Dekubitus – Definition, Risikoerfassung und Dekubitusgrade

07.12.2017 | JS – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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© Robert Kneschke – stock.adobe.com 
Langes Sitzen oder langes Liegen lässt sich bei vielen Menschen nicht vermeiden. Egal, ob ein älterer Mensch im Pflegeheim, oder ein schwer kranker Patient im Krankenhaus – durch Immobilität liegen sich die Betroffenen wund und können so einen Dekubitus entwickeln. Ermitteln Sie als Pflegefachkraft deshalb, ob ein Patient gefährdet ist.

  

Was ist ein Dekubitus: Definition

Ein Dekubitus, besser als Druckgeschwür bekannt, entsteht, wenn durch das ständige Liegen oder Sitzen hoher Druck auf Körperstellen ausgeübt wird, an denen sich der Knochen direkt unter der Haut befindet und kein Gewebe dazwischen liegt. Solche Körperteile sind z. B. der Hinterkopf, das Steißbein oder die Ferse. 

Denn wird durch das eigene Körpergewicht ständig Druck auf die oben beschriebenen Stellen ausgeübt, werden sie nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Haut wird dadurch dünner, es kommt zu einem begrenzten Absterben (Nekrose) der Haut. Die Folge: Eine offene Wunde entsteht, die nur schlecht und sehr langsam heilt. 

Die Therapie eines Dekubitus ist sehr aufwendig. Bevor es aber so weit kommt, können Krankenpfleger und Pfleger analysieren, ob bestimmte Risikofaktoren auftreten, um zu ermitteln, welcher Patient an welcher Körperstelle Gefahr läuft, einen Dekubitus zu entwickeln (Dekubitusprophylaxe).

Dekubitus: Gefährdete Körperstellen und Risikofaktoren erfassen

Pflegekräfte, die bei einem Patienten eine Risikoerfassung durchführen wollen, sollten folgende Körperteile genauer unter die Lupe nehmen: 

  • Ohrmuschel
  • Sitzbein 
  • Hinterkopf
  • Beckenkamm
  • Schulterblatt
  • Trochanter Major
  • Schultergelenk
  • Kniegelenk 
  • Ellbogen 
  • Fußknöchel außen 
  • Wirbelsäule 
  • Fußknöchel innen
  • Steißbein/Kreuzbein
  • Ferse

Außerdem müssen sie die Aktivität und Mobilität des Patienten beobachten. Folgende Fragen helfen, eventuell gegebene Risikofaktoren für einen Dekubitus einzuschätzen: 

Einschätzung der Aktivität: 

  • Bestehen Einschränkungen bei der Fortbewegung?
  • Ist der Patient bettlägerig?
  • Verbringt der Patient die meiste Zeit im Bett oder im Stuhl?
  • Ist er auf Hilfe (Hilfsmittel oder personelle Unterstützung) beim Gehen angewiesen? 
  • Braucht der Patient Hilfe beim Transfer aus liegender oder sitzender Position?
  • Braucht er einen Rollstuhl, um sich fortbewegen zu können?

Einschätzung der Mobilität: 

  • Kann der Patient seine Position ausreichend alleine verändern? 
  • Hat der Patient die Kontrolle über seine Position beim Liegen oder im Sitzen, oder kann er kaum oder keinen Positionswechsel durchführen?
  • Ist er unfähig, seine Position selbstständig und zumindest gering (Mikrobewegung) zu wechseln?

Eine vollständige und kostenlose Checkliste, die Sie bei jedem Patienten neu anwenden können, können Sie hier herunterladen. Des Weiteren hilft Ihnen der gültige Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) dabei, Dekubitusfälle fachgerecht zu behandeln.

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Eine Übersicht über die wichtigsten Inhalte dieses und weiterer Expertenstandards bietet die Software „Pflege- und Expertenstandards auf CD-ROM“. Damit erhalten Pflegefachkräfte vorgefertigte Anleitungen sowie sofort einsetzbare Arbeitshilfen, die das Versorgen von Pflegebedürftigen strukturieren und erleichtern.

Dekubitusgrade: Einteilung des Schweregrads in Kategorien 

Um ihren Schweregrad zu bestimmen, werden Dekubitusgeschwüre klassisch in Grade nach J.D. Shea unterteilt und in Stadien nach Walter O. Seiler eingeteilt. Mit der Veröffentlichung der „Internationalen Dekubitus Präventions- und Behandlungsleitlinie“ haben die European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) und die National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP) jedoch zusätzlich eine Klassifikation vorgenommen, die die folgenden vier Kategorien umfasst. Der Grund: Der Dekubitus entwickelt sich nicht immer von Stufe zu Stufe oder von Grad zu Grad.

Kategorie  Symptom 
Kategorie 1 Nicht wegdrückbare Rötung
Kategorie 2 Teilverlust der Haut
Kategorie 3 Verlust der Haut 
Kategorie 4 Vollständiger Haut- oder Gewebeverlust 
uneinstufbar/ nicht klassifizierbar  vollständiger Haut- oder Gewebeverlust - unbekannte Tiefe 

Die Verwendung des Begriffs „Grad“ bzw. „Dekubitusgrad“ ist aber weiterhin gebräuchlich, auch weil die ICD-Kodierung ihn nutzt. Der Dekubitus ist in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der Ziffer L89 zugeordnet.

Quellen: Gratis-Download „Checkliste zur Dekubitusrisikoerfassung“, Leitlinie Dekubitus