Mehr tödliche Unfälle durch Strom in Deutschland
Der VDE berichtet in einer Pressemitteilung vom 17. September 2020 über eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts (StBA), die ergeben hat, dass die Zahl tödlicher Unfälle durch Strom in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
steigende Todeszahlen | Die Anzahl gemeldeter Todesfälle aufgrund von Unfällen durch Strom ist zwischen 2016 und 2018 um 24 % gestiegen, genauer von 34 auf 42 Verstorbene jährlich. |
erstmals auch weibliche Todesopfer | Während es 2016 nur männliche Todesopfer gegeben hat, sind 2018 auch Frauen tödlich an Unfällen durch Strom verunglückt. Die Anzahl männlicher Opfer ist 2018 gleich geblieben, allerdings sind zusätzlich acht weibliche Todesopfer dazu gekommen. |
mehr Unfälle durch Strom im Haushalt | Die allgemeine Zunahme der tödlichen Unfälle durch Strom ist laut VDE vor allem im privaten Haushalt erkennbar. 2018 sind sechs weibliche und sieben männliche Personen Opfer von Unfällen durch Strom im Haushalt geworden. Laut Thomas Raphael, Unfall- und Blitzschutzexperte des VDE, könne die steigende Zahl der Todesopfer durch Strom 2018 damit erklärt werden, dass die Menschen vermehrt Ladegeräte benutzen, auch im Badezimmer. |
Unfälle durch Strom im Gewerbe | In Industrie und Gewerbe sind sechs männliche Personen bei einem Stromunfall umgekommen. 21 Personen sind weder zu Hause noch in Industrie oder Gewerbe durch Strom umgekommen. |
Unfallort immer schwerer ermittelbar | Raphael erklärt, dass in den Totenscheinen immer seltener die Orte angegeben seien, an denen sich der Todesfall ereignet hat. Dadurch sei eine belastbare Analyse bezüglich des Orts, an dem sich der Stromunfall ereignet hat, kaum möglich. |
Um die Anzahl der Todesopfer durch Stromunfälle zu reduzieren, ist es wichtig, dass jeder – vor allem im beruflichen Umfeld – weiß, wie er richtig Erste Hilfe nach einem Stromunfall leistet. Der Beitrag „Stromunfall: So geht Erste Hilfe nach einem Elektrounfall“ zeigt, welche Schritte im Ernstfall notwendig sind, um eine betroffene Person bei einem Elektrounfall durch Strom zu retten.
Billig produzierte Waren können Unfälle durch Strom verursachen
Laut Ansgar Hinz, Geschäftsführer des VDE, würden immer mehr im Internet verkaufte Billigprodukte nicht den europäischen Sicherheitsstandards entsprechen. Demnach würden vor allem Online-Bestellungen aus dem asiatischen Raum häufig den in Deutschland geltenden Normen und Standards nicht genügen, was zu Fehlfunktionen, Kurzschlüssen und Sicherheitsproblemen führen könne. Dies könne die Gefahr durch Stromunfälle erhöhen und für eine steigende Anzahl von Todesopfern sorgen.
Als Orientierungshilfe ist es ratsam, bei gekauften Waren und Gütern auf entsprechende Sicherheitszeichen und -siegel zu achten, die den sicheren Umgang mit einem Produkt gewährleisten sollen. So ist ein sicheres Arbeiten mit elektrischen Anlagen möglich.
Arbeitgeber muss Personal über Verhalten bei Unfällen durch Strom unterweisen
Der Arbeitgeber ist nach § 12 ArbSchG, § 12 BetrSichV und § 4 DGUV Vorschrift 1 gesetzlich verpflichtet, das elektrotechnische Personal sowie alle an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln arbeitende Personen mindestens einmal jährlich über die Gefahren im Umgang mit elektrischen Geräten und Anlagen zu unterweisen. Die „Unterweisungs-DVD: Sicheres Arbeiten mit elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln“ unterstützt Arbeitgeber bei ihrer Unterweisungspflicht und bietet fertige Unterweisungsfilme sowie Vorlagen zur Nachweisdokumentation für die Belegschaft.
Herausgeber der Statistik zu Unfällen durch Strom
Die Kennzahlen der Pressemitteilung des VDE stammen von der Todesursachenstatistik des StBA. Die analysierten Werte beziehen sich rückwirkend auf das Jahr 2018. Dies liegt daran, dass die Zahlen erst zwei Jahre nach Ablauf des betroffenen Jahres verfügbar sind, da die Datenerfassung und -auswertung laut VDE sehr langwierig und umfangreich ist. Die Statistik berücksichtigt alle Altersgruppen und Nationalitäten, jedoch sind Suizide und Bahnopfer in der Untersuchung nicht erfasst.
Quelle: Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE)