VdS CEA 4001 – Richtlinie für Sprinklerleitungen: Brandgefahrenklassen und Stromversorgung

10.05.2022 | J. Morelli – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Seit Januar 2021 gilt die novellierte Fassung der VdS CEA 4001. Die bis dahin gültige VdS CEA 4001: 2018 verliert damit ihre Gültigkeit. Das international anerkannte Standardwerk zur Planung und dem Einbau von Sprinkleranlagen wurde damit umfassender und besitzt von nun an eine größere Schnittmenge mit der DIN EN 12845, was es Planern, Betreibern und Verantwortlichen vereinfachen sollte, sichere und effiziente Sprinkleranlagen umzusetzen. Welche Änderungen und Neuerungen beinhaltet die Richtlinien? Welche Brandgefahrenklassen werden genannt und wie kann die Stromversorgung von Sprinkleranlagen sichergestellt werden?

Inhaltsverzeichnis

  1. VdS CEA 4001:2021 – alle Änderungen im Überblick
  2. Für welche Sprinkler-Klassen gilt die VdS CEA 4001?
  3. Wer darf an Sprinkleranlagen arbeiten?
  4. Brandgefahrenklassen nach VdS CEA 4001
  5. Sicherheit der Stromversorgung
  6. Fazit

VdS CEA 4001:2024 – alle Änderungen im Überblick

Sprinkleranlagen sind Teil des anlagentechnischen Brandschutzes und gehören zu den meistverwendeten Löschsystemen im vorbeugenden Brandschutz. Sie variieren in Größe, Sprinklerart, Rohrleitungen und nicht zuletzt der Technik (trocken, nass und vorgesteuert).

Bei der Planung und dem Einbau von Sprinklersystemen ist die VdS CEA 4001 neben der DIN EN 12845 („Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen – Automatische Sprinkleranlagen – Planung, Installation und Instandhaltung“) maßgebend. Beide sind vor allem in puncto privatrechtlicher Vorgaben an Sprinklersysteme zu beachten, um versicherungstechnisch auf der sicheren Seite und haftungsbeschränkt zu sein.

Anfang 2024 wurde die VdS CEA 4001 geändert: Schutzkonzepte für mehrfachtiefe Regale (Multiple-Row-Racks – MRR) wurden erstmals mitaufgenommen. Darüber hinaus wurde die Klasseneintelung in Klasse 1 und 2 aufgehoben, um dadurch den europäischen Standard besser widerzuspiegeln. Zusätzlich wurden Vorgaben für Rohrleitungen vereinfacht sowie die Angaben zur Wasserversorgung grundlegend überarbeitet.

Inhalt

Allgemeines (Anwendungsbereich, Ziele, Beschreibung, Anerkennung und normative Verweisungen) Definitionen, Vertragsplanung und Dokumentation Umfang des Sprinklerschutzes und Einstufung in Brandgefahrenklassen
Hydraulische Auslegung und Wasserversorgung (inkl. Wahl der Wasserversorgung und Pumpen) Art und Größe von Sprinkleranlagen, Abstände und Anordnung von Sprinklern Konstruktionsmerkmale und Verwendungsmöglichkeiten von Sprinklern (inkl. Armaturen)
Alarme und Alarmierungseinrichtungen Rohrleitungen Schilder, Hinweise und Informationen
Inbetriebnahme- und Abnahmeprüfungen Erhaltung der Betirebsbereitschaft Überwachung von Sprinkleranlagen
Klassifizierung von Risiken (Anhang A) Methode für die Zuordnung von Lagergut (Anhang B) Alphabetische AUflistung gelagerter Produkte und deren Kategorien (Anhang C)
Anforderungen an mehrgeschossige Gebäude (Anhang D) Besondere Anforderungen an Hochhausanlagen (Anhang E) Zusatzanforderungen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Sprinkleranlagen (Anhang F)
Methoden für die Dimensionierung des Rohrnetzes (Anhang G) Informative Abbildungen mit Beispielen (Anhang H) Anerkannte Bauteile (Anhang I)
Neue Techniken – informativ (Anhang J) Schutz vor besonderen Risiken (Anhang K) Normativer ESFR-Sprinklerschutz (Anhang L)
Zumischung von Schaummittel in Sprinkleranlagen (Anhang M) Informative Methode zur Klassifizierung von Lagergut unter Anwendung des Kalorimetertest (Anhang N) Bestätigung zum Anschluss von Hydrantensystemen (Anhang P)
Einbetonieren von Sprinklerrohrleitungen (Anhang Q) Anforderungen der Baustoff- und Feuerwiderstandsklassen und ihre Zuordnung nach DIN 4102 und DIN EN13501 (Anhang R) Verbrennungswärme der Isolierstoffe von Kabeln und Leitungen (gem. VdS 2134; Anhang S)
Selbsttätige Löschhilfeanlagen (Anhang SL) Brandabschnittsbildung (Anhang U) Schnittstellen zu anderen Regelwerken (Anhang T); Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten (Anhang K.3)

Anhang T

Eine der grundlegenden Änderungen in der VdS CEA 4001:2021 ist der neu hinzugekommene Anhang T, der die Schnittstellen zu anderen Regelwerken beinhaltet. Hintergrund hierfür ist der Umstand, dass bei der Planung und dem Einbau von Sprinkleranlagen in der Praxis oft unterschiedliche Regelwerke (DIN EN 12845) vermischt und damit der Sicherheitsstandard heruntergesetzt wird.

