Digitale Kompetenzen: Lehrer müssen digitales Wissen erlangen und an ihre Schüler weitergeben
03.03.2022 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH
Lehrkräfte müssen digitale Kompetenzen aufweisen, um den Anforderungen der Digitalisierung und modernen Medien im Unterricht gerecht zu werden. Für die technische Aufrüstung der Schulen gibt es finanzielle Unterstützung, u. a. durch den „DigitalPakt Schule“. Gleichzeitig müssen pädagogische Fachkräfte in der Lage sein, Medienkompetenz zu vermitteln. Die Europäische Kommission beschreibt im „DigCompEdu“, welche Fähigkeiten jetzt von den Lehrkräften gefordert sind.Inhaltsverzeichnis
- Studie zur digitalen Kompetenz von Lehrern
- Warum ist digitale Bildung wichtig?
- DigCompEdu definiert den Rahmen für digitale Kompetenzen von Lehrern
- Grafik: digitale Kompetenzen von Lehrkräften
- KMK: Diese digitalen Kompetenzen müssen Schüler nach der Schule besitzen
- Wie kann man digitale Kompetenzen von Lehrern fördern?
Studie zur digitalen Kompetenz von Lehrern
Ein wichtiges Indiz, um den derzeitigen Stand in Deutschland zu ermitteln, sind Studien und empirische Untersuchungen. Dazu gehören u. a. Befragungen zur Selbsteinschätzung der Lehrkräfte. So sagen laut einer Untersuchung der „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) mehr als 75 %, dass sie sich kompetent darin fühlen, digitales Unterrichtsmaterial zu recherchieren und Unterricht vorzubereiten, bei dem sie digitale Medien nutzen.
Dem gegenüber stehen aktuelle Ergebnisse der Bertelsmann-Stiftung. Sie untersuchte in ihrer Studie „Monitor Digitale Bildung“ das Lernen mit digitalen Medien an Schulen und die dafür notwendigen Kompetenzen der Lehrkräfte. Dabei kam heraus, dass nur 43 % der angehenden Lehrkräfte bereits in der Lehramtsausbildung digitale Kenntnisse erlangen. Nach ihrem Abschluss besuchen sogar nur 37 % regelmäßig Weiterbildungen in diesem Bereich. Außerdem wurde erkennbar, dass die Qualifikation stark von der Eigeninitiative der Fachkräfte abhängig ist. So erwerben 91 % der befragten Lehrer die erforderlichen Kompetenzen im Selbststudium und 86 % im Austausch mit Kollegen. Nur etwas weniger als die Hälfte besuchte bereits mehrfach passende schulinterne Fortbildungen.
Daraus zieht die Studie folgende Schlussfolgerungen:
- Das Auseinandersetzen mit digitalen Medien als Lehr- und Lernmittel sollte bereits in der Lehramtsausbildung erfolgen.
- Lehrkräfte müssen beurteilen können, wann, wo und wie sie digitale Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen können.
- Sie brauchen einen Überblick über die vorhandenen pädagogischen Möglichkeiten, insbesondere hinsichtlich der Förderung und Inklusion benachteiligter Kinder. Dazu benötigen Lehrerinnen und Lehrer eine umfassende Aus- und Weiterbildung, die den pädagogisch sinnvollen Einsatz digitaler Medien behandelt.
Warum ist digitale Bildung wichtig?
Die Digitalisierung hat nicht nur Unternehmen fest im Griff, auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen müssen bei dieser Entwicklung Schritt halten. Hierfür ist es unerlässlich, dass pädagogische Fachkräfte ausreichende digitale Kompetenzen erlangen, um „digitalen Unterricht“ zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen Lehrerinnen und Lehrer in der Lage sein, Medienkompetenz und digitale Kompetenzen an ihre Schülerinnen und Schüler weiterzugeben. Denn die Lernenden von heute werden sich nach ihrem Schulabschluss in Unternehmen bewerben, die heute schon ihre Prozesse digitalisieren und digitale Kompetenzen von ihren Beschäftigten verlangen.
Wie Schulen die digitale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen fördern können, zeigt der Beitrag „Digitale Medien im Unterricht: Vor- und Nachteile, Beispiele und Ideen zur Umsetzung“. Jetzt informieren!
Um zeitgemäßen und nachhaltigen Unterricht zu gestalten, sind Schulen z. T. auf staatliche Hilfe angewiesen. So ist der DigitalPakt Schule ein wichtiger erster Schritt, um die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben. Mit Beschluss des DigitalPakts stellt die Bundesregierung fünf Milliarden Euro zur Verfügung, um Schulklassen mit WLAN, neuen Laptops und interaktiven Tafeln auszustatten. Wie gut eine Schule digital aufgestellt ist, können Schulleiterinnen und Schulleiter mit dem Tool SELFIE selbst prüfen.
