Der European Green Deal – Ziele, Maßnahmen und Bedeutung
10.12.2024 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH
Der European Green Deal ist zentrales Element der Klimapolitik der Europäischen Union und zielt darauf ab, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Der Deal kombiniert ehrgeizige Umweltziele mit sozialem und wirtschaftlichem Wandel, um den Klimawandel einzudämmen, Ressourcen effizienter zu nutzen und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Was besagt der European Green Deal? Was ist der Green Deal einfach erklärt? Und was bedeutet der Green Deal für die Landwirtschaft?Inhaltsverzeichnis
- Ziele des European Green Deal: der Weg zu einem klimaneutralen Europa
- Maßnahmen des European Green Deals im Detail
- Was bedeutet der European Green Deal für die Landwirtschaft?
- Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum European Green Deal
- Fazit: der European Green Deal als globale Inspiration
Ziele des European Green Deal: der Weg zu einem klimaneutralen Europa
Der europäische Grüne Deal (European Green Deal) definiert eine Strategie, die europäische Wirtschaft und Gesellschaft in eine schadstofffreie Zukunft zu führen. Der Fokus liegt auf Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft und Null-Schadstoff-Emissionen. Vor allem die schrittweise Abschaffung der schädlichsten Stoffe steht im Vordergrund, deren Exposition zu schwerwiegenden chronischen Gesundheitsschäden, langfristigen Umweltauswirkungen, Kontamination von Lebensmitteln und Wasser führen kann.
Überblick: Welche Ziele werden im Europäischen Grünen Deal formuliert?
Der European Green Deal vereint eine Reihe von politischen Initiativen der Europäischen Kommission, darunter:
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Klimaneutralität bis 2050
Die EU strebt an, der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Das bedeutet, dass bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen (Netto-Null-Emissionen) mehr ausgestoßen werden sollen. Das Europäische Klimagesetz legt das Ziel der Klimaneutralität rechtlich verbindlich fest. -
Wirtschaftswachstum entkoppeln
Das Wirtschaftswachstum soll vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden. -
Niemanden zurücklassen
Es soll sichergestellt werden, dass keine Person und kein Ort „zurückgelassen“, also vernachlässigt wird, insbesondere im Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit und die Unterstützung vulnerabler Gruppen. -
Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030
Im Vergleich zu den Werten von 1990 sollen die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden. -
Förderung einer sauberen, kreislauforientierten Wirtschaft
Der European Green Deal will die effiziente Nutzung von Ressourcen fördern, indem auf eine saubere, kreislauforientierte Wirtschaft umgestellt wird. -
Schutz der Biodiversität
Der Verlust der biologischen Vielfalt soll aufgehalten, die Ökosysteme sollen geschützt werden. -
Bekämpfung der Umweltverschmutzung
Die Umweltverschmutzung soll reduziert werden. -
Investitionen in grüne Technologien
Es sollen Investitionen in grüne Technologien und Innovationen gefördert werden. -
Schaffung eines gerechten Übergangs
Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft soll gerecht gestaltet werden, indem Arbeitnehmer und Regionen unterstützt werden, neue Fähigkeiten zu entwickeln und in der grünen Wirtschaft erfolgreich zu sein.
Maßnahmen des European Green Deals im Detail
Der Maßnahmenkatalog des European Green Deals umfasst weitreichende Projekte und Gesetze. Zu den zentralen Initiativen und Maßnahmen des European Green Deals gehören:
1. Fit for 55-Paket
Das Fit for 55-Paket umfasst Maßnahmen, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken sollen. Es beinhaltet eine Reform des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS), die Einführung eines CO2-Grenzausgleichssystems (CBAM) für Importe aus Drittländern mit niedrigeren Klimaschutzstandards sowie verschärfte CO2-Emissionsstandards für Fahrzeuge, um die Elektromobilität voranzutreiben. Darüber hinaus werden Verpflichtungen zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz ausgeweitet.
2. Kreislaufwirtschafts-Aktionsplan
Der Kreislaufwirtschafts-Aktionsplan zielt darauf ab, Abfälle zu reduzieren und Wiederverwendung sowie Recycling zu stärken. Besonders im Fokus stehen Industriezweige wie Elektronik, Bauwesen, Textilien und Kunststoffe.