Gleichzeitig beschreibt der neue Anhang T auch diejenigen Themenbereiche, die durch die VdS CEA 4001 nicht ausreichend abgedeckt werden und verweist auf die notwendigen Regelwerke. Das geschieht anhand von konkreten Beispielen, die das Nachvollziehen für Planer und Umsetzer erleichtern. (z. B. müssen in manchen Fällen die Bestimmungen von NFPA und FM Global hinzugezogen werden)

Anhang K.3

Der Abschnitt der VdS CEA 4001, der sich mit dem Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten befasst, wurde komplett überarbeitet. Nun enthält er neben den bislang genannten Vorschriften und technischen Regeln basierend auf dem aktuellen Stand der Technik auch konkrete Maßnahmen für Anwendungsfelder, in denen die Brandgefahr durch Flüssigkeiten bislang nicht ausreichend beachtet wurde (z. B. Mischlagerungen in Logistikzentren, nicht getrennte Produktionsbereiche).

Generell wurde mit der Novellierung versucht die Inhalte der Richtlinie in Einklang mit der DIN EN 12845:2020 zu bringen. Beide sind alleinstehend und in Kombination gültig und stellen ein gleichwertiges Schutzniveau dar. 

Aber: Im Gegensatz zur DIN EN 12845 lässt die VdS CEA 4001 nur Fachunternehmen als Errichter für Sprinkleranlagen zu. Dafür verspricht die DIN in bestimmten Fachbereichen ein höheres Schutzniveau (z. B. bei Lagerblockgrößen und Freistreifenbreite)

Exkurs: Was bedeutet VdS CEA?

Die Richtlinie für Sprinkleranlagen des Verbands der Sachversicherer (VdS) in Deutschland wurde mit der europäischen Richtlinie des „European Insurance and Reinsurance  Federation-Comité“ kombiniert.

Weitere wichtige Richtlinien und Normen

  • DIN EN 12845 („Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen – Automatische Sprinkleranlagen – Planung, Installation und Instandhaltung“)
  • „Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau“ (MInd-BauRL)
  • DIN 4102 – Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen
  • DIN EN 13501 – Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten
  • VdS 2134 – Verbrennungswärme der Isolierstoffe von Kabeln und Leitungen
  • Trinkwasserverordnung (TrinkwV)

Für welche Sprinkler-Klassen gilt die VdS CEA 4001?

Die Richtlinie gilt für alle Sprinkleranlagen der Klassen 1 und 2. Dabei stellt die Klasse 1 die höchste Qualitätsstufe dar. Anlagen der Klasse 3, die nicht unter das Regelwerk fallen sind sogenannte „Löschhilfeanlagen“, die nicht den Standard einer Sprinkleranlage erfüllen. Die Klasse 4 hingegen beschreibt nur automatische Löschanlagen für Wohngebäude.

Wer darf an Sprinkleranlagen arbeiten?

Bei Inbetriebnahme können das Schutzniveau und die Ausführungsstandards nur durch anerkannte Prüfsachverständige bescheinigt werden – dabei gibt es Unterschiede in den jeweiligen Bundesländern.

Produktempfehlung

Die Kontrolle und betriebseigene Prüfung darf grundsätzlich nur von einer befähigten Person durchgeführt werden (Betriebssicherheitsverordnung). D. h. die verantwortliche Person benötigt eine bestimmte fachliche Ausbildung, berufliche Erfahrung und Fachkenntnisse im Umgang mit Sprinkleranlagen. Eine Person mit derartigen Qualifikationen und Fachkenntnissen ist z. B. ein Sprinklerwart oder der Brandschutzbeauftragte, der tägliche Sichtkontrollen und wöchentlich umfassendere Kontrollmaßnahmen (Probealarm etc.) durchführen dürfte.

Wie oft müssen Sprinkleranlagen gewartet werden?

Sowohl die VdS CEA 4001 als auch die DIN EN 12845 legen Wartungsintervalle für neue Sprinkleranlagen fest: alljährlich für Nassanlagen und alle 6 Monate für Trockenanlagen. Danach müssen Anlagen im Abstand von drei und fünf Jahren erneut gewartet werden. Eine sog. Altanlagenprüfung ist bei Trockenanlagen alle 12,5 Jahre und bei Nassanlagen alle 25 Jahre Pflicht.

Laut der Richtlinie dürfen auch derartige Wartungsarbeiten nur von zertifizierten Spezialfirmen durchgeführt werden, um Beschädigungen zu vermeiden und die Funktionsfähigkeit über Jahre hinweg aufrechtzuerhalten.