Zudem hat die Europäische Kommission mit dem „DigCompEdu“ einen europäischen Rahmen für die digitalen Kompetenzen von Lehrkräften vorgelegt. Daran können sich Schulleitungen und pädagogische Fachkräfte orientieren.
DigCompEdu definiert den Rahmen für digitale Kompetenzen von Lehrern
Der DigCompEdu aus dem Jahr 2017 teilt sich in drei Bereiche und beschreibt digitale Kompetenzen auf sechs Stufen. Daraus ergibt sich folgender Aufbau:
1. Berufliche Kompetenzen im digitalen Kontext
Berufliches Umfeld | |
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2. Pädagogische und didaktische Kompetenzen beim Einsatz von digitalen Medien
Digitale Ressourcen |
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Lehren und Lernen mit digitalen Medien |
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Bewertung mittels digitaler Medien |
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Schülerinnen und Schüler zum Umgang mit digitalen Medien befähigen |
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3. Digitale Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern
Digitale Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern fördern |
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Grafik: digitale Kompetenzen von Lehrkräften
Das Goethe-Institut, das den DigCompEdu aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hat, fasst die von der Europäischen Kommission definierten digitalen Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern in einer übersichtlichen Grafik zusammen:
Quelle: © Goethe-Institut, 2019 |
Gleichzeitig definiert die Kultusministerkonferenz (KMK) „Kompetenzen in der digitalen Welt“, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Schulzeit erlangt haben müssen.
KMK: Diese digitalen Kompetenzen müssen Schüler nach der Schule besitzen
Die Kultusministerkonferenz hat zudem einen Kompetenzrahmen mit verbindlichen Anforderungen für die Bildung in der digitalen Welt formuliert, um die Chancen und Potenziale der Digitalisierung pädagogisch begleiten sowie kompetent und kreativ nutzen zu können. Die Implementierung dieses Kompetenzrahmens stellt einen bildungspolitischen Schwerpunkt der Länder in den kommenden Jahren
dar.
Demnach müssen Schülerinnen und Schüler folgende sechs digitale Kompetenzen erlangen:
- Informationen und Daten suchen, verarbeiten und aufbewahren.
- Mithilfe digitaler Medien kommunizieren und als selbstbestimmter Bürger an der Gesellschaft teilhaben.
- Mittels technischer Werkzeuge verschiedene Formate produzieren und Inhalte präsentieren.
- Persönliche Daten, Privatsphäre, Gesundheit sowie Umwelt schützen und sicher in der digitalen Umgebung agieren.
- Digitale (technische) Werkzeuge und Medien nutzen, um Probleme zu lösen.
- Digitale Medien analysieren und über die digitale Welt reflektieren.
Entscheidend für ein erfolgreiches Lernen in der digitalen Welt ist laut KMK, dass Lehrkräfte über entsprechende digitale Kompetenzen sowie didaktische Konzepte verfügen. Daher muss die Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung in den kommenden Jahren einen entsprechenden Schwerpunkt setzen. Hier sind insbesondere die lehrerbildenden Hochschulen gefragt.
Wie kann man digitale Kompetenzen von Lehrern fördern?
Für eine nachhaltige Förderung der Kinder und Jugendlichen ist es wichtig, die Lehrerbildung auszubauen und die digitalen Kompetenzen bzw. Medienkompetenz der Lehrkräfte zu stärken. Für Schulleitungen bedeutet es, dass sie den Fokus verstärkt auf die Weiterbildung von Lehrkräften hinsichtlich ihrer digitalen Kompetenzen richten müssen.
Im ersten Schritt sollten die Lehrerinnen und Lehrer eine Selbsteinschätzung ihrer derzeitigen Qualifikationen abgehen. Hierfür können Schulen den fertigen Fragebogen der Bertelsmann-Stiftung nutzen. Daraus können Schulleitungen und Schulträger Maßnahmen ableiten, um den Ausbau der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte langfristig zu fördern. Möglich sind z. B. schulinterne Fortbildungen und technische Aufrüstungen der Schule.
Wichtig ist außerdem eine bedarfsgerechte Evaluation: Hier sollten die Qualifikationen Bestandteil der Lehrerbeurteilung werden. So können Schulleitungen ihre Lehrkräfte künftig nicht nur auf didaktische Kompetenzen prüfen, sondern auch ermitteln, ob sie ausreichend digitale Fähigkeiten besitzt, um den Unterricht von morgen gestalten zu können.
Quellen: EU-Kommission, Goethe-Institut, Bertelsmann-Stiftung, Kultusministerkonferenz (KMK)