Inhaltsverzeichnis
- DIN 18560-1:2021-2 – Aktuelle Neuerungen zusammengefasst
- Allgemeine Anforderungen erweitert
- Normtext zur Belegreife ergänzt, Richtwerte weiterhin gültig
- Aktuelle Vorgaben zur DIN 18560 umsetzen und Bauschäden vermeiden
- DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“: Allgemeiner Überblick, Inhalte und Hinweise
- Ergänzende Estrich-DIN-Vorgaben berücksichtigen
DIN 18560-1:2021-2 – Aktuelle Neuerungen zusammengefasst
Obwohl die letzten Norm-Anpassungen aus dem Jahr 2015 in Fachkreisen heftig diskutiert wurden, blieb eine Anpassung der umstrittenen Punkte bislang aus. Erst im Februar 2021 erfolgten Änderungen, ausgelöst wurden sie jedoch durch einen neuen Entwurf der EU-Norm DIN EN 13813 aus dem Jahr 2017.
Wie bei anderen DIN-Neufassungen wurden u. a. einige Anwendungsvorgaben sowie normative Verweise aktualisiert. Die wichtigsten Anpassungen auf inhaltlicher Ebene betreffen die folgenden Punkte:
- Der Hinweis zur Konformitätserklärung bei Baustellenestrichen war zuvor als reine Anmerkung vorhanden. Dieser ist nun im Normentext integriert.
- Der Anwendungsbereich umfasst jetzt explizit sowohl Estriche in Innenräumen wie auch im Außenbereich.
Darüber hinaus wurde der Teil 1 der DIN 18560 in den Abschnitten Anforderungen (Abschnitt 5) und Prüfung (Abschnitt 6) geändert. Konkret geht es dabei insbesondere um die korrekte Deklaration von Eigenschaften und Schwindklassen.
Allgemeine Anforderungen erweitert
In Anlehnung an den Entwurf der DIN EN 13813 muss nach DIN 18560-1 definiert werden, welche Eigenschaften für den vorgesehenen Anwendungsfall u. U. erforderlich werden. Gleichzeitig wird eine CE-Kennzeichnung für Estriche ausgeschlossen, die auf der Baustelle gemischt werden. Die Eigenschaften sind anhand der DIN EN 13813 festzulegen.
Nicht mehr Teil der DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“ ist hingegen die Prüfpflicht der Belegreife durch den Oberbodenleger. Geregelt ist dieser Punkt bereits in der ATV DIN 18365.
Weitere wichtige Ergänzungen sind:
- Tabelle 3: Rohdichteklassen für Magnesiaestriche erweitert
- Tabelle 4: Schwindklassen für Estriche eingeführt
- Hochbeanspruchte Estriche: Mechanische Kennwerte um Druckfestigkeitsklasse erweitert
- Leichtausgleichsestriche: Anforderungen und Verwendung ergänzt
Die DIN EN 13813 definiert nunmehr Schwindklassen, die das Schwindverhalten von Estrichen beschreiben. Das beeinflusst Estriche im Hinblick auf:
- Risse
- Feldgrößen
- Bewegungsfugen
Das Schwindverhalten eines Estrichs und damit die Schwindklasse kann anhand der DIN EN 13892-9 ermittelt werden, geprüft wird hierbei auf 90 Tage. Folgende Schwindklassen wurden in der DIN 18560-1 neu festgelegt:
- SW0: quellend
- SW1: schwindarm
- SW2: schwindreduziert
- SW3: normal
Die Schwindklassen sind über die Werte der Dimensionsstabilität definiert, d. h. das Schwindmaß und das Quellmaß. Liegt keine genauere Erklärung zum Schwindverhalten vor, geht man von „normalem“ Schwindverhalten aus (SW3).
Die erforderliche Estrich-Trockenzeit lässt sich im Voraus kaum bestimmen. In jedem Fall ist die Einhaltung der Feuchtigkeitswerte und im Hinblick auf Schwundklassen zu überprüfen. Bild: © Anselm – stock.adobe.com |
Normtext zur Belegreife ergänzt, Richtwerte weiterhin gültig
Insgesamt betrachtet wurden nur eingeschränkt inhaltliche Änderungen vorgenommen. Teilweise wurden die Formulierungen jedoch deutlich klarer gestaltet. So wurden beispielsweise in der DIN 18560-1 die Vorgaben zum Feuchtegehalt spezifiziert.
