Maßtoleranzen nach DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“: Prüfung Ebenheitstoleranz und Winkeltoleranz
01.10.2019 | JS/S. Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH
Bei der Ausführung von Bauleistungen kommt es häufig vor, dass die in der Planung geforderten Nennmaße herstellerbedingt abweichen. Dann muss diese Abweichung auf ein Maß begrenzt werden, um die Funktion des Bauwerks nicht zu gefährden. Die Norm DIN 18202 enthält dafür die Grundlagen. Bei Fußböden müssen zum Beispiel die Ebenheits- und Winkeltoleranzen geprüft werden. Wie man dabei vorgeht, erklärt dieser Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“: Unterschied zwischen Ebenheitstoleranz und Winkeltoleranz
- Prüfung von Ebenheitstoleranzen nach DIN 18202
- Prüfung der Winkeltoleranz gemäß DIN 18202
- FAQ – häufige Fragen zur DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau – Bauwerke, Bemessung und Prüfung“
DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“: Unterschied zwischen Ebenheitstoleranz und Winkeltoleranz
In der Praxis entstehen häufig Missverständnisse, weil der Unterschied zwischen der Ebenheitstoleranz und der Winkeltoleranz nicht jedem am Bau Tätigen bekannt ist. Am besten ist dieser am Beispiel eines Glastisches zu erklären:
- Ebenheitstoleranz: Betrachten Sie zunächst die Glasscheibe des Tisches. Wenn Sie mit der Hand über die Fläche fahren und keine Erhöhungen oder Vertiefungen fühlen, ist die Fläche eben.
- Winkeltoleranz: Heben Sie den Tisch dagegen an einer Seite an, bewegen Sie ihn aus dem Winkel. Beim Auflegen einer Wasserwaage wird die Abweichung sehr deutlich.
Wesentlich ist, dass beim Messen der Winkeltoleranz eine Wasserwaage benötigt wird, bei der Prüfung der Ebenheitstoleranz dagegen nicht.
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Prüfung von Ebenheitstoleranzen nach DIN 18202
Welche Ebenheitstoleranzen gelten nach DIN 18202? Im Wohnungsbau wird die Ebenheitstoleranz üblicherweise mit Messlatte und -keil geprüft:
Das Werkzeug
Sie benötigen eine Messlatte bis maximal 3 m, einen Messkeil und zwei Blätter Papier. Der Messkeil dient dabei der Bestimmung von Abweichungen, die zwei Blätter Papier zur Festlegung der Hochpunkte.
Das Verfahren
- Legen Sie die Messlatte in einen beliebigen Bereich des Fußbodens (vorzugsweise da, wo die Unebenheit vermutet wird oder zu sehen ist).
- Ziehen Sie nun die Papierblätter unter der Messlatte entlang, bis sie festklemmen. Somit fixieren Sie die Hochpunkte.
- Nehmen Sie nun die Norm DIN 18202:2025-09 „Toleranzen im Hochbau“ zur Hand. In Tabelle 3 sind die für bestimmte Messpunktabstände entsprechenden, zulässigen Abweichungen festgehalten.
- Fixieren Sie nun den Messkeil im Bereich der größten Abweichung seitlich unter der Messlatte und lesen Sie den Wert auf der Skala ab.
- Anhand der Tabelle können Sie schließlich vergleichen, ob die Werte über- oder unterschritten sind.
Fehlerquellen in der Praxis
- Die Messlatte liegt nicht auf der zu messenden Fläche auf, sondern wird auf einer Seite niedergedrückt. Hierbei kommt es zur Vermischung zwischen Ebenheits- und Winkeltoleranz.
- Die Messlatte wird zum äußersten Rand des Estrichs gelegt. Das Ergebnis wird so verfälscht, weil die Ränder einer Verformung unterliegen.
- Die Messlatte ist entweder zu kurz oder zu lang.
Prüfung der Winkeltoleranz gemäß DIN 18202
Die Bestimmung der Winkeltoleranz läuft meist problemloser ab als die Prüfung der Ebenheitstoleranz, weil das Verfahren überschaubarer ist.
Das Werkzeug
Als Werkzeug benötigen Sie eine Wasserwaage, eine Messlatte und einen Messkeil.
Das Verfahren
Maßgebend für die Beurteilung ist der Meterriss (Stichmaß zur Waagerechten) an den Ecken des Bauteils. Entscheidend für das Anlegen des Meterrisses ist der jeweilige Höhenbezugspunkt für das zu messende Geschoss.
- Beginnen Sie mit der Messung an den Meterrissen in den Ecken.
- Um die Tabelle 8, die die Norm DIN 18202 vorgibt, nutzen zu können, müssen Sie das Nennmaß ermitteln. Gemeint ist damit die Diagonale des Raumes. Sie müssen also die Länge der Diagonalen bestimmen.
- Nehmen Sie die Messlatte mit der größten Länge, die Sie in diese Diagonale setzen können, und richten Sie sie in Waage aus.
