Holzschutz nach DIN 68800: Dauerhafte Vermeidung von Bauschäden

10.11.2021 | FMC – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Die Normenreihe DIN 68800 „Holzschutz“ wurde zuletzt im Jahr 2020 aktualisiert. Zahlreiche Vorgaben, z. B. in der DIN 68800-4, wurden dabei konkretisiert. Maßnahmen zum baulichen Holzschutz nach DIN 68800-2 sind verbindlich anzuwenden. Doch was regeln die einzelnen Teile der Holzschutz-DIN 68800 und was bedeuten die aktualisierten Vorgaben für die Baupraxis?

 

Inhaltsverzeichnis

  1. DIN 68800 „Holzschutz“: Allgemeiner Überblick, Inhalte und aktuelle Änderungen
       1.1 DIN 68800-1: Allgemeines
       1.2 DIN 68800-2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
       1.3 DIN 68800-3: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
       1.4 DIN 68800-4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten
  2. Checkliste für vorbeugenden baulichen Holzschutz gemäß DIN 68800
  3. Umsetzung der DIN 68800 für optimalen und nachhaltigen Holzschutz

DIN 68800 „Holzschutz“: Allgemeiner Überblick, Inhalte und aktuelle Änderungen

Die grundlegenden Vorgaben zum Holzschutz nach DIN 68800 sind allgemein anerkannte Regeln der Technik. Die Teile 1 und 2 der Norm sind über die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bauaufsichtlich eingeführt. Die nationale Holznorm gilt für tragende sowie nicht tragende Hölzer und Holzwerkstoffe und ist in vier Teile untergliedert.

Für den baulichen Holzschutz sind die ersten beiden Teile wesentlich – insbesondere DIN 68800-2. Die DIN 68800-3  ist anzuwenden, wenn mit den grundsätzlichen baulichen Maßnahmen kein ausreichender Schutz erreicht werden kann. Teil Vier enthält vor allem die Anforderungen an die Bekämpfung von Holz zerstörenden Pilzen und Insekten.

Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über die wichtigsten Inhalte der einzelnen Normteile.

DIN 68800-1: Allgemeines

Teil Eins der DIN 68800 definiert die grundlegenden Vorgaben und Maßnahmen zum Holzschutz. Im Sinne des baulichen Holzschutzes sind die Vorgaben nach DIN 68800-2 bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Die Maßnahmen zum vorbeugenden Holzschutz nach DIN 68800-3 sind hingegen auf ein Minimum zu reduzieren.

Bereits Teil Eins der Norm 68800 „Holzschutz“ legt die zentrale Rolle von DIN 68800-2 dar.

DIN 68800-2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau

Die Vorgaben nach DIN 68800-2 sichern die Dauerhaftigkeit von Bauteilen aus Holz sowie von Holzwerkstoffen. Für tragende Bauteile ist sie als Technische Baubestimmung in der MVV TB (DIBt) enthalten und damit je nach Bundesland verbindlich. Für nicht-tragende Bauteile ist ihre Anwendung empfohlen.

Dazu umfasst Teil Zwei der Norm vorbeugende bauliche Holzschutz-Maßnahmen in folgenden Bereichen:

  • Bauplanung
  • Konstruktion
  • Bauphysik
  • organisatorische Maßnahmen

Die Maßnahmen zum konstruktiven Holzschutz aus der DIN 68800-2 sind bereits bei der Planung von Holzbauteilen zu berücksichtigen. Das bedeutet:

  • In jedem Fall sind zunächst vorbeugende Maßnahmen zum Holzschutz zu treffen (außen und innen).
    → Erst, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollten Holzschutzmittel nach DIN 68800-3 zum Einsatz kommen.
  • Es sollten keine chemischen Mittel zum Holzschutz für Innenräume genutzt werden, die als Aufenthaltsraum angedacht sind.

