Brandschutz im Krankenhaus – Was gilt es zu beachten?

08.03.2025 | E.Schlee/S.Horsch – Online Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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Im Jahr 2024 wurden 114 Brände in Krankenhäusern mit insgesamt 148 Verletzten und 7 Toten registriert, wie aus der aktuellen Statistik des Bundesverbands Technischer Brandschutz e.V. (bvfa) hervorgeht. Diese Zahl steigt kontinuierlichen an. Daher ist es von großer Bedeutung zu ermitteln, an welcher Stelle der Brandschutz im Krankenhaus effektiv verstärkt werden kann. Besonders in diesen Bereichen sind umfangreichere Brandschutzmaßnahmen sowie barrierefreier Brandschutz dringend erforderlich.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind die häufigsten Brandursachen im Krankenhaus?
  2. Brandschutz im Krankenhaus – Wer ist verantwortlich?
  3. Barrierefreier Brandschutz nach DIN 18040 1: die bauordnungsrechtlichen Grundlagen für Krankenhäuser
  4. Brandschutz im Krankenhaus – ein Appell

Was sind die häufigsten Brandursachen im Krankenhaus?

Im Vergleich zu anderen Bränden sind Feuer in Krankenhäusern besonders gefährlich. Dies liegt an mehreren Faktoren:

  • Krankenhäuser sind stark frequentierte Einrichtungen, in denen viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen – das erschwert eine zügige Evakuierung erheblich.
  • Viele Patienten sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und benötigen zusätzliche Unterstützung bei einer Evakuierung.
  • Besucher und ambulante Patienten sind oft mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut und können daher im Notfall häufig nicht schnell genug reagieren.
  • Empfindliche oder veraltete Technik, wie ältere Fernseher, Deckenstrahler o. Ä. sind in vielen Räumlichkeiten installiert.
  • Radioaktive, kontaminierte oder giftige Substanzen sowie Materialien befinden sich im Gebäude, welche im Brandfall freigesetzt werden könnten.

Doch nicht nur diese Punkte stellen eine Herausforderung für den Brandschutz im Krankenhaus dar.

Basierend auf der Statistik der bvfa zeigten sich im Jahr 2024 in deutschen Krankenhäusern mehrere Ursachen für Brände, die häufiger auftraten als andere: Neben technischen Defekten kam es besonders häufig zu Fällen mutmaßlicher Brandstiftung, die in mehreren Fällen zu Zimmerbränden führten. Zusätzlich stellen Brände durch das Rauchen in Patientenzimmern oder das unachtsame Entsorgen von Zigaretten in Mülleimern ein ernsthaftes Problem dar. Betrachtet man diese Resultate der statistischen Auswertung, ist der Faktor Mensch bislang die treibende Kraft hinter den meisten gemeldeten Krankenhausbränden.

Brandschutz im Krankenhaus – „Brandzahlen“ der vergangenen Jahre

Wie o. g. erwähnt, führt der bvfa eine Statistik über fortlaufend aktualisierte Krankenhausbrände in Deutschland, die Daten ab dem Jahr 2013 bis Juni 2024 umfasst.

Diese Tabelle stellt die Häufigkeit der Brände der einzelnen Jahre gegenüber und verdeutlich die Dringlichkeit der Aktualisierung des Brandschutzes im Krankenhäusern.

Jahr

Anzahl der Brände

2024

114

2023

117

2022

96

2021

56

Es ist deutlich zu sehen, dass die Anzahl der Brände in Krankenhäusern von Jahr zu Jahr zunimmt. Auch für das Jahr 2025 werden die Zahlen bei gleichbleibender Tendenz die Marke des Vorjahres einstellen.

Barrierefreier Brandschutz nach DIN 18040 1: die bauordnungsrechtlichen Grundlagen für Krankenhäuser

„Bauliche Anlagen, die öffentlich zugänglich sind, müssen in den dem allgemeinen Besucher- und Benutzerverkehr dienenden Teilen barrierefrei sein“. Das besagt die Musterbauordnung (BMO) Paragraph 50 „Barrierefreies Bauen“. Die bauordnungsrechtlichen Regelungen beschreiben detailliert den Nutzungsfall. Mit der DIN 18040-1 wird auf die grundsätzlichen Anforderungen der besonderen Bedarfe von Menschen mit Behinderungen im Evakuierungsfall hingewiesen. Konkret besagt die DIN 18040-1: „In Brandschutzkonzepten sind die Belange von Menschen mit motorischen und sensorischen Einschränkungen zu berücksichtigen.“

Die verbindlichen Regelungen der eingeführten Norm DIN 18040-1 zum Barrierefreien Bauen nehmen damit eindeutig Bezug auf den Rettungsfall, ohne jedoch nähere Regelungen zu definieren.

Barrierefreie Evakuierung

Bei den öffentlich-rechtlichen Schutzzielen des Brandschutzes steht die Sicherstellung der Flucht und Rettung von Personen im Vordergrund. Das heißt konkret: „Für Nutzungseinheiten mit mindestens einem Aufenthaltsraum, wie Wohnungen, Praxen, selbstständige Betriebsstätten, müssen in jedem Geschoss mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege ins Freie vorhanden sein; beide Rettungswege dürfen jedoch innerhalb des Geschosses über denselben notwendigen Flur führen“.

Barrierefreier Brandschutz in Sonderbauten und Krankenhäusern nach Musterbauordnung

Die MBO regelt keine Vorgaben zum barrierefreien baulichen Brandschutz. Es existieren einige Sonderbauvorschriften für Gebäude für Gesundheit und Pflege, bei denen mit überdurchschnittlichem Anteil an Nutzern mit barrierefreien Bedarfen zu rechnen ist. Dazu gehören Gesundheitsbauten, mit Anforderungen an Übernachtungen, wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Bei Tageseinrichtungen ohne Übernachtungen gehören Schulgebäude mit hohen Anforderungen an die Inklusion dazu.

