Was macht gesunde Führung aus? – Definition, Modelle und Maßnahmen

28.05.2024 | Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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© Jacob Lund – stock.adobe.com
Egal ob demografischer Wandel oder die Zunahme an psychischen Erkrankungen wie Burnout – die Gesundheit der Beschäftigten im Unternehmen nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Dazu gehören jedoch nicht nur Maßnahmen wie Firmensport, ein Obstkorb oder Zuschüsse für das Fitnessstudio. Auch der Führungsstil der Führungskräfte muss auf die Förderung der Mitarbeitergesundheit ausgerichtet sein. Aber was bedeutet gesunde Führung im Arbeitsalltag und was zeichnet gesunde Führung aus?

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition: Gesunde Führung
  2. Warum ist gesunde Führung wichtig?
  3. Gesunde Führung: Modelle und Führungsstile
  4. Maßnahmen für eine gesunde Führung
  5. Gesundes Führen: Seminar für Führungskräfte

Definition: Gesunde Führung

Der Begriff „gesunde Führung“ (engl. „healthy leadership“) beschreibt, mit welchen Maßnahmen und Methoden Führungskräfte die Gesundheit, Zufriedenheit und Leistung ihrer Beschäftigten fördern. Gesunde Führung geht dabei Hand in Hand mit den Grundzügen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und soll so die körperliche wie mentaleGesundheit im gesamten Unternehmen aufrechterhalten. Hinzu kommen erforderliche Kompetenzen in agiler Führung und hybrider Führung.

Entscheidend für eine gesunde Führung ist auch die Sozialkompetenz der Führungskräfte. Wenn Beschäftigte von ihren Führungskräften soziale Unterstützung erfahren, an Entscheidungen beteiligt werden, selbstbestimmt arbeiten können und wertschätzende Kommunikation zwischen Arbeitnehmenden und ihren Führungskräften stattfindet, wirkt sich das positiv auf die Gesundheit der Beschäftigten aus. Daher ist eine wertschätzende und offene innere Grundhaltung die Basis für gesunde Führung im Unternehmen. Hierzu gehört nicht nur die Anerkennung erbrachter Leistungen der Beschäftigten, sondern auch deren Wertschätzung als Person. Aufmerksamkeit und Sensibilität sind wichtige Attribute eines gesunden Führungsstils, ebenso die Möglichkeit zum Austausch mit- und untereinander.

Aber auch die Selbstführung ist essenzieller Bestandteil einer gesunden Führung. So zeichnet sich ein gesunder Führungsstil nicht nur dadurch aus, dass die Führungskraft das Wohlbefinden der Beschäftigten im Blick behält. Auch ihre eigenen Belastungen und Motivationen tragen ihren Teil zum Erfolg gesunder Führung bei (Stichwort Zeitmanagement). Denn auch die Führungskräfte selbst sind aufgrund ihrer Position hohen Belastungen ausgesetzt. Sie fungieren bei der betrieblichen Gesundheit als Vorbilder: Verhalten sie sich selbst verantwortungsbewusst in Bezug auf die eigene Gesundheit, fördern sie das gesundheitsbewusste Verhalten ihrer Teammitglieder. Setzen sich Führungskräfte mit ihrem eigenen Stress, persönlichen Belastungsfaktoren und Ressourcen auseinander, erkennen sie diese Faktoren auch bei ihren Beschäftigten und können frühzeitig gegensteuern.

Insgesamt verfolgt gesunde Führung das Ziel, leistungs- und gesundheitsförderliche Arbeitsstrukturen im Team zu fördern. Dadurch soll langfristig eine gesundheitsfördernde Kultur im Gesamtunternehmen etabliert werden, um das Wohlbefinden aller Beschäftigten zu schützen und zu fördern. Diese Zielsetzung zeigt bereits, weshalb sich Unternehmen und Führungskräfte mit gesundem Führen auseinandersetzen sollten.

Warum ist gesunde Führung wichtig?

Gesunde Führung im Unternehmen gilt aus Voraussetzung für eine gesunde Belegschaft. Auch wenn der Begriff in der modernen Arbeitswelt immer häufiger genutzt wird, verringert das nicht seine Bedeutung für den Erfolg eines Unternehmens und die Gesundheit der Beschäftigten.

Denn folgende positive Effekte können erreicht werden, wenn Führungskräfte einen gesunden Führungsstil verfolgen:

  • Höhere Zufriedenheit der Beschäftigten
    ⇒ Steigende Arbeitsleistung und höhere Produktivität
    ⇒ Höhere Wettbewerbsfähigkeit am Markt
    ⇒ Geringere Fluktuation, seltener Gratifikationskrisen und stärkere Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen
  • Seltener Konflikte zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten
    ⇒ Weniger Mobbing am Arbeitsplatz
    ⇒ Seltener praktizierter Präsentismus durch Druck von Seiten der Führungskraft
  • Geringere psychische Belastung innerhalb des Teams
    ⇒ Seltener Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder andere Berufskrankheiten
    ⇒ Weniger krankheitsbedingte Ausfälle und Fehlzeiten
    ⇒ Weniger zusätzliche Arbeit und Stress für andere Beschäftigte

Gleichzeitig kann eine entsprechend ungesunde, autoritäre Führung negative Konsequenzen mit sich ziehen: Wenn Mitarbeitende sich bei Problemen nicht auf ihre Führungskräfte verlassen können, sie gar Stress oder Nervosität verspüren, weil der/die Vorgesetzte am Arbeitsplatz vorbeikommt, wirkt sich das negativ auf die Leistungsbilanz aus. Krankheiten wie Depressionen oder Burnout treten häufiger auf und die Kündigungsrate erhöht sich.

