Dachbegrünung im Detail: Arten, Pflanzen & bauliche Voraussetzungen

16.09.2025 | L. Gschnitzer – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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© Tomasz Zajda – stock.adobe.com

Mit einer Dachbegrünung lassen sich ungenutzte Dachflächen in grüne Oasen verwandeln. Das sieht nicht nur schön aus, sondern bringt auch ökologische Vorteile: Es verbessert das Mikroklima, schützt das Dach vor Witterungseinflüssen und schafft neuen Lebensraum für Pflanzen sowie Tiere. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von Dachbegrünungen es gibt, welche baulichen Voraussetzungen zu beachten und was die Vor- sowie Nachteile von begrünten Dächern sind.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist eine Dachbegrünung?
  2. Welche Arten von Dachbegrünungen gibt es?
  3. Was beeinflusst die Pflanzenauswahl auf begrünten Dächern?
  4. Welche baulichen Voraussetzungen müssen für ein Gründach erfüllt sein?
  5. Welche Vor- und Nachteile hat eine Dachbegrünung?
  6. Welche Regelwerke und Normen sind bei Dachbegrünungen relevant?

Was ist eine Dachbegrünung?

Eine Dachbegrünung ist die Bepflanzung von Dachflächen. Sie umfasst sowohl den Aufbau aus Substrat und Unterkonstruktion als auch die Vegetation. Das fertig bepflanzte Dach wird dabei häufig als Gründach bezeichnet. 

Welche Arten von Dachbegrünungen gibt es?

Extensive Dachbegrünung

Die extensive Dachbegrünung ist eine naturnahe und pflegeleichte Form der Bepflanzung. Sie ist so angelegt, dass sie sich weitgehend selbst erhält. Diese Art der Vegetation muss extremen Bedingungen standhalten, wie Trockenperioden, Frost, Schnee oder Staunässe. Besonders geeignet sind daher anspruchslose (winterfeste) Gräser, Moose, Kräuter und verschiedene Arten von Sukkulenten.

Mögliche Vegetationsformen der Extensivbegrünung sind etwa:

  • Moos-Sedum-Begrünungen
  • Sedum-Kraut-Begrünungen
  • Gras-Kraut-Begrünungen

Intensive Dachbegrünung

Die intensive Dachbegrünung ist deutlich aufwendiger als eine klassische Extensivbegrünung. Sie ähnelt in Gestaltung und Pflege einem klassischen Garten.

Für die Bepflanzung eignen sich Rasenflächen, Gräser, Sträucher, Stauden und Gehölze. Je nach Substratstärke lassen sich auch Kleinbäume auf dem Dach pflanzen.

→ Damit die Intensivbegrünung dauerhaft erhalten bleibt, sind regelmäßige Pflege, ausreichende Bewässerung und Düngung notwendig.

Gut zu wissen: Eine abgeschwächte Form stellt die einfache Intensivbegrünung dar. Sie kann als Übergangsform zwischen einer extensiven und intensiven Dachbegrünung verstanden werden. Hier werden vor allem Gräser, Kräuter, Wildstauden und kleine Gehölze eingesetzt.

Was beeinflusst die Pflanzenauswahl auf begrünten Dächern?

Bei der Auswahl geeigneter Pflanzen für begrünte Dächer sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.

Diese werden unterteilt in:

  • Klimatische und witterungsbedingte Einflüsse: Niederschlagsmenge, Sonnenscheindauer, Häufigkeit der Trockenperioden etc.
  • Bauwerksbedingte Einflüsse: Neigung der Dachflächen, Tragfähigkeit der Dachkonstruktion, Schatten durch umliegende Gebäude (Verschattung) etc.
  • Pflanzenspezifische Einflüsse: Windfestigkeit, Wärmeempfindlichkeit, Frostbeständigkeit etc.

Welche baulichen Voraussetzungen müssen für ein Gründach erfüllt sein?

Statische Anforderungen

Eine Dachbegrünung bringt zusätzliche Lasten auf die Dachkonstruktion und die lastabnehmenden Bauteile mit sich. Dabei muss nicht nur das Eigengewicht des Schichtaufbaus, sondern auch das gespeicherte Regenwasser berücksichtigt werden (Stichwort Regenwassermanagement).

Je nach Art der Begrünung (extensiv oder intensiv) und der Schichtdicken können diese Lasten erheblich variieren. Deshalb ist ein statischer Nachweis immer erforderlich, auch bei Bestandsgebäuden.

Geeignete Konstruktionsarten

Für Dachbegrünungen eignen sich vor allem nicht belüftete Flachdächer wie das Warmdach oder das Umkehrdach.

Folgende Punkte sind bei der Begrünung zu beachten:

  • Bei Warmdächern muss die Wärmedämmung ausreichend druckfest sein (DIN 4108-10, Anwendungstyp DAA).
  • Auch bei Umkehrdächern muss die Wärmedämmung druckfest sein. Zusätzlich wird darauf ein Filtervlies verlegt. Dies soll verhindern, dass feine Boden- und Substratbestandteile in die Fugen der Wärmedämmstoffplatten gelangen.
  • Die Dachabdichtung muss entweder wurzelfest sein oder durch eine zusätzliche Wurzelschutzschicht ergänzt werden, um Schäden durch Wurzeln zu vermeiden.
  • Es dürfen nur Wärmedämmstoffe verwendet werden, die dem Anwendungstyp DUK nach DIN 4108-10 entsprechen – z. B. extrudiertes Polystyrol.

