualisierter Gewalt,
- Ausgrenzung/Mobbing oder
- Gewalt im Netz.
Um erfolgreich in diesen Kreislauf eingreifen zu können, ist es notwendig, eine Kultur der Achtsamkeit in der Schule und auch schon in der Kita zu schaffen. Dabei sollten nicht nur die Lehrkräfte dafür sensibilisiert sein, auch im Unterricht sollte Peergewalt (auch sexualisierte Peergewalt) thematisiert werden.
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Quellen: Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe, Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, Stadt Köln, Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs