FCKW, PAK und Formaldehyd: Grenzwerte und Baustoffe
Abgesehen vom gesundheitsschädlichen Asbest und der künstlich hergestellten Mineralfaser, gibt es weitere Schadstoffe, die sich in Baustoffen befinden und zur Gefahr für Gesundheit und Umwelt werden können.
Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW)
Weil sich bereits in den 1970er und 1980er Jahren herausgestellt hatte, dass die Freisetzung des Stoffes für den Rückgang der Ozonschicht sowie den Treibhauseffekt verantwortlich ist, wurde der FCKW in vielen Anwendungsbereichen verboten. Das seit 1930 technisch hergestellte FCKW wurde im Baubereich als Treibmittel für Schaumstoffe verwendet. Die heutigen PUR/PIR und XPS Dämmstoffe werden nicht mehr mit FCKW hergestellt.
Polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
PAK sind in Kohle, Teer, Ruß usw. enthalten. Bevor sich herausstellte, dass PAK Krebs erregen kann, wurden die Stoffe im Asphaltbelag, Teeranstichen und Teerdachbahnen verwendet. Heute werden sie gegen Bitumen als Rohstoffe ersetzt. In Kunststoff- und Gummiprodukten haben PAK einen Grenzwert von 1 mg/kg.
Formaldehyd
Formaldehyd wird als Konservierungsmittel verwendet und wurde lange als Klebestoffbestandteil in Holzwerkstoffen verarbeitet. Heute wird es als krebserregend eingestuft. Seit 2010 beträgt der Innenraum-Richtwert für Formaldehyd 100 μg/m3.
Formaldehyd ist in Baustoffen wie Holzwerkplatten, Klebestoffen, Brandschutzschäumen, Anstrichmitteln auf Wasserbasis wie Dispersionsfarben, Betonzusatzmitteln etc. vorhanden.
Formaldehydhaltige Leime und Tränkharze
Formaldehyd wird zur Herstellung von Leim- und Tränkharzen für Holzwerkstoffe, Dekorschäume, thermoplastische Kunststoffe usw. verwendet. Formaldehydhaltige Leime und Tränkharze werden als Aminoplastharze bezeichnet und unterscheiden sich wie folgt:
- Harnstoff-Formaldehyd (UF): Ist in Glasfaserflies enthalten, welches u. a. als Bewehrungsstreifen zum Spachteln der Fugen von Gipskartonplatten verwendet wird. Zur nachträglichen Dämmung im Gebäude werden zudem häufig Ortsschäume auf Basis von Harnstoff-Formaldehyd eingesetzt. Bei solchen Ortsschäumen treten häufig gesundheitliche Probleme bei den Nutzern auf.
- Melamin-Formaldehyd (MF): Bildet mit Phenol-Formaldehyd (PF) die Basis für wärme- und schalldämmende Schaumstoffplatten, die häufig im Innenbereich verwendet werden. Neben der Formaldehyd-Emission weisen diese Dämmplatten eine zusätzlich Emission durch schäumende Treibmittel auf.
- Melamin-Harnstoff-Formaldehyd (MUF)
- Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd (MUPF)
- Phenol-Formaldehyd (PF): Ist wie oben beschrieben in Glasfaserflies enthalten. Zudem werden Dämmstoffe aus Mineralwolle unter Verwendung der Bindemittel Phenol-Formaldehyd-Harz hergestellt und weisen daher eine erhebliche Formaldehyd-Emission auf. Seit 2009 gibt es allerdings auch Minerallwolle-Dämmstoffe, die ohne formaldehydhaltige Bindemittel produziert werden.
Aminoplastharze (UF, MF, MUF) in Holzwerkstoffen führen durch ihre Hydrolyseempfindlichkeit zu einer eher kritischen Formaldehyd-Emission, die schon bei normaler Luftfeuchtigkeit auftreten kann. Zwar nimmt die Abgabe von Formaldehyd in Holzwerkstoffen mit der Zeit deutlich ab, kann aber auch noch nach Jahrzehnten zu erheblichen Emissionen führen.
Formaldehyd ist seit Januar 2016 in der EU nachweislich als krebserregend und mit dem Verdacht, erbgutschädigend zu wirken, eingestuft.
Schadstoffe in Holzschutzmitteln
Holzschutzmittel sind Produkte zum Schutz von Holz gegen den Befall durch Organismen oder Insekten, die Schäden am Holz anrichten. Schadstoffhaltige Holzschutzmittel sind:
Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT)
DDT war einfach in der Herstellung und wurde erfolgreich als Insektizid eingesetzt. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass sich das DDT aufgrund der guten Fettlöslichkeit im Gewebe von Menschen und Tieren anreichert. Wegen des Verdachts, krebserregend zu sein, wurde DDT in den 1970er Jahren in den meisten westlichen Industrieländern verboten. Heute wird es zur Bekämpfung krankheitsübertragender Insekten verwendet.
Lindan
Lindan wurde in den 1980er Jahren als Holzschutzmittel verwenden, hat aber schädliche Auswirkungen auf Nerven und Leber und kann zur Veränderung des Blutbildes führen sowie negative Auswirkungen auf Fortpflanzung und Immunsystem haben. Seit 2008 ist Lindan nach einer EU-Verordnung verboten.
Pentachlorphenol (PCP)
PCP wurde als Insektizid in Holzschutzmitteln für den Außenbereich entwickelt, wurde aber in den 1960er sowie 1970er Jahren auch im Innenbereich verwendet. PCP wirkt sich schädigend auf Nerven und Leber aus. Es gilt zudem als krebserregend. 1989 wurde PCP verboten.
Polychlorierte Biphenyle (PCB)
PCB ist schwer entflammbar und wurde deshalb oft im Brandschutzbereich eingesetzt. PCB ist u. a. in alten Leuchtstofflampen, Isoliermitteln, Kunststoffen, Kabelummantelungen usw. enthalten und wurde als Fugendichtmasse in Beton-Skelett-Bauten von Gebäuden, die in den Jahren zwischen 1955 und 1975 errichtet wurden, verwendet. PCB stören den Hormonhaushalt und wurden 1998 verboten.
Auslaugung von Schadstoffen
Ebenso wie die Freisetzung von flüchtigen Stoffen in Innenräumen kann auch die Auswaschung bzw. Auslaugung von Schadstoffen gesundheitsgefährdend werden. Da insbesondere die Verwendung von Kupfer und Zink als Dach- und Fassadenelementen zunimmt, wird eine Oberflächenbeschichtung des Materials bzw. die Reinigung des Abwassers notwendig.
Auch können aus Anstrichen, Baustoffen für Fassaden, Dachbahnen, usw. Schadstoffe durch Auswaschung in den Boden gelangen. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) hat 2009 für solche Produkte und deren Auswirkungen auf den Boden und das Grundwasser, für die bauaufsichtliche Zulassung eine Auslaugprüfung (Eluatprüfung) eingeführt.
Gesundheitsgefährdende chemische Schadstoffe treten vor allem bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden auf. Um belastete Bauteile und Baustoffe ordnungsgemäß entsorgen zu können, müssen Bauhandwerker, Installateure und Architekten wissen, mit welchen Stoffen sie es zu tun haben. Im Ratgeber "EnEV im Gebäudebestand" gibt eine Expertin einen ausführlichen Überblick über Schadstoffe in Baustoffen und deren Verwendung in Bauteilen. Zusätzlich informiert der Ratgeber über die Anforderungen der EnEV an Bestandsgebäuden. Wichtige Kennwerte und neueste Entwicklungen helfen, die Vorgaben korrekt umzusetzen.
Quelle: "EnEV im Gebäudebestand"