Wärmedämmung: Bemessungswerte für Baustoffe nach neuer DIN 4108-4:2017-03

11.07.2017 | JS – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Seit März 2017 ersetzt die Norm DIN 4108-4:2017-03 "Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte" die DIN 4108-4:2013-02. Es wurden Produktgruppen der Wärmedämmstoffe neu in die Norm aufgenommen. Die Norm legt außerdem wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte für Baustoffe fest.

Neu aufgenommene Produktgruppen der Dämmstoffe nach neuer DIN 4108-4

Folgende Produktgruppen der Wärmedämmstoffe nach harmonisierten Europäischen Normen (hEN) wurden neu in Zeile 5, Tabelle 2 der DIN 4108-4 aufgenommen.

  • Wärmedämmstoffe aus Polyurethan-(PUR) und Polyisocyanurat-(PIR)Spritzschaum nach DIN EN 14315-1
  • Wärmedämmung aus Produkten mit expandiertem Perlite (EP) nach DIN EN 14316-1
  • Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten nach DIN EN 14509
  • An der Verwendungsstelle hergestellter Wärmedämmstoff aus dispensiertem Polyurethan (PUR)- und Polyisocyanurat (PIR)-Hartschaum nach DIN EN 14318-1
  • An der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus Blähton-Leichtzuschlagstoffen (LWA) nach DIN EN 14063-1
  • An der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung mit Produkten aus expandiertem Vermiculit (EV) nach DIN EN 14317-1
  • An der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus Mineralwolle (MW) nach DIN EN 14064-1
  • Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyethy-lenschaum (PEF) nach DIN EN 16069

Baustoffe zur Dämmung gemäß aktueller DIN 4108-4

Hygroskopische Dämmstoffe

Hygroskopische Dämmstoffe nehmen Feuchtigkeit aus der Umgebung auf und geben sie – in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchtigkeit – wieder an sie ab.

Zu den hygroskopischen Dämmstoffen werden diese Materialien gezählt:

  • Holzfaserdämmstoffe (WF)
  • Holzwolle-Leichtbauplatten (WW)
  • Blähton-Schüttungen (LWA)

Für diese Dämmstoffe gilt ein Zuschlag von 5%, der sich auf dem generellen Zuschlag von 3% und einem Feuchtezuschlag von 2% zusammensetzen.

Für diese Baustoffe gilt die folgende Bemessungsgrundlage: Bemessungswert λB → Nennwert λD x 1,05 ∧ λD ≥ λB + 0,002 [W/mK]

Beispiel: Holzwolle-Platte, λD = 0,06

 
Verhältnis Bemessungswert zu Nennwert für hygroskopische Dämmstoffe (Quelle: Ingrid Kaiser) 

Nicht hygroskopische Dämmstoffe

Da diese Baustoffe keine Feuchtigkeit aufnehmen, entfällt der Sicherheitszuschlag für die Feuchtigkeitsaufnahme, so dass hier lediglich der Grund-Zuschlag von 3% zum Tragen kommt.

Zu den nicht hygroskopischen Dämmstoffen zählen:

  • Mineralwolle (MW)
  • expandierter Polystyrolschaum (EPS)
  • extrudierter Polystyrolschaum (XPS)
  • Polyurethan-Hartschaum (PU)
  • Phenol-Hartschaum (PF)
  • Schaumglas (CG)
  • Blähperlit (EPB)
  • Produkte mit expandiertem Perlite (EP)
  • Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten

Bemessungsgrundlage ist für diese Dämmstoffe: Bemessungswert λB → Nennwert λD x 1,03 ∧ λD ≥ λB + 0,001 [W/mK]

Beispiel: Mineralwolle, λD = 0,03


Verhältnis Bemessungswert zu Nennwert für nicht hygroskopische Dämmstoffe (Quelle: Ingrid Kaiser)

Ermittlung der Bemessungswerte für Dämmstoffe aus Hartschaum

Zu den Hartschaum-Dämmstoffen gehören:

  • Polyurethan-(Spritz-)Schaum (PU(R))
  • Polyisocyanurat-Spritzschaum (PIR)
  • dispensierter Polyurethan-(PUR), Polyisocyanurat(PIR)-Hartschaum

Für diese Dämmstoffe gilt die Bemessungsformel: Bemessungswert λB → Nennwert λD x 1,10 ∧ λD ≥ λB + 0,003 [W/mK]

Beispiel: PU-Ortschaum, λD = 0,025


Verhältnis Bemessungswert zu Nennwert für PU-Dämmstoffe (Quelle: Ingrid Kaiser)

Dämmstoffe ohne vorliegende Messwerte

Für Dämmstoffe ohne vorliegende Messwerte, wie

  • Holzwolledeckschichten
  • expandierter Vermiculit (EV)
  • Polyethylenschaum (PEF),

gilt folgende Bemessungsformel: Bemessungswert λB → Nennwert λD x 1,20 ∧ λD ≥ λB + 0,007 [W/mK]

Polyethylenschaum, λD = 0,035


Verhältnis Bemessungswert zu Nennwert für Dämmstoffe ohne Nachweise (Quelle: Ingrid Kaiser)

Bei hygroskopischen Dämmstoffen ohne Nachweise wie expandiertem Kork (ICB) muss der Zuschlag entsprechend erhöht werden.

Beispiel: Kork, λD = 0,040


Verhältnis Bemessungswert zu Nennwert für hygroskopische Dämmstoffe ohne Nachweise am Beispiel Kork (Quelle: Ingrid Kaiser)

Als Architekt müssen Sie die Anforderungen an Baustoffe kennen. Damit Sie auch die Anforderungen von EnEV erfüllen können, bietet Ihnen der Ratgeber "EnEV 2014/2016 im Gebäudebestand" Detailzeichnungen zu Sanierungsmaßnahmen, Hinweise zur Bestandsaufnahme sowie wichtige Kennwerte.  

Quelle: EnEV 2014/2016 im Gebäudebestand