Luftschadstoffe und 43. BImSchV: neue Luftreinhalteverordnung für saubere Luft
05.03.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Inhaltsverzeichnis:
- Luftschadstoffe und Luftverschmutzung in Deutschland
- Luftschadstoffe in Deutschland – Tabelle
- Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und Luftschadstoffe
- Novellierung der 43. BImSchV: Ein entscheidender Schritt gegen das Zuviel an Luftschadstoffe
- Die häufigsten Fragen (FAQ) zu Luftschadstoffen und Luftverschmutzung
- Fazit: Luftschadstoffe und die Novelle der 43. BImSchV
Luftschadstoffe und Luftverschmutzung in Deutschland
Luftschadstoffe sind eine der größten Herausforderungen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit in Deutschland. Doch was sind Luftschadstoffe genau?
Definition von Luftschadstoffen
Luftschadstoffe sind chemische Substanzen oder Partikel, die in die Luft gelangen und negative Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben können. Dazu gehören unter anderem Feinstaub, Stickstoffoxide und Schwefeldioxid.
Die Messung von Luftschadstoffen ist entscheidend, um die Luftqualität zu überwachen und Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen zu ergreifen. In Deutschland werden die Konzentrationen von Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon bundesweit überwacht.
PM10 bezeichnet Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von bis zu 10 Mikrometern. Diese Partikel können tief in die Lungen eindringen und gesundheitsschädlich sein. Der Tagesgrenzwert für PM10 liegt bei 50 μg/m³ und darf nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden.
Was sind die wichtigsten Luftschadstoffe?
Luftschadstoffe in Deutschland – Tabelle
Die folgende Tabelle zeigt einige der wichtigsten Luftschadstoffe in Deutschland und zum Vergleich ihre Emissionen in den Jahren 2010, 2021 und 2022:
Schadstoff | 2010 | 2021 | 2022 |
Langfristige Veränderung |
Kurzfristige Veränderung |
---|---|---|---|---|---|
Tonnen | in Prozent | ||||
Ammoniak (NH3) | 643 785,9 | 527 035,0 | 514 065,2 | -20,1 | -2,5 |
Schwefeloxid (SOx) | 545 541,2 | 269 069,6 | 275 289,8 | -49,5 | 2,3 |
Stickoxide (NOx) | 2 043 578,3 | 1 508 626,8 | 1 496 531,9 | -26,8 | -0,8 |
Flüchtige Kohlenwasserstoffe ohne Methan (NMVOC) |
1 398 702,4 | 1 065 853,0 | 1 058 110,4 | -24,4 | -0,7 |
Feinstaub 10 Mikrometer | 299 053,3 | 232 515,9 | 233 724,3 | -21,8 | 0,5 |
Feinstaub 2,5 Mikrometer | 184 536,4 | 129 747,8 | 130 346,3 | -29,4 | 0,5 |
Kohlenstoffmonoxid (CO) | 3 886 746,9 | 2 743 201,7 | 2 685 325,9 | -30,9 | -2,1 |
Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 14. August 2024
Die Emissionen von Stickstoffoxiden und Schwefeldioxid sind leicht rückläufig, während die Feinstaubemissionen variieren. Kohlenmonoxidemissionen haben sich ebenfalls verringert. Dennoch bleibt Handlungsbedarf. Daher hat die EU neue, strengere Grenzwerte für Luftverschmutzung beschlossen, die ab spätestens 2030 gelten sollen. Diese neuen Regeln betreffen Schadstoffe wie Feinstaub, Stickstoffdioxid (NO2) und Schwefeldioxid (SO2). Die Einhaltung der Grenzwerte wird an Messstationen entlang viel befahrener Straßen überprüft. Bürger haben zudem Anspruch auf Schadenersatz, wenn sie durch zu hohe Schadstoffwerte erkranken.
Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und Luftschadstoffe
Das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) spielt eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung. Es regelt die Emissionen von Schadstoffen und zielt darauf ab, die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu schützen. Die Bundesregierung hat das Gesetz kürzlich erweitert, um den Klimaschutz zu fördern und Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien zu beschleunigen. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Umsetzung der EU-Richtlinien zu gewährleisten und die nationale Umwelt- und Klimapolitik zu stärken.
Änderung der Verordnung zur Reduktion von Luftschadstoffen
Eine wichtige Änderung ist die Verordnung über nationale Verpflichtungen zur Reduktion der Emissionen bestimmter Luftschadstoffe (43. BImSchV). Diese Verordnung setzt EU-Richtlinien in deutsches Recht um und legt Emissionshöchstmengen für Schadstoffe wie Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx), flüchtige organische Verbindungen (NMVOC), Ammoniak (NH3) und Feinstaub (PM2,5) fest.
Zum 28. Februar 2025 hat die Bundesregierung eine weitere Änderung dieser Verordnung vorgeschlagen, um die Berichterstattung über Emissionsprognosen zu verbessern. Diese Änderung reagiert auf die delegierte Richtlinie (EU) 2024/299 und zielt darauf ab, die methodischen Entwicklungen im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung (LRTAP-Übereinkommen) in der EU-Richtlinie zu berücksichtigen.
Herausforderungen und Ziele der 43. BImSchV hinsichtlich der Luftschadstoffe
Trotz der Bemühungen bleibt die Luftverschmutzung ein großes Problem. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sterben jährlich Tausende Menschen in Deutschland aufgrund von Luftschadstoffen wie Feinstaub und Stickstoffdioxid. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen die EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe umgesetzt und die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation verbindlich eingehalten werden. Die Reduktion von Luftschadstoffen erfordert eine umfassende Strategie, die sowohl auf technologische Innovationen als auch auf Verhaltensänderungen setzt.
Die Reduktionsziele der 43. BImSchV im Überblick:
Schadstoff | Reduktionsziel ab 2020 | Reduktionsziel ab 2030 |
Stickoxide (NOx) | -39 Prozent | -65 Prozent |
Feinstaub (PM10, PM2.5) | -26 Prozent | -43 Prozent |
Ammoniak (NH₃) | -5 Prozent | -29 Prozent |
Schwefeldioxid (SO₂) | -21 Prozent | -58 Prozent |
NMVOC | -13 Prozent | -28 Prozent |
Novellierung der 43. BImSchV: Ein entscheidender Schritt gegen das Zuviel an Luftschadstoffe
Die Novellierung der 43. BImSchV ist ein bedeutender Fortschritt in der deutschen Umweltgesetzgebung. Diese Anpassung reagiert auf die wachsenden Herausforderungen der Luftverschmutzung und ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Umweltpolitik, die auf eine signifikante Verbesserung der Luftqualität in den EU-Mitgliedstaaten abzielt. Damit stellt die Verordnung sicher, dass Deutschland seine internationalen Verpflichtungen erfüllt und die Emissionsziele der Europäischen Union konsequent einhält.
Ziele der Novellierung
Die Änderung der 43. BImSchV verfolgt mehrere Ziele:
- Verbesserte Datenqualität und Transparenz: Durch die neuen Berichterstattungsanforderungen wird eine präzisere Erfassung und Analyse von Emissionsdaten möglich. Dies hat weitreichende Vorteile für politische Entscheidungsträger, Unternehmen und die Öffentlichkeit.
- Rechtliche Klarheit und Harmonisierung innerhalb der EU: Mit der Harmonisierung der Berichterstattung werden Interpretationsspielräume minimiert und eine einheitliche Umsetzung innerhalb der EU ermöglicht. Klare Definitionen und Regelungen reduzieren Unsicherheiten für Unternehmen und erleichtern die Einhaltung der Vorschriften.