Zum Holzschutz nach DIN 68800-2 gelten auch die Gebrauchsklassen von Holzbauteilen (GK) nach DIN EN 335:

Gebrauchsklasse Beschreibung
GK 0 trocken und sichtbar verbleibendes Holzbauteil, nicht bewittert
GK 1 trocken verbleibendes Holzbauteil, nicht bewittert, jedoch verdeckt verbaut
GK 2 gelegentlich feuchtes Holzbauteil, Witterung ausgesetzt, kein Erdkontakt
GK 3.1 häufig Feuchte und Witterung ausgesetzt, kein Erdkontakt
GK 3.2 häufig Feuchte und Witterung ausgesetzt sowie Erdkontakt
GK 4 vorwiegend bis ständig feucht, Witterung ausgesetzt und Erdkontakt
GK 5 ständig feucht (Salzwasser)

Davon zu unterscheiden sind weitere Klassifizierungen, z. B.:

In Deutschland ergänzt die DIN 68800-2 die europäischen Vorgaben, da die regionalen Unterschiede im Holzbau darin keine Berücksichtigung finden. Dennoch soll die normgerechte Umsetzung der Vorgaben nach DIN 68800-2

  • gewährleisten, dass eine niedrigere GK für die jeweiligen Bauteile anwendbar ist und
  • vermeiden, dass weitere Maßnahmen zum Holzschutz nach DIN 68800-3 und -4 notwendig werden.
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Die geltenden Vorgaben zum baulichen Holzschutz nach DIN 68800-2 hängen u. a. davon ab, wie die Holzbauteile genau verbaut werden und welchen Einflüssen sie ausgesetzt sind. Bauschäden durch Feuchtigkeit in verdeckt verbauten Holzbauteilen werden u. U. deutlich später bemerkt und verursachen enorme Sanierungskosten.
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DIN 68800-3: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln

Teil Drei der Holzschutz-DIN 68800 wurde im Jahr 2020 überarbeitet und regelt den vorbeugenden Schutz von Holz sowie von Holzwerkstoffen durch Holzschutzmittel. Er berücksichtigt die Verwendungszwecke von nach EU-Vorgaben behandeltem Holz.

Bei der Anwendung der DIN 68800-3 gilt:

  • Baulicher und konstruktiver Holzschutz nach DIN 68800-2 hat Vorrang.
  • Chemischer Holzschutz ist in Innenräumen zu vermeiden.

DIN 68800-4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten

Die DIN 68800-4 definiert Maßnahmen zur Bekämpfung von Pilz- und Insektenbefall, die das Material angreifen. Sie berücksichtigt dabei jedoch keine Gefährdungen durch Ameisen und Termiten.

Die Norm gilt für folgende Bauteile:

  • tragende Holzbauteile
  • nicht-tragende Holzbauteile und -werkstoffe
  • Mauerwerk bei einem Befall durch Echten Hausschwamm
  • weitere Bereiche wie Mobiliar und Kunstgegenstände (empfohlen)

Teil Vier der Holzschutz-DIN 68800 wurde zuletzt im Dezember 2020 aktualisiert. Die aktuellen Vorgaben lösen damit die Fassung aus dem Jahr 2012 ab. Bei den Änderungen handelt es sich in erster Linie um Konkretisierungen von Vorschriften zu folgenden Themen:

  • Regelsanierung bei Befall mit Echtem Hausschwamm und anderen Pilzen
  • Schädlingsbekämpfung durch Begasung, einschließlich Anforderungen und Protokollierung

Darüber hinaus berücksichtigt die Neufassung zwischenzeitlich erlassene Vorgaben und gesetzliche Bestimmungen zur Zulassung von Holzschutzmitteln. Außerdem wurde der Anwendungsbereich von Mikrowellenverfahren zur Insektenbekämpfung ausgeweitet.

Checkliste für vorbeugenden baulichen Holzschutz gemäß DIN 68800

Um einen langfristig wirksamen Schutz zu erreichen, müssen Verantwortliche nach DIN 68800-2 bereits vor der Bauausführung einige Punkte berücksichtigen:

  • Planung: Rechtzeitig und sorgfältig planen und sämtliche relevante DIN-Vorgaben einbeziehen.
  • Einflüsse von außen: Feuchtigkeit aus Bodenkontakt oder Niederschlag eindämmen.
  • Einflüsse von innen: Innenraum-Aspekte wie Nutzungszweck einbeziehen und Risiko-Faktoren für eine erhöhte Feuchtigkeit vermeiden.

Je nach Bauteil sollten ebenfalls folgende Punkte umgesetzt werden:

  • Anreicherungen von Wasser im Holzquerschnitt vermeiden, einschließlich Anschlüssen, Stößen und Verbindungsmitteln.
  • Maßnahmen zum Feuchteschutz sowie zur Geringhaltung der Baufeuchte und unzuträglicher Feuchteerhöhung umsetzen.
  • Schutz vor Niederschlagswasser – ggf. Ableiten und schnelles Abtrocknen gewährleisten.
  • Maßnahmen zur Vermeidung von Tauwasser oder gar stehendem Wasser definieren.
  • Dauerhaft wirksamen Wetterschutz integrieren.
  • Konstruktionsprinzipien aus DIN 68800-2 befolgen.

Tipp: Eine besondere Herausforderung im Holzbau ist der Sockel von Gebäuden. Wesentlich ist hier der Spritzwasserschutz. Wirksame Maßnahmen zum Holzschutz für außen sind:

  • Mindestabstände einhalten, speziell zwischen Holzunterkante und Oberfläche des Geländes.
  • Einen ausreichend großen Dachüberstand planen.
  • Grobkiesstreifen an Außenwänden anbringen.
  • Gitterroste mit entsprechender Breite, Tiefe und Lochanteil in Türschwellbereichen installieren.
DIN-68800-Abdichtung-Wassereinwirkung-Forum-Verlag-Herkert-GmbH
Die normgemäße Umsetzung des Sockelbereichs eines jeden Gebäudes erfordert besondere Maßnahmen zur Abdichtung und zum Schutz vor Wassereinwirkung. Insbesondere bei ebenerdigen Schwellenbereichen empfiehlt es sich, für baulichen Holzschutz nach DIN 68800 zu sorgen. Ein Gitter mit ausreichendem Lochanteil sowie das Einbeziehen weiterer Baunormen hilft, Bauschäden langfristig zu vermeiden.
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Umsetzung der DIN 68800 für optimalen und nachhaltigen Holzschutz

Nicht nur beim Um- und Ausbau spielt der Rohstoff Holz eine wichtige Rolle. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland circa 25.400 Wohngebäude in Holzbauweise genehmigt. Bei der Planung und Ausführung müssen die Verantwortlichen des Vorhabens die Vorgaben nach DIN 68800 „Holzschutz“ berücksichtigen, insbesondere die DIN 68800-2.

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Regelmäßige Fachinformationen zu Mängeln und Schäden am Bau, von der Beurteilung über die Sanierung bis hin zur nachhaltigen Vermeidung, enthält die Fachzeitschrift „der bauschaden“. In jeder Ausgabe behandelt sie unterschiedliche Fokusthemen, u. a. die Änderungen der DIN 68800. So enthält die Zeitschrift

  • detaillierte Objektberichte,
  • Informationen zu Neuerungen,
  • Praxistipps im Bereich Sanierung und
  • neue Lösungsansätze für Detailfragen in der Baupraxis.

Darüber hinaus erhalten Verantwortliche aktuelle Hinweise zu überarbeiteten Normen, gesetzlichen Vorgaben und Rechtsprechung.

Quellen: „der bauschaden“ Ausgabe Apr/Mai 2021, „Praxisgerechte Bauwerksabdichtungen“, DIN 68800 „Holzschutz“