Nunmehr sind folgende ehemalige Anmerkungen Teil des Normentextes:
- Die Feuchte aus mineralisch gebundenen Estrichen geht in die Raumluft über.
- Das Bauklima beeinflusst deshalb die Trocknungszeit von Estrichen massiv.
- Der exakte Zeitpunkt der Belegreife kann trotz Einhaltung der DIN-Normen nicht im Voraus bestimmt werden.
Durch diese Eigenschaften und aufgrund der verschiedenen Estricharten gibt es keine pauschale Antwort auf die Frage, wie lange der Estrich trocknen muss. Bei einem günstigen Bauklima kann es wesentlich schneller gehen. Die Richtwerte zum Feuchtegehalt bei Belegreife wurden für Calciumsulfat- und Zementestriche beibehalten.
Außerdem gab es keine inhaltlichen Änderungen im Hinblick auf die Anforderungen zu
- Brandverhalten,
- Wärmeschutz und
- Schallschutz.
Aktuelle Vorgaben zur DIN 18560 umsetzen und Bauschäden vermeiden
Eine fachgerechte Umsetzung der DIN 18560 und aller weiteren relevanten Normen ist für die Bauausführung unerlässlich. Größte Sorgfalt ist auch aus Sicht von Auftraggebern bzw. der Bauleitung gefordert.
In jedem Fall sind folgende Punkte umzusetzen:
- Eine exakte Detailplanung u. a. in Abhängigkeit von der zu erwartenden Nutzlast einfordern und umsetzen
- Nach DIN 18560 Estrichdicke, Estrich-Feuchtegehalt etc. richtig bestimmen und einhalten
- Die Belegreife nach Norm beurteilen
In der Baupraxis müssen Verantwortliche die aktuell gültigen Vorgaben kennen und Neuerungen verfolgen. Im Falle von Abweichungen von der vertraglich vereinbarten Beschaffenheit und/oder den allgemein anerkannten Regeln der Technik sind ggf. Bedenken anzumelden oder Mängel anzuzeigen. Frühzeitig eingeleitete Maßnahmen können die notwendige Grundlage für nachfolgende Bauabschnitte sicherstellen.
Die Fachzeitschrift „der bauschaden“ informiert regelmäßig über die Beurteilung, Sanierung und Vermeidung von Bauschäden. Fokusthema der Ausgabe August/September 2021 sind Wärmedämm-Verbundsysteme – genauso werden jedoch die Neuerungen im geänderten Teil 1 der DIN 18560 vorgestellt. So bleiben Verantwortliche stets informiert und erhalten u. a.:
- Praxisnahe Objektberichte
- Tipps zu dauerhaften Sanierungsverfahren
- Lösungen für anspruchsvolle Ausführungsdetails
- Hinweise auf aktuelle DIN-Normen und Gerichtsurteile
DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“: Allgemeiner Überblick, Inhalte und Hinweise
Für Arbeiten rund um Estriche sind insbesondere die folgenden Regelwerke zu berücksichtigen:
- DIN 18353 „Estricharbeiten“
→ Gehört zu den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen (ATV) - DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“
→ Konkrete Ausführung in der Baupraxis
Die DIN 18560-1 wurde in ihrer letzten Fassung von 2015 überprüft und überarbeitet. Ziel war, die aktuellen Regeln der Technik exakt abzubilden und aktualisierten EU-Normen Rechnung zu tragen. Die neue Fassung ist im Februar 2021 in Kraft getreten.