- Langfristige Luftreinhaltung und Gesundheitsschutz: Striktere Vorschriften tragen dazu bei, die Einhaltung der EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe sicherzustellen. Eine verbesserte Luftqualität senkt nicht nur Gesundheitskosten, sondern steigert auch die Produktivität der Bevölkerung.
- Praxisnahe Lösungen durch Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik: Die Gesetzesänderung setzt auf den Dialog zwischen Ministerien, Industrie und Umweltverbänden. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Anforderungen berücksichtigen.
Bedeutung für Unternehmen und Behörden
Die neuen Anforderungen der 43. BImSchV stellen sowohl Unternehmen als auch Behörden vor neue Herausforderungen. Während Behörden sicherstellen müssen, dass Unternehmen die Vorschriften einhalten und Emissionen ordnungsgemäß melden, stehen insbesondere Industrieunternehmen vor der Aufgabe, ihre Produktionsprozesse anzupassen. Auch Energieversorger und die Bauwirtschaft müssen sich verstärkt mit der Einführung emissionsmindernder Technologien befassen.
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Die 43. BImSchV setzt wichtige Rahmenbedingungen für saubere Luft. Doch für eine effektive Umsetzung sind innovative Konzepte und praktische Handlungsempfehlungen unerlässlich, vor allem mit Blick auf die Klimaanpassung. Das praxisnahe Handbuch „Klimaanpassung an Gebäuden, Freiflächen sowie in der Stadt- und Landschaftsplanung“ liefert hierfür das nötige Know-how. Gleich hier bestellen!
Die häufigsten Fragen (FAQ) zu Luftschadstoffen und Luftverschmutzung
Was sind die 7 Hauptursachen für Luftverschmutzung?
Die Hauptursachen für Luftverschmutzung sind überwiegend anthropogen, also durch menschliche Aktivitäten verursacht. Hier sind sieben der wichtigsten Ursachen:
- Verbrennung fossiler Brennstoffe: Die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas für Energieerzeugung, Verkehr und Heizen ist eine der größten Quellen von Luftverschmutzung. Sie führt zur Freisetzung von Schadstoffen wie Kohlendioxid, Stickoxiden und Schwefeldioxid.
- Verkehr: Der Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr trägt erheblich zur Luftverschmutzung bei, insbesondere durch die Emission von Stickoxiden und Feinstaub.
- Industrielle Prozesse: Fabriken und industrielle Anlagen emittieren Schadstoffe wie Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und chemische Prozesse.
- Landwirtschaftliche Aktivitäten: Intensive Viehzucht und der Einsatz von Pestiziden sowie die Verbrennung landwirtschaftlicher Abfälle tragen zur Luftverschmutzung bei.
- Abfallbehandlung: Die Verbrennung von Abfällen und die unsachgemäße Entsorgung führen zu weiteren Schadstoffemissionen.
- Haushalte: Heizung und Kochen in Privathaushalten, insbesondere in Kleinfeuerungsanlagen wie Kaminöfen und Kachelöfen mit festen Brennstoffen wie Holz oder Kohle, tragen vor allem in ländlichen Gegenden einen erheblichen Teil zur Luftverschmutzung bei.
- Brandrodung und Brandfeldbau: Das kontrollierte Abbrennen von Biomasse auf Feldern und in Wäldern zur Landgewinnung oder als landwirtschaftliche Praxis führt ebenfalls zu erheblichen Emissionen.
Natürliche Ursachen wie Vulkanausbrüche und Waldbrände spielen ebenfalls eine Rolle, sind jedoch im Vergleich zu den anthropogenen Quellen weniger dominant.
Welche Auswirkungen haben Luftschadstoffe auf den Menschen?
Luftschadstoffe haben zahlreiche negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Zu den wichtigsten gesundheitlichen Folgen zählen:
- Atemwegsbeschwerden: Luftschadstoffe können zu Husten, Bronchitis, Asthma und einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Atemwegsinfektionen führen.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Sie erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und können zu einem vorzeitigen Tod beitragen.
