Kabelkennzeichnung nach DIN EN 60445: Bindende Vorgaben zur Leiter- und Kabelmarkierung
30.11.2021 | FMC – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH
Die Normen zur Kabelbeschriftung und Kennzeichnung von Leitern werden fortlaufend aktualisiert, etwa aufgrund ihrer internationalen Harmonisierung. Besonders wichtig ist hierbei die DIN EN 60445: Sie gilt als zentrale Norm für sämtliche elektronische Anlagen. Zuletzt ist im Februar 2021 ein neuer Norm-Entwurf erschienen. Was müssen Hersteller und Elektrofachkräfte bei der einheitlichen Kabelmarkierung beachten?
Inhaltsverzeichnis
- Kabelkennzeichnungen und Aderfarben: Das sind die wichtigsten Normen
- DIN EN 60445: Die Änderungen im Überblick
- Anwendungsbereich: Wo gilt die DIN EN 60445?
- Umsetzung der DIN-Norm: So sorgen EFK und Techniker für die korrekte Kabelkennzeichnung
Kabelkennzeichnungen und Aderfarben: Das sind die wichtigsten Normen
Es gibt verschiedene Normen, die bei der eindeutigen Kennzeichnung von Kabeln und Leitungen zu beachten sind. Nationale Normen werden dabei nach und nach durch ein europaweit harmonisiertes System zur Kabelmarkierung abgelöst. Neuerungen zum Zweck einer internationalen Harmonisierung betreffen alle Bereiche der Elektrotechnik sowie allgemeine Normen.
Ein Beispiel hierfür ist die Norm DIN EN 60445 (VDE 0197):2018-02, die die Kabelmarkierung vereinheitlicht. Diese umfassende Norm wurde nach sieben Jahren Laufzeit sowohl fachlich als auch redaktionell überarbeitet. Inzwischen gibt es bereits einen neuen Entwurf (E DIN EN IEC 60445 VDE 0197:2021-02). Allerdings wurde dieser noch nicht in eine gültige Norm überführt.
Die DIN EN 60445 zur Kennzeichnung von Kabeln und Anschlüssen elektrischer Betriebsmittel richtet sich zwar zunächst an Technische Komitees – sie tragen die Verantwortung, die Vorgaben zur Kabelkennzeichnung anwendungsspezifisch einzubinden.
Jedoch muss auch jede Elektrofachkraft wissen,
- welche Aderfarben nach welcher Norm was bedeuten, auch bei älteren Installationen.
- welche Änderungen bei der Kabelkennzeichnung etc. derzeit zur Diskussion stehen.
- ab wann welche Neuerungen Gültigkeit haben – insbesondere in der Kabelbeschriftung.
Nur anhand von Normen lassen sich Doppeldeutigkeiten und fehlende Angaben bei elektrischen Installationen vermeiden. Daher müssen Elektrofachkräfte wie auch Techniker die Vorgaben der Normen zur Kabelmarkierung kennen.
Der folgende Abschnitt beschreibt die Inhalte und letzten Änderungen der DIN EN 60445 zur Kabelkennzeichnung.
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DIN EN 60445: Die Änderungen im Überblick
Seit Februar 2018 ist die Norm DIN EN 60445 (VDE 0197):2018-02 gültig. Sie definiert „Grund- und Sicherheitsregeln für die Mensch-Maschine-Schnittstelle“ und behandelt die fachgerechte Kennzeichnung von Anschlüssen elektrischer Betriebsmittel, angeschlossenen Leiterenden und Leitern. Inzwischen ist auch die Übergangsfrist ausgelaufen, sodass Verantwortliche nur noch mit der neuen Kabelmarkierung arbeiten dürfen.
Die überarbeitete Fassung der DIN EN 60445 beinhaltet redaktionelle und zahlreiche fachliche Anpassungen, die die Leitungskennzeichnung in der Elektrotechnik grundlegend verändern:
- Terminologie: Ausrichtung an IEC 60050-195
- Anwendung: Hinweise im Hinblick auf mit IEC Guide 104
- Farbkodierung: Kennzeichnung von Phasen in Gleichspannungssystemen
- Entsprechende Erweiterungen in Tabelle A.1
Fachliche Änderungen zur Kabelmarkierung nach DIN EN 60445
Für EFK und Techniker sind besonders die aktualisierten Vorgaben rund um Kabelbeschriftung und Aderfarben wichtig. Konkret geht es um folgende Neuerungen:
Außenleiter in Gleichstromsystemen
Zur Identifikation der Außenleiter in Gleichstromsystemen wurde eine neue Farbmarkierung eingeführt. Die korrekte Zuordnung der Aderfarben laut Norm:
- Positiver Außenleiter: Rot
- Negativer Außenleiter: Weiß
Funktionserdungsleiter
Nach DIN EN 60445 sind zwei zentrale Punkte für die Funktionserdung bzgl. Farbe und Kabelmarkierung zu berücksichtigen:
- Weist der Funktionserdungsleiter eine Kabelkennzeichnung in der Farbe Rosa auf, genügt ein Anbringen der Farbmarkierung an den
- Leiterenden und
- Anschlussstellen.
- Die Kabelkennzeichnung nach DIN EN 60445 schreibt für den Funktionserdungsleiter eine Markierung mit den Buchstaben „FE“ vor.
