Ad hoc Laden – flexibles Aufladen von Elektroautos ohne Vertrag

19.12.2024 | S.Horsch – Online-Redaktion FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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Ad hoc Laden erlaubt es, Elektroautos spontan an öffentlichen Ladesäulen aufzuladen, ohne sich registrieren oder einen festen Vertrag abschließen zu müssen. Das macht die Ladeinfrastruktur besonders für Gelegenheitsnutzer attraktiv. So profitieren Betreiber der Ad hoc Ladestationen von einer besseren Auslastung und potenziell höheren Einnahmen. Der Fachbeitrag erklärt, wie Ad hoc Laden funktioniert, wo es umsetzbar ist und welche Rolle es künftig für Ladesäulen-Anbieter spielen kann.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Ad hoc Laden – Was ist das?
  2. Wie funktioniert das Ad hoc Laden?
  3. Wo ist Ad hoc Laden möglich?
  4. Vorteile des Ad hoc Ladens für Betreiber
  5. Ausblick: die Zukunft des Ad hoc Ladens für Ladestation-Betreiber
  6. Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Ad hoc Laden
  7. Fazit: Ad hoc Laden als Schritt in Richtung barrierefreies Laden

Ad hoc Laden – Was ist das?

Zur Vereinfachung der Lade- und Bezahlmöglichkeiten in der E-Mobilität gibt es neben dem sog. vertragsbasierten Laden weitere Möglichkeiten des Stromtankens: Zum Beispiel über „Plug & Charge“, über Ladekarten – oder über das zum Tanken an einer herkömmlichen Tankstelle vergleichbare „Ad hoc Laden“, das punktuelle, barrierefreie Laden ohne Authentifizierung und außerhalb von Dauerverträgen.

Rechtliche Vorgaben

Die Vorgaben für das Ad hoc Laden regelt die AFIR-Verordnung 2023/1804, die die AFID-Richtlinie 2014/94/EU ersetzt hat. Ihre Umsetzung in deutsches Recht erfolgt durch die „Verordnung über technische Mindestanforderungen an den sicheren und interoperablen Aufbau und Betrieb von öffentlich zugänglichen Ladepunkten für elektrisch betriebene Fahrzeuge“ (Ladesäulenverordnung (LSV)). Die LSV bestimmt die technischen Mindestanforderungen für den sicheren und interoperablen Betrieb von öffentlich zugänglichen Ladepunkten. Sie schreibt vor, dass Ad-hoc-Laden an allen öffentlich zugänglichen Ladestationen möglich sein muss. Daneben stellt das Mess- und Eichgesetz (MessEG) sicher, dass die Abrechnung der Ladevorgänge eichrechtskonform erfolgt. Auch die Preisangabenverordnung (PAngV) ist relevant, welche die Preisbemessung und transparente Preisangabe (an öffentlich zugänglichen) Ladesäulen bestimmt.

Wie funktioniert das Ad hoc Laden?

Ad hoc Laden oder „spontanes Laden“ ermöglicht den Zugang zu öffentlichen Ladesäulen, ohne eine vorherige Anmeldung oder Vertragsbindung. Der Ladevorgang wird quasi barrierefrei direkt an der Säule gestartet. Der Vorgang umfasst folgende Schritte:

  1. Optionale Identifikation an der Ladesäule:
    Beim Ad hoc Laden ist in der Regel keine vorherige Identifikation oder Registrierung erforderlich. Manche Ladesäulen bieten aber die Möglichkeit, einen QR-Code zu scannen, der den Nutzer auf eine Webseite weiterleitet. Alternativ kann dies auch via App geschehen.
  2. Bezahlung:
    Nach Auswahl der Ladeoption erfolgt die Bezahlung, meist per Kreditkarte, EC-Karte oder digitalen Zahlungsmethoden wie PayPal.
  3. Ladevorgang starten:
    Nach erfolgreicher Bezahlung beginnt der Ladevorgang automatisch.

Wo ist Ad hoc Laden möglich?

Gemäß AFIR-Verordnung 2023/1804 und Ladesäulenverordnung (LSV) ist Ad hoc Laden an allen öffentlich zugänglichen Ladestationen verpflichtend anzubieten. Dazu gehören sowohl AC- als auch DC-Ladesäulen: AC-Ladestationen für normales Laden und DC-Ladestationen für schnelles Aufladen zum Beispiel bei kurzen Fahrpausen unterwegs.

Halböffentliche Ladestationen

Obwohl nicht verpflichtend, bieten viele Unternehmen Ad hoc Laden auch an halböffentlichen Ladestationen an. Diese befinden sich beispielsweise auf Firmenparkplätzen, Hotelgeländen oder Restaurantparkplätzen. Diese große Flexibilität und Mitarbeiter- sowie Kundennähe macht das spontane Ad hoc Laden für Ladestation-Betreiber als Benefit oder Kundenpflege-Maßnahme so attraktiv.

