Inhaltsverzeichnis
- Anwendungsklassen nach DIN 18531
- Einwirkungsklassen der Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535
- Eigenschaftsklassen für Dichtungsstoffe nach DIN 18531
- DIN 18531 Teil 2 und 3: Abdichtungen mit bahnenförmigen und flüssigen Abdichtungsstoffen
- Regeln zur Instandhaltung der Dachabdichtung nach DIN 18531-4
- Ausführung von Dachabdichtungen an Balkonen, Loggien und Laubgängen (DIN 18531-5)
- Fazit
Anwendungsklassen nach DIN 18531
Der erste Teil der DIN 18531 behandelt die Planung, Auswahl und Umsetzung von Abdichtungen von Dächern gegen Niederschlag. Explizit ausgeschlossen sind dabei Dachdeckungen oder Unterdächer. Ferner unterscheidet die DIN 18531-1 zwei verschiedene Ausführungsqualitäten für nicht genutzte und begrünte Flachdächer:
- K1: Dächer sollten ein Mindestgefälle von 2 Prozent aufweisen (falls die Abdichtungen der Klasse K2 entspricht, muss kein Mindestgefälle eingehalten werden). Des Weiteren gelten die Standardanforderungen an die Dachabdichtungen.
- K2: Hierbei handelt es sich um sog. erhöhte Anforderungen. Neben dem Mindestgefälle von 2 Prozent müssen auch die Kehlen ein Gefälle von mindestens 1 Prozent aufweisen. Durch andere Anschlüsse und mehrlagigen Systemaufbau soll eine längere Nutzungsdauer und erhöhte Zuverlässigkeit erreicht werden.
Wichtig: Für alle Begriffsdefinitionen in der DIN 18531 ist DIN 18195 zu beachten.
Einwirkungsklassen nach der Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535
Bereits im Planungsstadium sollte auf das Klassifizierungssystem der DIN 18531 zurückgegriffen werden. Eine Beurteilung der Anforderungen an Dächer basierend auf möglichen mechanischen oder thermischen Einwirkungen klärt, welche Abdichtungsbauarten verwendet werden sollten.
Mechanische Einwirkung | Thermische Einwirkung |
Stufe I: hohe mechanische Einwirkung (genutzte Dächer und nicht genutzte Dächer mit mechanischer Befestigung, zusätzlicher Schalung oder Begrünung) | Stufe A: hohe thermische Einwirkung (genutzte Dächer ohne thermischen Schutz oder nicht genutzte Dächer ohne geeigneten Oberflächenschutz) |
Stufe II: mäßige mechanische Einwirkung (nicht Stufe I oder durch vorbeugende Maßnahmen ausgeschlossen) | Stufe B: mäßige thermische Einwirkung (Abdichtungen unter Kiess oder mit schützenden Nutzbelägen sowie Umkehrdächer oder Dächer mit Begrünung) |
Wichtig: Bislang ist dieses Klassifizierungssystem nicht Teil der DIN 18531, aber für deren kommende Novellierung eingeplant. Planer sollten aber bereits jetzt auf das unkomplizierte Klassifizierungssystem umsteigen, damit es spätestens nach der Erneuerung der Norm nicht zu Nachbesserungen am Bauprojekt kommen kann.
In der Praxis werden mechanische Einwirkungen mit thermischen Einwirkungen in Kombination erhoben. Dementsprechend ergeben sich vier Einwirkungsklassen:
- IA (hohe mechanische Einwirkung + hohe thermische Einwirkung)
- IB (hohe mechanische Einwirkung + mäßige thermische Einwirkung)
- IIA (mäßige mechanische Einwirkung + hohe thermische Einwirkung)
- IIB (mäßige mechanische Einwirkung + mäßige thermische Einwirkung)
Bislang werden aber die Einwirkungen in der DIN 18531 noch in vier Kategorien eingeteilt:
- Mechanische Einwirkungen (direkt und indirekt, d. h. bei Begehung oder dem Vorhandensein einer lastverteilenden Schicht)
- Thermische Einwirkungen (bei allen Temperaturschwankungen zwischen -20 und +80 Grad muss die Abdichtung ihre volle Funktionsfähigkeit behalten)
- Wasser- und Feuchteeinwirkung (primäre Beanspruchung der Abdichtungen durch Niederschlag und zeitweise stehendes Wasser)
- Sonstige Einwirkungen (fotochemische Einwirkungen, UV-Strahlung, Ozon, chemische und biogene Einwirkungen)
Basierend auf den Einwirkungsklassen formuliert die DIN 18531 die Anforderungen an die verwendeten Abdichtungsstoffe und unterteilt sie anhand von sog. Eigenschaftsklassen.