3. Farm-to-Fork-Strategie
Die Farm-to-Fork-Strategie („Vom Hof auf den Tisch“) strebt eine nachhaltige Umgestaltung der Landwirtschaft und der Ernährungssysteme an. Geplant ist eine Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln, die Förderung des ökologischen Landbaus und die Unterstützung nachhaltiger Lebensmittelerzeugung.
4. Strategie für biologische Vielfalt bis 2030
Die EU möchte mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen schützen und geschädigte Ökosysteme wiederherstellen. Ziel ist es, den Verlust der Biodiversität zu stoppen und die nachhaltige Forstwirtschaft zu stärken.
5. CSRD-Richtlinie
Die CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) verpflichtet große Unternehmen in der EU, umfassend über ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu berichten. Sie erweitert die bisherigen Anforderungen der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und verlangt detaillierte Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) sowie deren Auswirkungen auf das Unternehmen und die Gesellschaft. Ziel ist es, Transparenz und Vergleichbarkeit zu erhöhen, um Investoren, Verbrauchern und anderen Stakeholdern fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
6. Saubere Energie und Wasserstoffstrategie
Die Förderung erneuerbarer Energien wie Solar-, Wind- und Wasserkraft steht im Mittelpunkt der EU-Strategien für saubere Energie. Gleichzeitig soll grüner Wasserstoff als zentraler Energieträger für industrielle Prozesse und den Verkehr etabliert werden.
7. Nachhaltige Mobilität
Die EU setzt auf die Förderung des Schienenverkehrs und des öffentlichen Nahverkehrs, um den Verkehr nachhaltiger zu gestalten. Zudem wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität vorangetrieben und strengere Emissionsstandards für den Flug- und Schiffsverkehr eingeführt.
8. Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit
Die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit ist eine Schlüsselinitiative des European Green Deals und strebt an, den Einsatz schädlicher Chemikalien in der EU zu reduzieren und eine schadstofffreie Umwelt zu schaffen. Ihr wichtigsten Ziele:
- Schutz von Gesundheit und Umwelt: Die Strategie soll die Exposition von Menschen und Ökosystemen gegenüber gefährlichen Chemikalien verringern, indem besonders besorgniserregende Stoffe wie hormonell wirksame Chemikalien, persistente Stoffe und Stoffe mit hoher Toxizität strenger reguliert werden.
- Förderung sicherer und nachhaltiger Chemikalien: Die EU möchte die Entwicklung und Verwendung von Chemikalien fördern, die sicher und nachhaltig im Design sind. Dies bedeutet, dass sie von Anfang an umweltfreundlich, ungiftig und kreislauffähig konzipiert werden.
- Stärkung der EU-Vorschriften: Die Chemikalienstrategie umfasst eine Reform bestehender Regelwerke wie REACH (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) und die CLP-Verordnung (Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Chemikalien). Ziel ist es, Lücken zu schließen und den Schutzstandard zu erhöhen.
- Innovationsförderung: Sie unterstützt Forschung und Innovation in der chemischen Industrie, insbesondere durch Anreize für grüne Technologien und nachhaltige Materialien.
9. Finanzierung und „Just Transition Mechanism“
Der European Green Deal speist sich aus einer Kombination aus öffentlichen Mitteln der EU, nationalen Investitionen und privaten Kapitalströmen.
Zum einen stellt die EU zur Unterstützung des Übergangs 750 Milliarden Euro aus dem NextGenerationEU-Fonds sowie zusätzliche Mittel aus dem EU-Haushalt bereit. Der Just Transition Mechanism soll Regionen unterstützen, die stark von der Abkehr von fossilen Brennstoffen betroffen sind, wie beispielsweise Kohleregionen. Er ruht auf drei Säulen:
- Just Transition Fund (JTF): Dieser Fonds soll mit 19,2 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt ausgestattet werden.
- EIB-Investitionen: Kredite der Europäischen Investitionsbank.