Brandschutz im Krankenhaus – wer ist verantwortlich?

Um umfassende Brandschutzmaßnahmen zu gewährleisten, muss vorausschauend geplant, schnell und koordiniert gehandelt werden. Dies obliegt der Krankenhausleitung und ihren Führungskräften, die für sämtliche Maßnahmen zum Brandschutz im Krankenhaus verantwortlich sind, sowie staatlichen Prüfstellen.

Grundsätzlich müssen Brandschutzbeauftragte gemäß der Musterbauordnung für Gebäude besonderer Art oder Nutzung (Sonderbauten) aufgrund eines Brandschutzkonzepts oder einer Baugenehmigung mit brandschutztechnischen Auflagen bestellt werden. Insbesondere werden Brandschutzbeauftragte für folgende Sonderbauten benötigt:

  • Krankenhäuser
  • Altersheime
  • Versammlungsstätten und
  • Hochhäuser

Die DGUV Information 205-003 stellt die Mindestanforderungen zu Qualifikation und Ausbildung des Brandschutzbeauftragten fest und definiert außerdem Aufgaben, die eine effektive Umsetzung des Brandschutzes im Krankenhaus unterstützen.

Qualifikation des Brandschutzbeauftragten – Brandschutz Krankenhaus

Brandschutzbeauftragte sind Hauptansprechpartner für alle Fragen rund um den Brandschutz im Krankenhaus. Daher ist eine ausreichende Qualifikation unerlässlich. Das Unternehmen muss unbedingt sicherstellen, dass die dafür vorgesehene Person die notwendige Ausbildung gemäß dieser DGUV-Information sowie die erforderliche Fortbildung für Brandschutzbeauftragte aufweist.

Die Inhalte der Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten befassen sich unter anderem mit:

  • Rechtsgrundlagen in Brandschutz und Arbeitsschutz
  • Brandlehre
  • Brand- und Explosionsgefahren, Brandrisiken
  • Baulicher Brandschutz (zu dem auch eine solide Brandlastberechnung gehört)
  • (Anlagen)technischer Brandschutz
  • Handbetätigte Geräte zur Brandbekämpfung
  • Organisatorischer Brandschutz und Brandschutzmanagement
  • Zusammenarbeit mit Behörden, Feuerwehr, Versicherer
  • Abschlussprüfung mündlich und schriftlich

Diese Ausbildungsthemen werden in mindestens 64 Unterrichteinheiten (UE) – je 45 Minuten lang – eingeteilt. Die Abschlussprüfung findet innerhalb dieser UE statt und ist dabei in ein schriftliches und mündliches Segment unterteilt. Die schriftliche Abschlussprüfung erstreckt sich über mindestens 90 Minuten und beinhaltet überwiegend offene Aufgabenstellungen, die darauf abzielen, die erworbenen Kompetenzen umfassend zu prüfen. Die mündliche Prüfung bewertet anschließend die korrekte und kompetente Darstellung der fachlichen Inhalte. Es ist gestattet, die Prüfungen in Kleingruppen von bis zu fünf Personen durchzuführen, wobei jeder Kandidat mindestens 15 Minuten geprüft wird.

Produktempfehlung

Eine Weiterbildung der Beauftragten ist alle 3 Jahre von der DGUV Information 205-003 vorgeschrieben. Mit dem Seminar „Update: Brandschutzbeauftragte/r 2024/25“ erhalten Sie auch dieses Jahr ein Update zu den wichtigsten gesetzlichen und technischen Neuerungen. Noch heute anmelden!

Brandschutz im Krankenhaus – ein Appell

Die steigende Anzahl an Bränden in den letzten Jahren verdeutlicht die Notwendigkeit, den Brandschutz im Krankenhaus erheblich zu verstärken. Dieser Prozess beginnt bereits bei der regelmäßigen Aktualisierung und Wartung der technischen Anlagen und des gesamten Equipments im Krankenhaus. Um diese Aufgaben effektiv und in regelmäßigen Abständen durchzuführen, wird dringend qualifiziertes Personal benötigt.

Produktempfehlung

Die Erstellung und das Aushängen der Brandschutzordnung erfolgen gemäß der DIN 14096. Diese Norm ist in drei Teile gegliedert: Teil A, Teil B und Teil C. Laden Sie jetzt Teil A kostenlos herunter, um einen ersten Einblick zu erhalten!

Zudem könnten strengere Vorschriften und konsequentere Maßnahmen gegenüber Patienten eingeführt werden, um das Rauchen in den Zimmern zu reduzieren und so das Risiko von Bränden zu minimieren.

Ein grundlegendes Problem im Gesundheitssektor ist jedoch der weitverbreitete Personalmangel. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, könnte die deutsche Regierung den Gesundheitssektor durch bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und gezielte Aus- und Fortbildungsangebote attraktiver gestalten. Solche Maßnahmen würden nicht nur die allgemeine Attraktivität des Berufsfeldes steigern, sondern auch gezielt dazu beitragen, mehr Fachpersonal für den Brandschutz im Krankenhaus zu gewinnen.

Wenn an diesen Punkten intensiv gearbeitet wird, können nicht nur die bestehenden Sicherheitslücken im Brandschutz geschlossen, sondern auch die generelle Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung verbessert werden. Dies würde zu einer insgesamt stabileren und sichereren Umgebung in Krankenhäusern führen, was letztlich sowohl Patienten als auch Personal zugutekommen würde.

Quellen: https://www.bvfa.de/121/the, https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3872

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