Buchstaben für die Kabelkennzeichnung nach DIN EN 60445
Sowohl Hersteller als auch Elektrofachkräfte sind auf eine einheitliche Kabelbeschriftung nach der Norm DIN EN 60445 angewiesen. Dazu gilt:
Was wird gekennzeichnet? | Empfehlung der DIN EN 60445 |
Gleichstromelemente | Buchstaben aus der ersten Hälfte des Alphabets verwenden (A bis M) |
Wechselstromelemente | Buchstaben aus der zweiten Hälfte des Alphabets nutzen (N bis Z) |
Des Weiteren ist zu beachten:
- Nicht verwendet werden dürfen die Buchstaben „O“ und „L“. Dies reduziert die Verwechslungsgefahr mit den Zahlen „1“ und „0“.
- Die Symbole „+“ und „-“ sind nach DIN EN 60445 generell erlaubt.
- Die Ziffern 6 und 9 sind zu unterstreichen, sofern sie einzeln stehen.
Außerdem müssen sämtliche alphanumerischen Benennungen einen starken Kontrast zu den verschiedenen Farben der Stromkabel bzw. der jeweiligen Isolierung aufweisen. Das sorgt für eine bessere Lesbarkeit der Kabelkennzeichnung.
Redaktionelle Anpassungen zur Kabelmarkierung nach DIN EN 60445
Die redaktionellen Änderungen durch DIN EN 60445 (VDE 0197):2018-02 umfassen folgende Punkte:
- In Übereinstimmung mit dem IEC-Leitfaden 104 wurde der Text der Einleitung in den Anwendungsbereich verschoben.
- Tabelle A1 weist nun auch die Farbmarkierungen auf für:
- Gleichstromleiter
- Funktionserdungsleiter
- Anmerkungen mit zuvor nicht verbindlichen Anforderungen sind nun normativer Text und damit bindend.
Die Terminologie wurde angeglichen an die Norm IEC 60050-195 „Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch – Erdung und Schutz gegen elektrischen Schlag“.
Übergangsfrist für neue Kabelkennzeichnung
Die überarbeitete Fassung der DIN EN 60445 ist seit dem 01.02.2018 anwendbar. Die Vorgängernorm darf seit Ablauf der Übergangsfrist zum 09.09.2020 nicht mehr verwendet werden.
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Anwendungsbereich: Wo gilt die DIN EN 60445?
Die DIN EN 60445 ist nicht nur eine Kabelfarben-Norm für die Kennzeichnung von Kabeln und Leitern. Ihr Anwendungsbereich bezieht sich vielmehr auf die Leitungskennzeichnung in der Elektrotechnik in vielen Bereichen.
Bei jeder elektronischen Installation hängt ein fehlerfreies und sicheres Arbeiten von der korrekten Umsetzung von Kabelmarkierungen ab. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, entsprechende Elektrosicherheits-Normen nachzuschlagen. Bild: © NDABCREATIVITY – stock.adobe.com |
Zu den betroffenen Bereichen gehören z. B.:
- Maschinen und Anlagen
- Stromversorgung in Gebäuden
- Moderne Kraftfahrzeuge
- Daten- und Netzwerktechnik
Somit dienen die Vorgaben der Norm zur Kabelbeschriftung und Leitungskennzeichnung auch der
- Kennzeichnung von
- Schaltanlagen,
- Schaltschränken,
- Verteilerschränken,
- Bauteilen,
- Schläuchen,
- Schrumpfschläuchen,
- Röhren,
- Adern sowie
- Drähten.
- Identifizierung und Kennzeichnung der Anschlüsse von Betriebsmitteln, seien es
- Widerstände,
- Sicherungen,
- Relais,
- Schütze oder
- Transformatoren.
- Kennzeichnung von Kombinationen
- entsprechender Betriebsmittel
- bestimmter, bezeichneter Leiterenden von umlaufenden elektrischen Maschinen oder deren Kombinationen – etwa in Baugruppen.
Darüber hinaus trägt die DIN EN 60445 den Status einer Sicherheitsgrundnorm nach
- IEC Guide 104 und
- ISO/IEC Guide 51.
Umsetzung der DIN-Norm: So sorgen EFK und Techniker für die korrekte Kabelkennzeichnung
Wie der Anwendungsbereich zeigt, betrifft die Kabelmarkierung nach DIN EN 60445 etliche Branchen und Unternehmen. Denn die Norm gewährleistet die korrekte Kabelkennzeichnung und damit den sicheren Betriebsablauf in fast allen Arbeitsbereichen. Das beginnt bereits mit der korrekten Kennzeichnung von Stromkabeln.
Gerade bei komplexen Systemen und Elektroinstallationen sind jedoch ggf. weitere Normen zur Kabelmarkierung und Gewährleistung der Arbeitssicherheit zu verwenden. Ergänzende Vorgaben sind z. B. in DIN EN 62491 VDE 0040-4 und DIN VDE 0100-520 zu finden. Die exakte Umsetzung aller relevanter Normen ist die entscheidende Voraussetzung für
- den phasenrichtigen Anschluss von elektrischen Betriebsmitteln wie auch Steckdosen.
- die Gewährleistung und Erfüllung der Anforderungen an die Elektrosicherheit.
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Quellen: „Sicherheitshandbuch Elektrosicherheit“, din.de, DKE