Die Normenreihe DIN 18560 ist in fünf Teile untergliedert:
- Teile 1 bis 4
- Teil 7
DIN 18560-1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
Die Vorgaben der Estrich-DIN 18560 Teil 1 betreffen sämtliche Estriche nach DIN EN 13813 (z. B. Baustellenestriche, Estrichmörtel und -massen). Speziell geht es in Teil 1 um:
- Calciumsulfatestriche (CE)
- Gussasphaltestriche (AS)
- Magnesiaestriche (MA)
- Kunstharzestriche (SR)
- Zementestriche (CT)
Der Anwendungsbereich von DIN 18560-1 wurde im Rahmen der Aktualisierung der Norm ergänzt. Hinzugekommen sind:
- Baustellenestriche
- Estriche im Außenbereich
DIN 18560-2: Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten
Die Regelungen aus DIN 18560 Teil 2 gelten für Estriche auf Dämmschichten. Sie werden auch als schwimmende Estriche bezeichnet. Eine Sonderform ist der sog. „Heizestrich“, in den ggf. bauliche Elemente wie Rohrleitungen gefasst werden, die der Beheizung bzw. Klimatisierung des Bauwerks dienen.
Nach DIN 18560-2 haben schwimmende Estriche verschiedene Anforderungen zu erfüllen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf folgende Aspekte:
- Estrichnenndicke
- Umsetzung des Wärmeschutzes
- Umsetzung des Schallschutzes
Die Vorgaben nach DIN 18560-2 „Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten“ gelten u. a. dann, wenn Heizelemente im Boden verankert werden müssen. Bild: © Ingo Bartussek – stock.adobe.com |
DIN 18560-3: Verbundestriche
Grundsätzlich gilt für Estriche Teil 3 der DIN 18560, wenn die Herstellung im Verbund mit dem tragenden Untergrund erfolgt, sodass eine kraftschlüssige Verbindung entsteht. Diese Unterscheidung betrifft nicht die Zusammensetzung von Estrichmasse oder -mörtel, sondern die Konstruktion bzw. Einbauweise.
DIN 18560 Teil 3 beantwortet dabei z. B. folgende Fragen:
- Für welchen tragenden Untergrund wird welche Art des Estrichs verwendet?
- Welche zusätzlichen Bauschritte sind für die korrekte Umsetzung für einen Verbundestrich notwendig, z. B. eine Ausgleichsschicht?
DIN 18560-4: Estriche auf Trennschicht
Befindet sich eine Trennschicht zwischen Estrich und tragendem Untergrund, ist DIN 18560 Teil 4 anzuwenden. Für eine korrekte Umsetzung nach DIN 18560-4 sind u. a. folgende Punkte zu beachten:
- Ausreichend gratfreier tragender Untergrund
- Leitungen und Rohre am Untergrund fixieren
- Je nach Estrichart die vorgegebene Estrichnenndicke
Vorsicht: Die DIN 18560-4 (Estriche auf Trennschicht) fordert bei inakzeptablen Unebenheiten Ausgleichsmaßnahmen. Werden hierfür Schüttungen genutzt, verändert das die Tragfähigkeit des Untergrunds. So kann es sein, dass zusätzlich die DIN 18560-2 (schwimmende Estriche) greift.
DIN 18560-7: Hochbeanspruchte Estriche (Industrieestriche)
Hochbeanspruchte bzw. Industrieestriche werden bei hohen mechanischen Beanspruchungen eingesetzt. Die Vorgaben hierzu enthält DIN 18560 Teil 7. Neben der mechanischen sind weitere Arten von Beanspruchungen bei der Planung zu berücksichtigen, wie etwa durch
- Wärme,
- Feuchtigkeit und
- Chemikalien, oder wegen
- Elektrizität und
- Rutschgefahr.
Ergänzende Estrich-DIN-Vorgaben berücksichtigen
Sämtliche Estrich-DIN-Vorgaben sind jeweils in Bezug auf die anderen Teile der Norm zu sehen und anzuwenden. Neben den Vorgaben der DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“ sind weitere DIN EN-Normen zu beachten:
- DIN EN 13318 „Estrichmörtel und Estriche – Begriffe“
- DIN EN 13813 „Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche“
- DIN EN 13892 „Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen“
Dabei ist vor der jeweiligen Ausführung sorgfältig zu prüfen, welche Vorgaben im Detail anzuwenden sind. So kann es z. B. sein, dass ein Gefälle im Estrich umgesetzt werden muss.
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Quellen: „der bauschaden“: Ausgabe 08/2021, DIN 18560