10 Merkmale guten Unterrichts – Tipps für Lehrkräfte
26.02.2025 | Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Was sind Merkmale guten Unterrichts? – 10 Merkmale nach Meyer
Ein „guter“ Unterricht zeichnet sich dadurch aus, dass alle Schülerinnen und Schüler dem Inhalt folgen und daraus etwas mitnehmen können.
Dem deutschen Pädagogen Hilbert Meyer zufolge sollten dafür die folgenden Merkmale erfüllt sein:
1. Klare Strukturierung des Unterrichts
Für einen guten Unterricht ist es zwingend erforderlich, dass zwischen Lehrkraft und Schulklasse klare Regeln, Rituale und Freiräume vereinbart werden.
Unverzichtbar sind folgende Punkte:
- Ziele des Unterrichts klar definieren: Was soll heute gelernt werden?
- Strukturiert vorgehen: Wie soll der Lernprozess ermöglicht werden?
- Methoden, Erklärungen und Darstellungen sind zweckorientiert.
Erst eine klare Strukturierung des Unterrichts gibt den Schülerinnen und Schülern Sicherheit und genügend Freiraum für das eigenverantwortliche Lernen.
2. Hoher Anteil an echter Lernzeit
Selbst wenn eine Lehrkraft nur fünf Minuten zu spät aus der Pause in die Klasse kommt, gehen bereits rund elf Prozent der Unterrichtsstunde verloren. Ein geeignetes Zeitmanagement und Pünktlichkeit sowohl vonseiten der Lehrkraft als auch vonseiten der Schülerinnen und Schüler kann den Anteil echter Lernzeit entscheidend steigern.
Wichtig ist zudem, dass Organisationsarbeiten aus dem Unterricht ausgelagert werden und dass Disziplin und Ordnung während der Unterrichtsstunde eingehalten werden. Denn der Umgang mit Unterrichtsstörungen kostet ebenfalls Zeit.
3. Lernförderliches Klima
In der Lernpsychologie werden vier Grundbedingungen für Lernen unterschieden: Kognition, Motivation, Emotion und soziale Interaktion. Das individuelle Lernen wird demnach erleichtert, wenn Schülerinnen und Schüler gerne lernen, das Lernen mit positiven Gefühlen verbinden und dies im Austausch mit anderen tun.
Voraussetzung für einen guten Unterricht ist, dass die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen können. Zeitgleich sollte die Lehrkraft Gerechtigkeit und Fürsorge vermitteln sowie ein fehlerfreundliches Klima schaffen.
4. Inhaltliche Klarheit
Um einen guten Unterricht nach Meyer zu gestalten, müssen Lehrkräfte didaktischen Grundprinzipien einhalten. Dazu gehört eine verständliche Aufgabenstellung, thematische Stringenz und inhaltliche Klarheit.
Bei der Wahl der Aufgaben sollten die pädagogischen Fachkräfte auf einen Wechsel der Aufgabenformen achten. Offene Aufgabenstellungen lassen Schülerinnen und Schülern mehr Freiraum zum Ausprobieren, Erforschen und Erproben. Das sorgt für eine höhere Anziehungskraft auf die Lernenden.
5. Sinnstiftendes Kommunizieren
Lehrkräfte sollten im Rahmen der sozialen Interaktion
- die Klasse an der Planung der Unterrichtsgestaltung beteiligen,
- eine förderliche Gesprächskultur in der Klasse etablieren,
- die Möglichkeit schaffen, mittels Schülerfeedbacks den Unterricht des Lehrers bewerten zu können und
- Schülerinnen und Schüler zur Reflexion über das eigene Lernen anregen.
Als lernförderlich wirken sich verstärkte Mitgestaltungsmöglichkeiten der Klasse aus, zum Beispiel bei der Auswahl dieser Punkte:
- Inhalte des Unterrichts
- Didaktische Methoden
- Sozial- und Arbeitsformen
- Arbeitsmittel
- Zeitdauer
- Präsentation der Ergebnisse
- Bewertung der Leistungen
6. Methodenvielfalt
Methodenvielfalt ist laut Meyer der Schlüssel zum guten Unterricht. Dabei kommt es auf den Reichtum an Inszenierungstechniken, die Vielfalt der Handlungsmuster und die Variabilität der Verlaufsformen an.
7. Individuelles Fördern
Guter Unterricht berücksichtigt, dass jede Schülerin und jeder Schüler unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Vorerfahrungen und Wissen mitbringt. Dementsprechend muss die Lernumgebung gestaltet und Freiräume ermöglicht werden. Dafür müssen Förderpläne erstellt werden, die möglichst individuell allen Schülerinnen und Schülern gerecht werden.
8. Intelligentes Üben
Für den Lernerfolg ist nicht nur wichtig, dass sich Schülerinnen und Schüler genügend Zeit für die Übungen nehmen. Auch die Art und Weise, wie sie die Übung angehen, ist entscheidend. In diesem Rahmen sind passgenaue Übungsaufträge, gezielte Hilfestellungen und das Bewusstmachen von Lernstrategien entscheidend.
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9. Transparente Leistungserwartungen
Ein guter Unterricht orientiert sich sowohl an den Bildungsstandards als auch an dem Leistungsvermögen der Lernenden. Den Schülerinnen und Schülern muss bewusst sein, welche Leistungen von ihnen erwartet werden. Lehrkräfte sollten deshalb zwischen Lern- und Übungssituationen einerseits und Leistungs- und Testsituationen andererseits unterscheiden. Beim Lernen und Üben sollte es selbstverständlich sein, dass Fehler gemacht werden, aus denen die Betroffnen lernen können.
Zur transparenten Leistungserwartung gehört es aber auch, dass Lehrkräfte zügig Rückmeldung geben, um so den Lernerfolg zu verstärken.
10. Vorbereitete Umgebung
Um die wertvolle Unterrichtszeit nicht mit der Suche nach einem Geodreieck oder dem Spitzen von Bleistiften zu verschwenden, sollte am Arbeitsplatz der Schülerinnen und Schüler (aber auch der Lehrkräfte!) Ordnung herrschen. Bereiten sich alle Beteiligten auf den Unterricht vor und haben das jeweilige Lernwerkzeug parat, wird das Lernen erleichtert.
Schulleitung trägt zur Entwicklung guten Unterrichts bei
Guter Unterricht hängt aber nicht nur von der jeweiligen Lehrkraft ab. Auch die Schulleitung kann zu einer positiven Unterrichtsentwicklung beitragen, indem zum Beispiel die Kooperation der Kolleginnen und Kollegen gestärkt wird.
Gleichzeitig wird die Qualität des Unterrichts regelmäßig im Rahmen dienstlicher Beurteilungen untersucht. Hier helfen die 10 Merkmale guten Unterrichts dabei, den Anforderungen der Beurteilung gerecht zu werden.
Quellen: Meyer, Hilbert (2005): „Was ist guter Unterricht?“, Software „Dienstliche Beurteilungen und Leistungsberichte in der Schule schnell und sicher erstellen“