Eigenschaftsklassen für Dichtungsstoffe nach DIN 18531
E1 | E2 | E3 | E4 |
Widerstand gegen hohe thermische und hohe mechanische Exposition | Widerstand gegen mäßige thermische und hohe mechanische Exposition | Widerstand gegen hohe thermische und mäßige mechanische Exposition | Widerstand gegen mäßige thermische und mäßige mechanische Exposition |
Bei der Wahl der angemessenen Abdichtungsstoffe spielen neben diesen Eigenschaftsklassen auch die Intensität der Wassereinwirkung wie die zu erwartende Rissneubildung eine wichtige Rolle. Dem kann durch die Wahl des geeigneten Dichtungsstoffes vorgebeugt werden. Gemäß DIN 18531 sind dabei grundsätzlich nur zwei Anwendungsarten zulässig.
DIN 18531 Teil 2 und 3: Abdichtungen mit bahnenförmigen und flüssigen Abdichtungsstoffen
Zu den in diesen beiden Abschnitten der DIN 18531 genannten Abdichtungsstoffen gehören auch Hilfsstoffe, wie z. B. Voranstriche oder Grundierungen. Aber nur bahnenförmige oder flüssig aufzubringende Stoffe sind als Abdichtung für genutzte und nicht genutzte Dächer zugelassen.
Bahnenförmige Abdichtungsstoffe | Flüssig aufzubringende Abdichtungsstoffe |
Bitumenbahnen | Reaktionsharze |
Polymerbitumenbahnen | Asphaltmastix |
Kunstoffbahnen | Gussasphalt |
Elastomerbahnen |
|
Zusätzlich werden die Abdichtungsstoffe aufgrund ihrer Anwendungsfelder in unterschiedliche Anwendungstypen nach DIN SPEC 20000-201 unterteilt:
- DE: Bahnen für einlagige Abdichtung
- DO: Bahnen mit Oberlage und mehrlagiger Abdichtung
- DU: Bahnen mit unterer Lage und mehrlagiger Abdichtung
- DZ: Bahnen mit Zwischenlage oder zusätzlicher Lage einer mehrlagigen Abdichtung
Die Qual der Wahl – welche Abdichtung für welches Dach?
Der dritte Teil der DIN 18531 leistet auch hierfür Hilfestellung. Die normgerechte Auswahl der passenden Abdichtung sollte stets unter Berücksichtigung der Anwendungsklassen, der Einwirkungsklassen und des Dachgefälles stattfinden.
Zusätzlich spielen die Stoffbeschaffenheit der Abdichtung und der geplante Anwendungsbereich (nicht genutztes oder genutztes Dach) eine wichtige Rolle. So bietet sich beispielsweise für Flachdächer die Abdichtung mit flüssigem Bitumen an, da dabei das Dach vollständig abgedichtet werden kann. Zur Festigung und Fixierung, im Fachjargon Armierung, wird anschließend ein Vlies auf den Flüssigdichtstoff gepresst. Diese Trägereinlage kann entweder aus Polyester, Glas oder Jute bestehen. Bei der Verwendung von Bitumenbahnen hingegen wird die sog. Dachpappe verklebt, vernagelt oder mit einem Gasbrenner verschweißt.