Hinweis: Belüftete Flachdächer (Kaltdächer) sind in der Regel nicht für Dachbegrünungen geeignet, da ihre Tragfähigkeit zu gering ist und es zu baulichen Verformungen und statischen Mängeln führen kann.

Dachneigung und Gefälle

Flachdächer mit extensiver Begrünung sollten mindestens ein Gefälle von 2 % aufweisen. Bei einem geringeren Gefälle kann sich sonst Wasser auf der Dachfläche anstauen, was die Pflanzen schädigen und die Vegetation verändern kann.

Bei intensiv begrünten Dächern mit Anstaubewässerung ist hingegen kein Gefälle erforderlich.

Was außerdem zu beachten ist: Bei stärker geneigten Dächern fließt das Wasser schneller ab, was beispielsweise die Vegetationsschicht erodieren lassen kann. Deshalb sollte bei Dachneigungen über 5° der Aufbau so geplant werden, dass die Schicht mehr Wasser speichern kann und die Dränleistung reduziert wird.

Weitere Anforderungen

Neben Statik und Dachaufbau spielt die Entwässerung eine wichtige Rolle. Das Regenwasser muss nach den geltenden Vorschriften abgeleitet werden, damit sich keine Staunässe bildet.

Auch An- und Abschlüsse, Lichtkuppeln sowie Durchdringungen müssen sorgfältig geplant werden, um Schwachstellen zu vermeiden.

Bei Dachflächen, die zusätzlich genutzt werden (z. B. als Terrasse), ist zudem eine Absturzsicherung erforderlich.

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Welche Vor- und Nachteile hat eine Dachbegrünung?

Vorteile einer Dachbegrünung

  • Schutz der Dachabdichtung: Die Pflanzen- und Substratschichten schützen die Dachabdichtung vor Einwirkungen und Beschädigungen, wie Temperaturschwankungen oder UV-Strahlung. So hält die Dachabdichtung länger.
  • Wasserrückhaltung: Begrünte Dächer speichern Regenwasser. Ein Teil verdunstet direkt, der andere Teil wird verzögert an die Entwässerung weitergegeben. Dadurch sinkt die Hochwassergefahr.
  • Verbessertes Mikroklima: Gründächer heizen sich nicht so stark auf, da die Pflanzen einen Großteil der Sonneneinstrahlung reflektieren und aufnehmen. Außerdem kühlen sie die Umgebungsluft durch Verdunstung und verbessern die Luftqualität durch Staub- und Schadstoffbindung.
  • Besseres Raumklima: Dachbegrünungen speichern Wärme und sorgen dafür, dass die Temperaturen in den darunterliegenden Räumen langsamer ansteigen.
  • Lebensraum für Tiere: Begrünte Dächer bieten Lebensraum für Vögel, Insekten und andere kleine Tierarten.
  • Höhere Baukosten: Bei einem begrünten Dach können höhere Bau- bzw. Herstellkosten entstehen, da zusätzlich das Substrat, die Pflanzen und eine mögliche Verstärkung der Tragkonstruktion notwendig sind.

Nachteile einer Dachbegrünung

  • Mehr Pflegeaufwand: Gründächer müssen regelmäßig gepflegt werden. Vor allem Intensivbegrünungen erfordern einen größeren Pflegeaufwand (z. B. Schneiden von Sträuchern, Neu-Bepflanzen oder Bewässern in Trockenperioden).
  • Zusätzliche Lasten: Die Schichten des begrünten Daches belasten die Dachkonstruktion. Neubauten können diese Lasten meist schon bei der Planung berücksichtigen. Bei Bestandsgebäuden muss jedoch vor der Begrünung geprüft werden, ob das Dach die zusätzliche Belastung tragen kann.
  • Aufwendige Reparatur der Dachabdichtung: Wenn die Dachabdichtung beschädigt wird, muss die Begrünung abgetragen werden, um die Abdichtung zu reparieren. Dies kann aufwendig sein, da nicht immer genau zu erkennen ist, wo die Schäden liegen.
  • Gefahr durch Umverteilung des Substrates: Bei Dacharbeiten darf das Substrat nicht falsch verteilt werden – z. B. zu konzentriert an einer Stelle. Das kann die Dachkonstruktion überlasten und Schäden verursachen.

Welche Regelwerke und Normen sind bei Dachbegrünungen relevant?

Folgende Regelwerke und Normen sind bei der Planung und Ausführung von Dachbegrünungen zu berücksichtigen:

  • DIN 18531 (2017): Die Norm regelt die Planung und Ausführung der Abdichtung bei genutzten und nicht genutzten Dachflächen, einschließlich extensiver und intensiver Begrünungen.
  • Flachdachrichtlinie (2020): Die Richtlinie enthält konkrete Handlungsempfehlungen und Details für die Planung und Ausführung von Abdichtungen bei Flachdächern – sowohl mit als auch ohne Begrünung.
  • Dachbegrünungsrichtlinie (2018): Die Richtlinie befasst sich mit der Planung, Ausführung und Pflege von extensiven und intensiven Dachbegrünungen.

Quelle: „Neubau und Instandsetzung von Flachdächern“