- InvestEU: Spezielle Finanzierungsinstrumente zur Mobilisierung privater Investitionen.
Was bedeutet der European Green Deal für die Landwirtschaft?
Der European Green Deal hat weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft. So ist seine wesentliche Zielsetzung, die Agrarwirtschaft in der EU unter anderem durch die Reduktion des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln sowie durch die Förderung des ökologischen Landbaus nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig soll die Ernährungssicherheit gewährleistet bleiben.
Die folgenden wesentlichen Veränderungen sind im Rahmen des European Green Deal für die Landwirtschaft angedacht:
- Bis 2030 soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet werden.
- Der Einsatz von Düngemitteln soll um 20 Prozent und von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent reduziert werden.
- Es sollen 3 Milliarden Bäume gepflanzt und 25.000 km Flüsse renaturiert werden.
Diese Maßnahmen stellen Landwirte vor große Herausforderungen:
- Die Erträge im Ökolandbau sind im Durchschnitt etwa 20 bis 30 Prozent niedriger als in der konventionellen Landwirtschaft.
- Die Reduktion von Dünger und Pflanzenschutzmitteln wird voraussichtlich zu Ertragseinbußen führen.
- Es besteht die Gefahr, dass die EU mehr Agrarimporte benötigt, was Umweltprobleme in andere Länder verlagern könnte.
Trotz der Herausforderungen bietet der Green Deal auch Chancen:
- Landwirte sollen für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen finanziell honoriert werden (zum Beispiel über Ökoregelungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)).
- Die GAP soll stärker auf Gemeinwohlleistungen wie Biodiversität, Wasserschutz und Klimaschutz ausgerichtet werden.
- Es sollen praxistaugliche und möglichst bürokratiearme Lösungen für alle Formen der Landwirtschaft entwickelt werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum European Green Deal
Was ist der Hauptzweck des EU Green Deals?
Der Hauptzweck ist es, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen und gleichzeitig Wirtschaftswachstum von Umweltzerstörung zu entkoppeln.
Welche Auswirkungen hat der EU Green Deal auf Unternehmen?
Unternehmen müssen nachhaltiger wirtschaften und durch die CSRD-Richtlinie transparent über ihre Umweltauswirkungen berichten.
Wie wird der Green Deal finanziert?
Die EU mobilisiert rund 1 Billion Euro durch öffentliche und private Investitionen im Rahmen des Green Deal. Zudem spielen auch einige bestehende EU-Programme eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung wie:
- Horizon Europe: Forschung und Innovation im Bereich Klima- und Umwelttechnologien.
- LIFE-Programm: Unterstützung von Umwelt- und Klimaprojekten.
- Modernisierungsfonds: Für Mitgliedstaaten mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen zur Modernisierung ihrer Energiesysteme.
Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft im Green Deal?
Die Kreislaufwirtschaft reduziert Abfall, fördert das Recycling und sorgt für nachhaltigere Produktdesigns.
Wann wurde der European Green Deal beschlossen?
Der European Green Deal wurde am 11. Dezember 2019 offiziell vorgestellt und ist seitdem ein zentraler Bestandteil der europäischen Umwelt- und Klimapolitik. Seine Umsetzung erfolgt schrittweise durch zahlreiche Gesetzesinitiativen und Programme.
Wie betrifft der EU Green Deal die Bürger?European-Green-Deal-FORUM-VERLAG-HERKERT-GMBH.jpg
Er fördert saubere Energie, bessere Luftqualität, sichere Lebensmittel und nachhaltigen Verkehr – mit positiven Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität.
Fazit: der European Green Deal als globale Inspiration
Der European Green Deal ist ein visionäres Projekt, das Europa zum Vorreiter im Klimaschutz machen will. Mit innovativen Maßnahmen wie der Förderung erneuerbarer Energien, der Umgestaltung der Landwirtschaft und der Einführung nachhaltiger Industrien setzt die EU neue Maßstäbe. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, dass alle Akteure – Regierungen, Unternehmen und Bürger – gemeinsam handeln.
Quellen: https://commission.europa.eu/; https://eur-lex.europa.eu; „GEG Baupraxis“