Anzeichen Burnout: Typische Symptome und Prävention für Burnout am Arbeitsplatz

04.06.2024 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Laut einer aktuellen Studie der Pronova BKK halten sich 61 % der befragten Arbeitnehmenden für Burnout-gefährdet. Umso wichtiger ist es, die ersten Anzeichen eines Burnouts und mögliche Behandlungsoptionen zu kennen. Damit lassen sich z. B. der Arbeitsplatz und andere Umgebungen entsprechend gestaltet. Was sind typische Anzeichen für ein Burnout und was können Betroffene sowie ihre Arbeitgeber tun, wenn sie solche Symptome feststellen?

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Burnout: Was ist das?
  2. Wie läuft ein Burnout ab?
  3. Wie kündigt sich ein Burnout an? – Erste Anzeichen
  4. Bei Anzeichen von Burnout: Was tun?
  5. Wie kann man Burnout vorbeugen?

Burnout: Was ist das?

Das Burnout-Syndrom (engl. für „ausgebrannt sein“) beschreibt einen Zustand tiefer geistiger, körperlicher und/oder emotionaler Erschöpfung – hervorgerufen z. B. durch anhaltenden Stress in der Arbeit oder private Belastungen. Dabei machen die Betroffenen häufiger Fehler und können sich schlechter auf ihre Aufgaben konzentrieren. Dennoch gibt es kein einheitliches Auftreten der Anzeichen eines Burnouts, was dessen Diagnose umso schwieriger macht.

Burnout gilt zwar nicht als eigenständige Krankheit, kann jedoch Erkrankungen wie Depressionen oder Bluthochdruck begünstigen und zur Arbeitsunfähigkeit führen. Deshalb sollten Beschäftigte und Arbeitgeber die typischen Anzeichen von Burnout kennen.

Wie läuft ein Burnout ab?

Egal ob Mann oder Frau, Lehrer oder Mama, Erwachsener oder Jugendliche – jeder Mensch kann an Burnout erkranken. Dabei verläuft der Zustand oftmals in sieben Phasen ab.

Übertragen auf die Arbeitswelt können diese Phasen z. B. wie folgt aussehen:

1. Frühe Anfangsphase
  • Betroffene investieren sehr viel Zeit und Energie in ihre Aufgaben. Das kann aus Idealismus oder Ehrgeiz geschehen, aber auch aufgrund von Mehrfachbelastungen aus dem Alltag, z. B. durch die Pflege von Angehörigen oder aus Angst vor dem Verlust des Jobs.
2. Reduziertes Engagement
  • Das in der Anfangsphase typische Überengagement kippt in eine Erwartungshaltung um. Die Betroffenen erwarten z. B., dass ihnen der Arbeitgeber etwas für ihren großen Einsatz zurückgibt. Wird diese Erwartungshaltung enttäuscht, rutschen sie in eine starke Frustration.
3. Emotionale Reaktionen
  • Wenn das übermäßige Engagement langsam in Frustration umschlägt, macht sich vermehrt Ernüchterung breit. Die Betroffenen erkennen, dass die Realität nicht den eigenen Wünschen entspricht. Sie geben entweder der Umwelt oder sich selbst die Schuld dafür.
4. Abbau, schwindende Leistungsfähigkeit
  • Hohe emotionale Belastung und sinkende Motivation schlagen sich nach einiger Zeit in schlechteren Leistungen nieder. Die Betroffenen vergessen häufig Termine und begehen vermehrt Flüchtigkeitsfehler.
5. Verflachung und Desinteresse
  • Der mit dem Burnout-Syndrom verbundene Energiemangel führt irgendwann auch zu einem emotionalen Rückzug. Betroffene reagieren zunehmend gleichgültig, fühlen sich gelangweilt, geben Hobbys auf und ziehen sich von Familie sowie dem Freundeskreis zurück.
6. Psychosomatische Störungen
  • Die enorme psychische Belastung führt irgendwann zu körperlichen Beschwerden. Solche psychosomatischen Anzeichen zeigen sich teils schon in der Anfangsphase des Burnouts.
7. Verzweiflung
  • In der letzten Burnout-Stufe steigert sich das Gefühl der Hilflosigkeit zu einem allgemeinen Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Das Leben erscheint den Betroffenen in dieser Phase als sinnlos.

Allerdings durchlaufen nicht alle Betroffenen alle o. g. Phasen. Der Verlauf kann genauso individuell sein wie die Anzeichen für Burnout. 

Wie kündigt sich ein Burnout an? – Erste Anzeichen

Ein Burnout kann sich sowohl durch geistige als auch körperliche Anzeichen ankündigen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Psychische Anzeichen Burnout:
    • Antriebslosigkeit
    • Emotionale Distanz zu Mitmenschen, Empathieverlust (Depersonalisierung)
    • Erhöhte Reizbarkeit
    • Verminderte Entscheidungsfähigkeit
    • Panikattacken
  • Körperliche/neurologische Anzeichen Burnout:
    • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
    • Müdigkeit
    • Kopfschmerzen
    • Schwindel/Gleichgewichtsstörungen
    • Atembeschwerden

→ Hinweis: Das Burnout äußert sich in vielen Symptomen, die sich mit unterschiedlichen Krankheiten überschneiden. Deshalb sollten Betroffene bei Verdacht auf ein Burnout immer eine fachärztliche Meinung einholen.