Aber auch bei der Art des Führungsstils ist Vorsicht geboten: Ein rein leistungsorientierter Führungsstil sorgt für Stress und hat einen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Belegschaft. Stehen hingegen die Bedürfnisse, Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter im Vordergrund der Personalführung, so wirkt sich das positiv auf die betriebliche Gesundheit aus. Aber wie sieht solch ein Führungsmodell aus?

Gesunde Führung: Modelle und Führungsstile

In der Führungspraxis gibt es unterschiedliche Modelle zur gesunden Führung. Daher stellen wir Ihnen im folgenden Abschnitt drei Modelle vor, die als Orientierung für einen gesunden Führungsstil genutzt werden können.

Modell 1: Transformationaler Führungsstil

Die transformationale Führung fokussiert sich auf nachhaltige Verhaltensänderungen. Sie ist das Gegenstück zum transaktionalen Führungsstil, der auf Leistung gegen Gegenleistung basiert und vor allem mit einem Belohnungs- und Strafsystem die Beschäftigten dazu bringen will, bestimmte Ergebnisse zu erzielen.

Ein transformationaler Führungsstil basiert hingegen auf

  • Vorbildfunktion von Führungskräften: Führungskräfte richten ihr Verhalten nach ethischen und moralischen Standards aus und gewinnen so Respekt und Vertrauen.
  • Inspiration der Kolleg/-innen durch anspruchsvolle und attraktive Ziele.
  • Förderung von Kreativität durch die Suche nach völlig neuen Lösungen und Verlassen von Routinen.
  • Individuelle Förderung durch Berücksichtigung persönlicher Kompetenzen und Fähigkeiten.

Auch die Führungskräfte selbst profitieren von einem transformationalen Führungsstil: Sie leiden weniger unter stressbedingten Problemen, haben bessere persönliche Beziehungen und sind dadurch in Summe leistungsfähiger.

Modell 2: Kooperativer Führungsstil

Beim kooperativen Führungsstil teilen Führungskräfte und Arbeitnehmende die Aufgaben je nach Kompetenzen unter sich auf – und zwar im Konsens. Dadurch tragen alle gemeinsame Verantwortung für das Gelingen eines Projektes, wodurch Motivation und Leistungsbereitschaft steigen.

Ein kooperativer Führungsstil

  • basiert auf Transparenz und Offenheit.
  • lässt (auch abwegige) Ideen und Kritik zu
  • bietet den Beschäftigten die Möglichkeit, mitzugestalten und mitzuentscheiden.
  • lebt vom gegenseitigen Respekt.

Auch hier profitieren neben den Beschäftigten die Führungskräfte: Durch die Aufgabenteilung werden sie entlastet und können sich beispielsweise administrativen Aufgaben oder Aufgaben wie der Motivation der Teammitglieder und der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für den Projekterfolg widmen.

Modell 3: Werteorientierte Führung

Der Sinn der eigenen Arbeit wird für viele Mitarbeitende immer wichtiger. Die werteorientierte Führung stellt diese Sinnfrage in den Vordergrund des Führungsverhaltens: Im Austausch mit der Führungskraft finden die Beschäftigten den Sinn ihrer Tätigkeit.

Werteorientierte Führung 

  • orientiert sich an den Stärken und Kompetenzen der Arbeitnehmenden und fördert diese.
  • unterstreicht die soziale Verantwortung der Führung und des unternehmerischen Handelns.
  • lebt von der Vorbildfunktion der Führungskraft, die den Beschäftigten als Leitbild dient.

Diese Modelle können Führungskräften helfen, einen gesunden Führungsstil zu etablieren. Doch welche Maßnahmen sollten Führungskräfte konkret ergreifen, um ihr Führungsverhalten auf eine gesunde Führung auszurichten?

Maßnahmen für eine gesunde Führung

Um die positiven Erfolge gesunder Führung für das eigene Unternehmen zu nutzen, gibt es unterschiedliche Maßnahmen. Besonders folgende Punkte sollten dabei zum Einsatz kommen:

  • Wertschätzend kommunizieren, indem sie auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kolleg/-innen eingehen und dadurch Beziehungskompetenz aufbauen.
  • Eine offene Feedback- und Kritikkultur etablieren, etwa durch regelmäßige Feedbackgespräche.
  • Arbeitsbelastungen durch Zeitdruck oder formelle Hindernisse reduzieren.
  • Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung möglichst effizient gestalten.
  • Gestaltungsspielraum und Entscheidungsfreiheiten einräumen.
  • Soziale Unterstützung bieten.
  • Zielorientierung verdeutlichen.

Entscheidend für gesunde Führung ist es also, die Beschäftigten miteinzubeziehen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, statt über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Wie das gelingt, können Führungskräfte in entsprechenden Seminaren trainieren.

Gesundes Führen: Seminar für Führungskräfte

Sowohl langjährige als auch angehende Führungskräfte sollten ihre Rolle regelmäßig kritisch hinterfragen und überlegen, wie sie ihren Führungsstil hin zu gesunder Führung optimieren. Dabei ist ein ausgeglichenes Maß an zwischenmenschlicher Nähe und professioneller Distanz zu den Teammitgliedern unabdingbar, ebenso Kompetenzen in Kommunikation, Aufgabenmanagement und Arbeitsrecht.

Veranstaltungsempfehlung

Worauf es bei einer gesunden Führung ankommt, erfahren Führungskräfte im Online-Live-Seminar „Gesund führen“. Es liefert wertvolle Tipps, wie Führungskräfte mit ihren eigenen Ressourcen nachhaltig haushalten und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.