- Fixieren Sie nun den Messkeil unter der Messlatte und lesen den normgerechten Winkeltoleranzwert in der Tabelle ab.
FAQ – häufige Fragen zur DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau – Bauwerke, Bemessung und Prüfung“
1. Ist die DIN 18202 noch gültig?
Die Norm DIN 18202:2025-09 (Entwurf) ist die derzeit (Stand November 2025) gültige beziehungsweise in Überarbeitung befindliche Fassung. Sie ersetzt die Version von 2019-07.
Wichtige Änderungen gegenüber der DIN 18202:2019-07:
- Überarbeiteter Anwendungsbereich und Grundsätze zur Berücksichtigung von Toleranzen.
- Anpassungen bei Grenzwerten für Ebenheitsabweichungen (Tabelle 3).
- Ergänzte Bestimmungen zur Prüfung.
- Überarbeitete Darstellung der Messpunkte für Lage im Raum
2. Wie viel Toleranz im Rohbau?
Die zulässigen Toleranzen im Rohbau sind in DIN 18202. Sie werden nach Maßabweichungen (Grenzmaße), Ebenheitsabweichungen und Winkeltoleranzen unterschieden und richten sich nach dem jeweiligen Messpunktabstand sowie dem Bauteiltyp.
Grenzwerte im Rohbau – Übersicht (nach DIN 18202, Tabelle 3)
Für Rohbauflächen gelten typische Ebenheitstoleranzen bei Messpunktabständen von:
- 1 m: maximal 4 mm
- 4 m: maximal 10 mm
- 10 m: maximal 20 mm
- Bei 15 m: bis zu 25 mm zulässig.
Die Maßtoleranz von Öffnungen (wie Fenster, Türen) beträgt bei Nennmaßen von 3 bis 6 m meist ±16 mm.
3. Wie viel Toleranz darf ein Estrich haben?
Die zulässigen Toleranzen für Estrichflächen richten sich laut DIN 18202 nach dem Messpunktabstand und gelten für typische Estricharten unabhängig vom Baustoff.
Ebenheitstoleranzen für Estriche gemäß DIN 18202 (Tabelle 3)
- Messpunktabstand 1 m: maximal 4 mm Abweichung
- Messpunktabstand 4 m: maximal 10 mm Abweichung
- Messpunktabstand 10 m: maximal 20 mm Abweichung
- Messpunktabstand 15 m: maximal 25 mm Abweichung
4. Welche Toleranzen gelten im Trockenbau?
Im Trockenbau gelten die Toleranzen aus der DIN 18202, Tabelle 3 für Wände und Decken. Besonders relevant sind die Ebenheits- und Maßtoleranzen für flächenfertige Oberflächen, also für direkt sichtbare Wand- und Deckenflächen aus Gipskarton und vergleichbaren Baustoffen.
Ebenheitstoleranzen Trockenbau (flächenfertige Wände und Decken)
| Messpunktabstand | Maximal zulässige Abweichung |
| 0,1 m | 3 mm |
| 1 m | 4 mm |
|
4 m |
10 mm |
| 10 m | 17 mm |
| 15 m | 20 mm |
Bei Wandöffnungen (zum Beispiel für Türen) liegt die Toleranz für Breite und Höhe in der Regel zwischen ±10 mm und ±12 mm (je nach Öffnungsgröße und Anforderung).
Die zulässigen Abweichungen für Winkel (Winkeltoleranzen) sind ebenfalls in DIN 18202, Tabelle 2 geregelt und liegen meist bei 3 mm (bei Abständen bis 1 m) und 6 mm (bis 4 m).
→ Erhöhte Anforderungen an die Ebenheit („Q3-Oberflächen“ oder Streiflichtbereiche) sind immer gesondert zu vereinbaren.
Die genannten Werte gelten für sichtbare, direkt beurteilbare Trockenbauwände/Decken – bei Unterkonstruktionen oder Untergründen gelten weniger enge Toleranzen
5. Wie viel Toleranz beim Verputzen?
Die Toleranzen beim Verputzen richten sich nach DIN 18202, Tabelle 3 und gelten für Innen- und Außenputz auf Gebäuden.
Ebenheitstoleranzen für Putzflächen (DIN 18202, Tabelle 3 – Zeile 6)
| Messpunktabstand | Maximal zulässige Abweichung |
| 0,1 m | 3 mm |
| 1 m | 4 mm |
|
4 m |
10 mm |
| 10 m | 17 mm |
| 15 m | 20 mm |
Diese Grenzwerte gelten für flächenfertige Putzoberflächen ohne erhöhte optische Anforderungen. Für Flächen mit Streiflicht oder besonderen Sichtqualitäten können engere Toleranzen vereinbart werden.
Bei Laibungen und Öffnungen gelten spezifisch niedrigere Maßtoleranzen (meist ±7 mm bis ±10 mm, je nach Öffnungsgröße).
Quelle: „der bauschaden“; „Das Baustellenhandbuch Maßtoleranzen“