Im Zusammenhang mit den Anzeichen von Burnout spielt auch das Thema Resilienz eine zentrale Rolle. Wer resilient ist, kann Krisen und Herausforderungen effektiver bewältigen und ist so weniger anfällig für mögliche Anzeichen eines Burnouts.

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Bei Anzeichen von Burnout: Was tun?

Generell sollten Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die festgestellten Symptome eines möglichen Burnouts abzuklären. Das kann zunächst der Gang zur Hausarztpraxis oder der Austausch mit speziellen Beratungsstellen sein.

Lässt sich ein Burnout auf zu hohe psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückführen, können auch Arbeitgeber ihren Teil dazu beitragen, die Betroffenen bei der Genesung zu unterstützen:

  • Den Beschäftigten Zeit geben
    Wie lange es dauert, sich von einem Burnout zu erholen, ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Arbeitgeber sollten ihre Angestellten nicht dazu drängen, so schnell wie möglich wieder zur Arbeit zu kommen, sondern sie motivieren, sich ausreichend zu erholen. Nur so ist eine langfristige Besserung möglich.
  • Bei der Wiedereingliederung helfen
    Beschäftigte, die nach einer Burnout-Diagnose wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, benötigen ggf. Unterstützung bei der Wiedereingliederung. Hier können Arbeitgeber den Betroffenen eine Kollegin oder einen Kollegen zur Seite stellen, die oder der ihnen bei der Rückkehr in den Betriebs- und Arbeitsalltag hilft. Zudem kann ein BEM-Gespräch sinnvoll sein.
  • Während der Ausfallzeit eine Aushilfskraft einstellen
    Durch den Ausfall der betroffenen Person entsteht eine Lücke im Betrieb, die überbrückt werden muss. Steht fest, dass es sich um einen längeren Ausfall handelt, können Arbeitgeber z. B. eine Aushilfskraft einstellen. Denn die bloße Umverteilung der anstehenden Aufgaben auf andere Teammitglieder kann zur Mehrbelastung dieser Beschäftigten führen. Zudem wird den Betroffenen zugesichert, dass ihr Ausfall das Unternehmen nicht nachhaltig schadet und sie sich Zeit für ihre Genesung nehmen können, ohne eine Kündigung befürchten zu müssen.

Um die frühen Anzeichen von Burnout gar nicht erst entstehen zu lassen, ist eine entsprechende Prävention wichtig.

Wie kann man Burnout vorbeugen?

Anzeichen von Burnout lassen sich meist auf zu hohe, anhaltende Belastungen im privaten oder beruflichen Kontext zurückführen. Daher ist es ratsam, genau dort den Einfluss möglicher Risikofaktoren schon im Vorfeld so gering wie möglich zu halten.

So können Arbeitgeber beispielsweise wie folgt einem Burnout in ihrer Belegschaft vorbeugen:

  • Gefährdungsbeurteilung erstellen
    Um mögliche Risikofaktoren für ein Burnout am Arbeitsplatz zu ermitteln, eignet sich eine sog. psychische Gefährdungsbeurteilung. Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, eine solche Beurteilung durchzuführen und hierbei psychische Belastungsfaktoren zu berücksichtigen.
  • Ausgleich anbieten
    Arbeitgeber können Angestellten, die in den letzten Wochen oder Monaten viele Überstunden geleistet haben, einen Freizeitausgleich anbieten. Dies kann bereits im Arbeitsvertrag geregelt sein.
  • Arbeitsplan optimieren
    Bei Schichtarbeit können Arbeitgeber versuchen, den Schichtplan so umzustellen, dass Angestellte, die längere Arbeitstage haben, nicht immer den zeit- und kraftraubendsten Projekten zugeteilt werden.
  • Regelmäßige Pausen beachten
    Oft geht im hektischen Arbeitsalltag die Notwendigkeit einer Mittagspause unter. Hier können Arbeitgeber die Beschäftigten ausdrücklich darauf hinweisen, täglich eine Mittagspause einzulegen.
  • Entspannungsmöglichkeiten und BGM
    Unternehmen können während der Mittagspause verschiedene Entspannungsmöglichkeiten, wie Yoga oder Meditation, anbieten. Aber auch Betriebssport oder andere Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) können ausgleichend wirken.
  • Bewusste Wahl des Betriebsstandorts
    Im Falle eines Unternehmensumzugs kann der Arbeitgeber z. B. bei der Auswahl des neuen Unternehmenssitzes darauf achten, dass das Gebäude nicht an einer viel befahrenen Schnellstraße oder mitten in der Innenstadt liegt. So können Lärmbelästigungen außerhalb des Büros vermieden werden, was den Alltag entspannter macht.

Die Möglichkeiten, ersten Anzeichen von Burnout präventiv zu begegnen, sind vielfältig. Entscheidend ist es, ein Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld zu schaffen, um mögliche Überlastungen zu vermeiden. Hier sind sowohl die Beschäftigten als auch ihre Arbeitgeber gefragt.

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Quellen: „Die neue Betriebssicherheitsverordnung“, Studie „Arbeiten 2023“ Pronova BKK, Neurologen und Psychiater im Netz 

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