Feuerlöschsprays: ASTA-Empfehlung, Vor- und Nachteile

12.08.2024 | S.Horsch/J. Morelli – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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© Stefan Wagner
Seit der 2022 erneuerten ASTA-Empfehlung wird das Feuerlöschspray als mögliche Alternative zum herkömmlichen Feuerlöscher in Arbeitsstätten immer häufiger diskutiert. Jedoch müssten dafür einige zusätzliche Anforderungen erfüllt werden. Auch stellen sich Fragen nach der Umweltverträglichkeit, vor allem wenn es um ein mögliches PFAS-Verbot der EU geht. Dieser Beitrag beantwortet dazu Fragen wie: Wie gut sind Feuerlöschsprays? Wie lange ist ein Feuerlöschspray haltbar? Muss die Belegschaft eigens für den Umgang mit ihnen unterwiesen werden?

Inhaltsverzeichnis

  1. Wie gut ist das Feuerlöschspray?
  2. Was gilt für Feuerlöschsprays am Arbeitsplatz?
  3. DIN EN 16856 – Einsatz von Feuerlöschsprays in Arbeitsstätten
  4. Fazit: Löschleistung vs. Kompaktheit

Wie gut ist das Feuerlöschspray?

Um zu beurteilen, ob und in welchem Ausmaß das Feuerlöschspray anstelle des herkömmlichen Handfeuerlöschers sinnvoll ist, hilft es, die Vor- und Nachteile zu vergleichen:

Diese Vorteile bietet das Feuerlöschspray:

  • Einfache Bedienung: Wie eine „normale“ Spraydose lassen sich auch die Feuerlöschsprays intuitiv verwenden. Das macht sie ideal für Laien.
  • Schneller Einsatz: Es gibt keinen Sicherungsstift – einfach Deckel ab und auf den Sprühknopf drücken.
  • Handlichkeit: Die Feuerlöschsprays sind klein und lassen sich leicht verstauen und lagern, zum Beispiel in kleinen Büros, neben dem Schreibtisch, in der Handtasche etc.
  • Sauberkeit: Die Rückstände nach erfolgreichem Löschangriff sind im Vergleich zur Wasser-, Schaum oder CO2-Feuerlöschung i. d. R. deutlich leichter zu beseitigen.
  • Keine Wartung: Anders als traditionelle Feuerlöscher muss das Feuerlöschspray nicht regelmäßig gewartet werden.

Diese Nachteile bringt das Feuerlöschspray:

  • Weniger Löschleistung: Feuerlöschsprays sind ausgelegt für kleinere Entstehungsbrände (wie zum Beispiel Fettbrände in der Küche) und reichen meist nur zwischen 2 und 4 Meter. Bei größeren Bränden stoßen sie schnell an ihre Grenzen.
  • Nur einmal verwendbar: Die meisten Feuerlöschsprays müssen nach dem einmaligen Einsatz weggeworfen werden.
  • Keine Eignung für alle Bandklassen: Feuerlöschsprays eignen sich vor allem für die Brandklassen A, B und F – nicht hingegen für C, D und E.
  • Gefahr der Explosion: Da der Behälter unter Druck steht, kann er bei zu großer Hitze explodieren.
  • Geringere Haltbarkeit: Feuerlöschsprays sind in der Regel nur 3 Jahre haltbar. Andererseits sind die Spraydosen deutlich günstiger als herkömmliche Handfeuerlöscher.

Was gilt für Feuerlöschsprays am Arbeitsplatz?

Damit kleinere Feuerlöscher wie Feuerlöschsprays in Arbeitsstätten verwendet werden dürfen, müssen mindestens zwei Zusatzfaktoren gewährleistet sein:

  1. Die Zugriffszeit muss deutlich reduziert werden, d. h. die Entfernung zu den Feuerlöschsprays sollte gegenüber Feuerlöschern, falls möglich um etwa die Hälfte reduziert werden.
  2. Zusätzlich verlangt die ASR A2.2 eine Verdoppelung der betrieblichen Brandschutzhelfer, da weit mehr Kleinfeuerlöscher als alternative Dauerdrucklöscher im Betrieb vorhanden sein werden.

Wichtig: Entsprechend geschultes Personal ist im Brandfall oft das Zünglein an der Waage. Neben einer fundierten Brandlastberechnung lassen sich durch die gezielte Brandschutzunterweisung Ernstfälle nicht nur früher erkennen, sondern Brandangriffe und Evakuierungen effektiver durchführen. "Unterweisung: Verhalten im Brandfall" beinhaltet Praxisbeispiele und beschreibt anschaulich unterschiedliche Bewältigungsstrategien. 

 

DIN EN 16856 – Einsatz von Feuerlöschsprays in Arbeitsstätten

Damit das Feuerlöschspray überhaupt neben dem häuslichen Einsatz auch für die Verwendung in Arbeitsstätten in Frage kommen könnten, formuliert die DIN EN 16856 vier Grundeigenschaften:

  1. Etwa 75 % des Löschmittels müssen eine Wurfweite von mindestens 2 Metern erreichen.
  2. Nicht weniger als 6 Sekunden lang sollte permanent Löschmittel ausgestoßen werden.
  3. Da direkter Kontakt der Dosenaußenseite und der Haut (Hand) besteht, darf die Betriebstemperatur eines Feuerlöschsprays 50 Grad Celsius nicht überschreiten.
  4. Gewicht weniger als 1 Kilogramm

→ Problematisch ist nach wie vor, dass das Feuerlöschspray aufgrund seiner Produkteigenschaften im Gegensatz zu herkömmlichen Feuerlöschern nicht auf die Funktionsfähigkeit überprüft oder nach Gebrauch wieder befüllt werden kann.

Fazit: Löschleistung vs. Kompaktheit

Ausgiebige Praxistests haben für das Feuerlöschspray eine durchschnittliche Löschmittelausstoßrate von 0,028 Liter pro Sekunde ergeben. Ein ähnlich kompakter Feuerlöscher mit doppelt so großem Volumen (2 Liter) erreicht hingegen etwa 0,12 Liter pro Sekunde. Im Vergleich zu diesen beiden hat ein Feuerlöscher mit 6 LE einen Löschmittelausstoß von 150 bis 200 Millilitern pro Sekunde.

Nicht zuletzt diese vergleichsweise geringen Werte lassen ein Feuerlöschspray nur in der Bekämpfung eines entstehenden Brandherdes effizient erscheinen. Bei großen Brandangriffen reicht die Löschmittelausstoßrate schlicht nicht aus, um wirksam sein zu können.

Zwar sind sie handlich und einfach zu bedienen. Jedoch müssen sie auch ungenutzt nach etwa 3 Jahren ausgetauscht werden. Das stellt ein nicht unerhebliches Maß an zusätzlichem Sondermüll dar und würde in der Praxis den ökologischen Fußabdruck eines Betriebes deutlich erhöhen.

Quellen: "Der Brandschutzbeauftragte 8/2020", BAuA