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Unterschiedliche Sprinkleranlagen besitzen unterschiedliche Rohre und Ventile. Gerade bei der Arbeit an Druckleitungen sollte stets auf Spezialisten zurückgegriffen werden, um Sach- und Personenschäden zu vermeiden.
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Brandgefahrenklassen nach VdS CEA 4001 

Die Effektivität bei unterschiedlichen Brandklassen hängt oft mit dem Typ der Sprinkleranlage zusammen. Grundsätzlich werden drei Arten voneinander unterschieden: Nassanlagen, Trockenanlagen und Vorgesteuerte Anlagen.

  • Nassanlagen sind durchgehend mit Wasser gefüllt, d. h. das Rohrnetz steht konstant unter Druck (Verkaufsstätten, Produktions- und Lagerräume, Hochregallager oder Großgaragen)
  • Trockenanlagen beherbergen hingegen Druckluft oder Inertgas (geringe Frostgefährdung – Austrittsverzögerung von bis zu 60 Sekunden).
  • Vorgesteuerte Anlagen funktionieren ähnlich wie Trockenanlagen, werden auf Signal (z. B. durch Rauch-oder Brandmelder) mit Wasser befüllt und durch Brandwärme ausgelöst.

Manche Sprinklersysteme sind für bestimmte Gefahrensituationen besser geeignet als andere. Die VdS CEA 4001 gibt Aufschluss und gleichzeitig Hinweise über die Leistungsfähigkeit bestimmter Anlagen in bestimmten Situationen. Somit wird die Sprinkleranlagen-Planung brandschutzrechtlich gleichzeitig simpler und sicherer.

Brandgefahrenklassen nach VDS CEA 4001 Wasserbeaufschlagung Millimeter pro Minute   Wirkfläche in Quadratmeter
  Nass- oder vorgesteuerte Anlage Trockenanlage
LH  2,25  84  nicht zulässig, Auslegung nach OH1
OH1  5,0  72  90
OH2  5,0  144  180
OH3  5,0  216  270
OH4  5,0  360 nicht zulässig, Auslegung nach HHP1
HHP1  7,5  260  325
HHP2  10,0  260  325
HHP3  12,5  260  325
HHP4   Besondere Betrachtungen sind durchzuführen  
 HHS1 – HHS4 Besonderheiten hierzu finden sich in Abschnitt 6.1. und Abschnitt 6.2. in der VdS CEA 4001

 

LH (low hazard) – Kleine Brandgefahr  Nicht industrielle Nutzung mit geringer Brandbelastung und Brennbarkeit
OH (ordinary hazar) – Mitlere Brandgefahr Handel und industrielle Nutzung, bei der Materialien mit mittlerer brandbelastung und mittlerer brennbarkeit verarbeitet oder hergestellt werden.
HHP (high hazard production) – Hohe Brandgefahr (Produktion) Handel und industrielle Nutzung, bei der Materialien mit hoher Brandbelastung und hoher Brennbarkeit verarbeitet oder hergestellt werden.
HHS (high hazard storage) – Hohe Brandgefahr (Lager) Lagerung von Materialien mit hoher Brandbelastung und hoher Brennbarkeit

Sicherheit der Stromversorgung – „Sprinklerpumpenschaltung"

Anhand einer Sicherheitsstrom- oder Ersatzstromversorgung gemäß des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) kann bei Störung oder Unterbrechung des Stromnetzes weiterhin die Funktionalität der Sprinklersysteme bewahrt werden. Alternativ können eine zweite Stromquelle oder eine duale Stromversorgung (zwei unterschiedliche Umspannwerke) etabliert werden.

Laut VdS CEA 4001 sind derartige Lösungen mit dem aktuellen Stand der Technik vereinbar und entsprechen dem gewünschten Standard. Auch die DIN EN 12845 enthält diese Art der sicheren Stromversorgung als Vorgabe für Sprinkleranlagen. 

Fazit

Die VdS CEA 4001 beinhaltet umfassend informative und normative Beispiele und Vorgaben für die Planung und Errichtung von Sprinkleranlagen. Besonders durch die praxisnahen Beispiele erhalten zuständige Planer, Architekten und Fachfirmen geprüfte Handlungsanreize und Umsetzungsmöglichkeiten.

Vor allem durch den neuen Anhang T über Schnittmengen mit anderen Regelwerken und damit einhergehend der Benennung der eigenen Schwachstellen erhöht sich das Schutzniveau neuer Anlagenkonzepte nach VdS CEA 4001. Dass zur Errichtung und Wartung nur zertifizierte Fachunternehmen beauftragt werden dürfen, trägt weiter zur Sicherheit des eigenen Betriebs bei.

Quellen: „Sicherheitshandbuch Brandschutz", "Handbuch Brandschutzvorschriften", Verein der Brandschutzbeauftragten in Deutschland