Bezahlmöglichkeiten beim Ad hoc Laden

Ad hoc Laden bietet verschiedene einfache Bezahlmethoden, die keinen Vertrag oder spezielle Ladekarten erfordern:

  • Kreditkarten und Debitkarten: Besonders praktisch an Ladesäulen mit kontaktloser Zahlungsoption.
  • Digitale Zahlungsmethoden: PayPal und ähnliche Dienste werden immer häufiger angeboten.

Vorteile des Ad hoc Ladens für Ladestation-Betreiber

Ad hoc Laden bietet Ladestation-Betreibern mehrere Vorteile:

  • Mehr Laufkundschaft: Da Ad hoc Laden keine vorherige Registrierung erfordert, können mehr spontane E-Auto-Fahrer die Ladestationen nutzen.
  • Zusätzliche Einnahmequelle: Betreiber können durch die spontane und ungebundene Nutzung ihrer Ladestationen zusätzliche Einnahmen generieren.
  • Bessere Kundenpflege: Die Möglichkeit, ohne Vertragsbindung zu laden, kann die Zufriedenheit und Loyalität der Kunden steigern.
  • Erhöhte Auslastung: Durch die einfache Zugänglichkeit und Verwendung kann die Auslastung der Infrastruktur verbessert werden. 
Allerdings gibt es auch Nachteile. So sind etwa zu Stoßzeiten Nutzungseinbrüche wegen Überlastung möglich.
 

Vergleich Ad hoc Laden vs. vertragsbasiertes Laden

 Merkmal Ad hoc Laden
vertragsbasiertes Laden
 Registrierung nicht erforderlich
erforderlich
 Flexibilität sehr hoch
eingeschränkt
 Preisstruktur transparent
teilweise unklar
 Zahlungsmethoden Kreditkarte, PayPal
anbieterabhängig
 Verfügbarkeit überall möglich
eingeschränkt auf Anbieter

Ausblick: die Zukunft des Ad hoc Ladens für Ladestation-Betreiber

Natürlich kann niemand die Zukunft genau vorhersehen. Doch Ladestation-Betreiber und Unternehmer sollten vor allem die folgenden Entwicklungen im Blick behalten:

  1. Erweiterte Infrastruktur: Mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur werden immer mehr Ad-hoc-Ladestationen „aus dem Boden sprießen“. Das wiederum steigert die Flexibilität und Attraktivität von Elektrofahrzeugen.

  2. Technologische Fortschritte: Verbesserte Bezahlmethoden und die Integration von Technologien wie NFC (Near Field Communication) werden den Ladeprozess einfacher und benutzerfreundlicher machen.

  3. Nachhaltigkeit: Betreiber könnten verstärkt auf erneuerbare Energien setzen, die den Strom für Ad hoc Ladestationen liefern.

Zusammenfassend lässt sich hier also sagen, dass Ad hoc Laden eine zunehmend wichtige Rolle bei der Umsetzung der Elektromobilität spielen wird.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Ad hoc Laden

1. Was ist Ad hoc Laden?

Ad hoc Laden beschreibt das spontane Aufladen von Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen ohne vorherige Registrierung oder Vertragsbindung.

2. Ist Ad hoc Laden an jeder Ladesäule möglich?

In Deutschland sind Betreiber durch die Ladesäulenverordnung verpflichtet, Ad hoc Laden an allen öffentlichen Ladesäulen anzubieten.

3. Welche Zahlungsmethoden werden beim Ad hoc Laden akzeptiert?

Die Bezahlung erfolgt meist per Kreditkarte, EC-Karte oder digitalen Zahlungsmethoden wie PayPal.

4. Ist Ad hoc Laden teurer als Vertragsladen?

Nicht immer. In einigen Fällen, vor allem im Vergleich zu Roaming-Tarifen, kann Ad hoc Laden sogar günstiger sein.

5. Gibt es Einschränkungen beim Ad hoc Laden?

Es gibt keine Einschränkungen, solange es sich um öffentliche Ladesäulen handelt. Für private Ladepunkte kann jedoch eine Anmeldung erforderlich sein.

6. Warum ist Ad hoc Laden wichtig?

Es macht das Laden von Elektroautos flexibler, zugänglicher und einfacher – besonders für Gelegenheitsnutzer.

Fazit: Ad hoc Laden als Schritt in Richtung barrierefreies Laden

Die wachsende Verbreitung von Ad hoc Laden macht Elektromobilität für mehr Menschen zugänglich. Die Methode bietet eine praktische Alternative für all jene, die keine langfristigen Verträge abschließen möchten. Durch einfache Bezahlmethoden und die Verpflichtung zur Verfügbarkeit trägt Ad hoc Laden dazu bei, Hürden beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge abzubauen. Mit zunehmend fortschrittlicher Infrastruktur und weiteren technologischen Entwicklungen wird Ad hoc Laden eine zentrale Rolle in der Zukunft der Elektromobilität spielen, sowohl für Unternehmen wie auch für Verbraucher.

Quellen: Quartier, FORUM VERLAG HERKERT GMBH