Welcher Dichtstoff zu welchem Dach passt, was bei unterschiedlichen Gebäudetypen beachtet werden muss, beinhaltet „Praxisgerechte Bauwerksabdichtungen“. Der Ratgeber beinhaltet zu allen erdenklichen Bauprojekten bewährte und normgerechte Detaillösungen mit praktischen Ausführungshinweisen. Informieren Sie sich jetzt über das Standardwerk zum sicheren Feuchteschutz an Gebäuden.
Was ist besser EPDM oder Bitumen?
Seit einiger Zeit ist als Alternativ zu Bitumen EPDM-Gummi zur Dachabdichtung verwendet worden. Der Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk zeichnet sich vor allem durch seine langjähre Lebensdauer und Resistenz gegenüber Sonnenlicht und Witterungseinflüssen aus.
Welcher der beiden Dichtungsstoffe nun der bessere sei, lässt sich nicht abschließend sagen. Eines ist jedoch klar: Bitumen ist nach wie vor günstiger in der Anschaffung und stet EPDM auch in puncto Dauerhaftigkeit in Nichts nach.
Gerade bei Flachdächern wird gerne auf die Polymer-Gummi Dichtung EPDM zurückgegriffen. © Ambiance chaleur – stock.adobe.com |
Damit die Dachabdichtung aber über den vorgesehenen Zeitraum funktionsfähig bleibt, legt die DIN 18531 in ihrem vierten und fünften Teil Regeln zur Instandhaltung fest.
Regeln zur Instandhaltung der Dachabdichtung nach DIN 18531-4
Diese beiden Teile der DIN 18531 behandeln zum einen die Instandhaltungsmaßnahmen von genutzten und nicht genutzten Dächern im Allgemeinen (Teil 4) und zum anderen von Balkonen, Loggien und Laubengängen (Teil 5).
Ziel des vierten und fünften Teils der DIN 18531 ist es, die vorgesehene Nutzungsdauer einer Dachabdichtung durch regelmäßige Instandhaltung zu unterstützen. Die Instandhaltungspflicht liege dabei aber ausschließlich beim Bauwerksnutzer, so die DIN 18531. Dennoch sollte auch diese Zuständigkeit, falls möglich, Bestandteils des Bauvertrags und Mängelmanagements sein, damit es später zu keinen Komplikationen kommt.
Instandhaltungsmaßnahmen
Unter Berücksichtigung der DIN 31051 legt die DIN 18531-4 folgende Instandhaltungsmaßnahmen vor:
- Inspektion: Ermittlung des Ist-Zustandes der Dachabdichtung und Entwässerungseinrichtungen (mind. einmal jährlich und mit dokumentiertem Zustandsbericht)
- Wartung: Pflege und Reinigung der Abdichtung und Entwässerungseinrichtungen (mind. einmal jährlich, oft in Kombination mit der Inspektion).
- Instandsetzung: Reparatur der Dachabdichtung mit dem Ziel der Wiederherstellung der Dachabdichtung nach den Regeln der DIN 18531.
Nach der Bestandaufnahme durch eine gründliche Inspektion sollten witterungsabhängig Pflegearbeiten geplant und umgesetzt werden.
Wartungsarbeiten an Dachabdichtungen
Von Objekt zu Objekt unterschiedlich gibt die DIN 18531-4 jedoch eine Mehrzahl an grundlegenden Wartungsarbeiten vor, die alljährlich an egal welchen Dachabdichtungen durchgeführt werden sollten. Dazu gehören:
- Beseitigung von Verschmutzungen
- Entfernen von nicht erwünschtem Pflanzenbewuchs (bei extensiv begrünten Dächern muss der nicht begrünte Randstreifen bewuchsfrei bleiben).
- Reinigung der Abläufe und Rinnen
- Beseitigung von Füllstoffverwehungen (z. B. bei Kies)
Werden anhand der Inspektion oder bei den Wartungsarbeiten Beschädigungen oder Mängel festgestellt, sollte es unverzüglich zu Instandsetzungsmaßnahmen kommen.