- Lungenfunktionsbeeinträchtigung: Besonders bei Kindern kann die Lungenfunktion durch Luftschadstoffe beeinträchtigt werden.
- Krebsrisiko: Einige Luftschadstoffe erhöhen das Risiko für Lungenkrebs.
- Neurodegenerative Erkrankungen: Es gibt Hinweise darauf, dass Luftverschmutzung auch mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson in Verbindung stehen könnte.
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Neben den regulatorischen Aspekten der 43. BImSchV ist eine fundierte Ausbildung im Klimaschutzmanagement entscheidend für die praktische Umsetzung von Luftreinhaltemaßnahmen. Der Online-Live-Lehrgang „Zertifizierter Klimaschutzmanager/in“ bietet hierfür eine umfassende Weiterbildungsmöglichkeit. Melden Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter am besten gleich hier an!
Wie kann man Luftschadstoffe vermindern bzw. was kann man gegen Luftschadstoffe tun?
Gesellschaftliche Maßnahmen zur Reduzierung von Luftschadstoffen umfassen eine Vielzahl von Ansätzen, die auf verschiedenen Ebenen umgesetzt werden können. Hier sind einige der wichtigsten Maßnahmen:
Verkehr und Mobilität
- Elektrifizierung: Förderung der Elektrifizierung des urbanen Wirtschaftsverkehrs, von Taxis, Mietwagen und Carsharing-Fahrzeugen sowie von Busflotten im ÖPNV.
- Infrastrukturausbau: Verbesserung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie von Radwegen.
- Verkehrsmanagement: Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme und Verbesserung von Logistikkonzepten.
Industrie und Landwirtschaft
- Emissionsbegrenzungen: Implementierung strenger Emissionsrichtlinien für Industrieanlagen.
- Landwirtschaftliche Praktiken: Reduktion von Ammoniakemissionen, die zu 95 Prozent aus der Landwirtschaft stammen.
Energie und Wohnen
- Erneuerbare Energien: Förderung des Einsatzes erneuerbarer Energiequellen und Austausch von fossilen Heizungssystemen.
- Energieeffizienz: Unterstützung bei der thermischen Sanierung von Gebäuden.
Bewusstseinsbildung und Anreizsysteme
- Umweltbildung: Integration von Umweltthemen in Bildungsprogramme.
- Ökonomische Anreize: Einführung von Steuern auf Energieverbrauch und Emissionen sowie Förderprogramme für umweltfreundliche Technologien.
Internationale Zusammenarbeit
Agenda 2030: Das Luftreinhalteprogramm ist Teil der Bemühungen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele, insbesondere Ziel 3 „Ein gesundes Leben für alle Menschen“.
Diese Maßnahmen zeigen, dass Deutschland einen umfassenden Ansatz verfolgt, um die Luftqualität zu verbessern und die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung zu minimieren. Die Umsetzung und Weiterentwicklung dieser Strategien wird entscheidend sein, um die ambitionierten Ziele bis 2030 zu erreichen.
Fazit: Luftschadstoffe und die Novelle der 43. BImSchV
Trotz erkennbarer Fortschritte, insbesondere bei Stickstoffoxiden und Schwefeldioxid, besteht weiterhin Handlungsbedarf. Die Novellierung der 43. BImSchV stellt einen wichtigen Schritt dar, um die EU-Richtlinien umzusetzen und die Berichterstattung über Emissionsprognosen zu verbessern. Die darin enthaltenen Reduktionsziele sind ambitioniert und erfordern eine konzertierte Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nur durch eine kontinuierliche und interdisziplinäre Zusammenarbeit können die Herausforderungen der Luftreinhaltung in Deutschland erfolgreich bewältigt werden.
Quellen: www.duh.de: Todesfälle in jedem Landkreis Deutschlands: Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht erstmals Übersicht zu Toten durch Luftschadstoffe; „GEG im Bestand“; www.bmuv.de; www.gesetze-im-internet.de