Instandsetzung nach DIN 18531-4
- Durchführung einer Voruntersuchung: Bei der Durchführung einer Voruntersuchung sollten Gutachter stets auf Aspekte des Brandschutzes, Durchfeuchtung der Wärmedämmung und Dachgefälle sowie Entwässerungsanlage achten.
- Durchführung von Vorbereitungsarbeiten: Abhängig vom Schadensbild können unterschiedliche Vorbereitungsarbeiten anfallen, wie z. B: Aufschneiden größerer Erhebungen der Abdichtung, Entfernern grober Verkrustungen sowie von Schmutz und Vorbehandlung des Untergrunds.
- Durchführung der eigentlichen Instandsetzungsmaßnahmen (z. B: Absichern von Wandanschlüssen, Auftragen von Schutzanstrichen, Ausbessern von Schadstellen, Beseitigung von Schäden an der Entwässerungseinrichtung)
Seit der letzten Novellierung wurden die Teile 5 und 6 der Norm zusammengefügt und den Dichtungsausführungen an Balkonen, Loggien und Laubengängen gewidmet.
Ausführung von Dachabdichtungen an Balkonen, Loggien und Laubengängen (DIN 18531-5)
Zur Abdichtung von Balkonen, Loggien und Laubengängen können sowohl bahnenförmige als auch flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe verwendet werden. Zusätzlich können Beschichtungen als Teil eines Oberflächenschutzsystems verwendet werden (DIN 18531-5 Anhang A). Diese Beschichtungen fallen aber gemäß DIN 18531 nicht unter Abdichtungen, sondern unter den Dichtungsschutz. Nicht als Abdichtung oder Dichtungsschutz gelten Versiegelungen, keramische Beläge und wasserundurchlässige Bauteile (WU-Richtlinie und DAfStb-Richtlinie).
Die Anforderungen an die Abdichtungen von Balkonen, Loggien und Laubengängen werden anhand dreier Kriterien bestimmt:
- Beständigkeit (gegen Wasser, Nutzung und Witterung)
- Verträglichkeit (der Abdichtungsstoffe untereinander und mit anderen Stoffen sowie Bauteilen)
- Dauerhaftigkeit (Funktionsfähigkeit während der Nutzungsdauer)
Auf dieser Dreifaltigkeit der Dichtungsanforderung basieren die in der DIN 18531-5 formulierten Ausführungsregeln.
Ausführungsregeln
Damit Dachabdichtungen beständig und dauerhaft funktionstüchtig bleiben, sollte bei der Ausführung auf mehrere Faktoren geachtet werden. Neben einem bestimmten Witterungsverhältnis (nicht kälter als 5 Grad Celsius, trocken und niederschlagsfrei) kommt es auf den Dachaufbau und dessen einzelnen Schichten an. Werden die Wärmedämmschicht, die Trennschichten, Trägerlager und Nutzschichten etc. zusätzlich durch die Abdichtungsmaßnahme belastet oder beeinträchtigt? Welche Abdichtungsstoffe eignen sich für welchen Dachaufbau? – All das sind Fragen, die bereits im Planungsstadium beantwortet werden sollten.
Fazit
Die DIN 18531 gehört zur Normenreihe „Abdichtung von Bauwerken“ (DIN 18531–18535, Begriffsdefinitionen in DIN 18195). Damit wird Planern, Architekten und Bauleitern ein technisches Regelwerk zur Hand gegeben, dass alle Aspekte der Gebäudeabdichtung beinhaltet. Der Fokus der DIN 18531 liegt auf Dächern, Balkonen, Dachterrassen und Loggien. Von der Planung, Vorbereitung bis zur Umsetzung enthält die DIN alle wichtigen Informationen für ein erfolgreiches Bauprojekt.
Innerhalb der nächsten Jahre ist mit einer weiteren Novellierung der DIN 18531 zu rechnen, die als Hauptbestandteil die angesprochenen Einwirkungsklassen haben wird.
Quellen: „Praxisgerechte Bauwerksabdichtungen“, „der bauschaden“, www.bauwion.de, www.derdichtebau.de