Der Klimabaum: die Zukunft grüner Städte, Gemeinden und Kommunen im Kampf gegen den Klimawandel

20.01.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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In Zeiten des Klimawandels spielt der Klimabaum wie zum Beispiel die Sorte Kiribaum eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Stadt- und Gemeindeplanung. Diese robusten und zukunftsfähigen Bäume sind an veränderte klimatische Bedingungen angepasst und helfen, eine lebenswertere Umwelt zu schaffen. Einen Überblick über die wichtigsten Sorten liefert dieser Fachbeitrag.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist ein Klimabaum?
  2. Welche Arten sind als Klimabaum geeignet?
  3. Warum der Klimabaum und (Stadt-)Bäume für das Klima so wichtig sind
  4. Fazit zum Klimabaum
  5. Der Klimabaum: Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist ein Klimabaum?

Klimabäume, auch als Zukunftsbäume bezeichnet, sind Baumarten, die besonders widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels sind. Sie zeichnen sich durch ihre Hitzetoleranz, Resistenz gegen Trockenstress und Robustheit gegenüber Schädlingen und Krankheiten aus. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit eignen sie sich ideal für den Einsatz in städtischen und ländlichen Gebieten.

Der Klimabaum: die Baumempfehlung im Klimawandel

Sogenannte Klimabäume sind besonders robust gegenüber starkem Frost, Trockenstress und Hitze. Auch gegenüber Wetterextremen wie Stürmen oder stark schwankenden Temperaturen sowie Schädlingen zeigen sie sich unempfindlich.

Ästhetische Ansprüche und die individuellen Standorteigenschaften haben bislang die Gehölzwahl maßgeblich beeinflusst. Baumschulbetriebe haben schon immer nach geeigneten Gehölzen für die städtische Verwendung gesucht, die in vielen Städten seit 1995 getestet und in der so genannten GALK-Straßenbaumliste bewertet werden. Hieraus wurde eine Auswahl als „Zukunftsbäume für die Stadt“ publiziert.

Darüber hinaus sind von mehreren Fachinstitutionen lokal unterschiedliche Testreihen als Feldstudien und teils auch in Städten angelaufen, die aber aufgrund der kurzen Testzeit noch keine gesicherten Aussagen zulassen. Auch ist zu bedenken, dass die deutschen Städte in verschiedenen Klimazonen liegen, von maritim bis kontinental ist alles vertreten.

Die künftige Gehölzverwendung muss mit Blick auf die Klimaentwicklung verstärkt auf Baumarten mit folgenden Eigenschaften zurückgreifen:

  • breite Kronenentwicklung mit hohem Schattierungspotenzial
  • gute Stammbildung und Aufastungsverträglichkeit 
  • tiefgründige Wurzelentwicklung zur Erschließung des Unterbodens 
  • hohe Bruchfestigkeit gegenüber Sturmbelastungen 
  • gute Schattenverträglichkeit zur Verwendung in engen Stadtstraßen 
  • hohe Verträglichkeit gegenüber Überflutungen, u. a. in Regenwasserbewirtschaftungsanlagen 
  • Hitze- und Strahlungsresistenz 
  • Trockenheitsresistenz 
  • gute Schnittverträglichkeit 
  • geringe Anfälligkeit für wärmeliebende Schaderreger 
  • geringe Anfälligkeit für stamm- und rindenbrütende Schädlinge 
  • geringes Allergiepotenzial für den Menschen
  • geeignete Futterquelle und Lebensraum zur Erhöhung der Biodiversität, u. a. für Insekten und Vögel

Welche Arten sind als Klimabaum geeignet?

Generell gilt: Vitale Altbäume sind die wahren Klimabäume in den Städten. Denn Altbäume mit viel Blattmasse kühlen ihre Umgebungsluft durch Schattenwurf und Verdunstung spürbar ab. Die Kühlleistung eines großen und vitalen Baums kann dabei 20 bis 30 kW betragen – das entspricht gut zehn Klimaanlagen. Solche vitalen Altbäume sind daher die wahren Klimabäume in unseren Städten. Baumschutz ist daher sowohl eine sofortige als auch eine in die Zukunft wirkende Klimaanpassungsmaßnahme. Die folgenden Bäume eignen sich dazu besonders gut:

Ginkgo (Ginkgo biloba):

Als „Dinosaurier“ unter den heimischen Gehölzen gilt der Ginkgo-Baum (Ginkgo biloba). Als Ex-Kosmopolit hat er die Eiszeit in China überlebt und sich von dort aus wieder verbreitet. Vielleicht ist er deshalb so widerstandsfähig gegen Krankheiten, Schädlinge und nun auch im Klimawandel. In den heißen Straßenschluchten von New York wird die Art schon seit Jahrzehnten als Straßenbaum gepflanzt. Aber auch im Garten glänzt der Ginkgo – botanisch eigentlich ein Nadelbaum – mit seinen breit aufgefächerten „Blättern“, die sich im Herbst goldgelb bis hellgelb verfärben.

Esskastanie (Castanea sativa)

Auch die Esskastanie (Castanea sativa) ist schon lang in Deutschland heimisch. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum/Nord-Afrika/Kleinasien kommend, braucht sie in nördlicheren Lagen wintermilde, sonnig-warme Standorte, wie in Süddeutschland, in Weinbaugebieten und an südexponierten Hängen. Die Esskastanie kann sehr hoch und breit werden und braucht entsprechend Platz. Neben den großen gezähnten Blättern und den länglichen Blütenständen bestechen im Herbst die in einer stacheligen Kapsel verborgenen essbaren Maronen.

Mispel (Mespilus germanica)

Auch wenn der botanische Name Mespilus germanica etwas anderes vermuten lässt, stammt die Mispel ursprünglich aus Südeuropa/Kaukasus/Nordiran. In Deutschland ist sie aber schon lange eingebürgert bzw. verwildert. Sie liebt sonnige Hecken-, Gehölz- und Wegesränder in sommerwarmer Lage, verträgt Hitzeperioden gut und ist zugleich frosthart; ein wichtiger Aspekt im Klimawandel. Mit bis zu fünf Metern Höhe eignet sich der langsam wachsende Baum auch für kleine Gärten. Seine etwa vier Zentimeter großen weißen Blüten erscheinen im Mai/Juni, und die kleinen birnenartigen Früchte sind im Herbst eine Delikatesse.

Purpur-Erle (Alnus x spaethii)

Wegen ihrer extremen Anpassungsfähigkeit an Boden und Temperatur (frosthart) wurde die Purpur-Erle nun auch als Klimabaum erkannt. Der zehn bis 15 Meter hohe Baum mit sehr gleichmäßiger Krone hat länglich-glänzende Blätter, die im Herbst sehr lange haften bleiben. Die männlichen Blütenkätzchen erscheinen schon im Januar und entlassen reichlich Pollen (Allergiepotenzial!). Als Stickstofffixierer gedeiht die Purpur-Erle auch noch auf den ärmsten Böden.

Hainbuche (Carpinus betulus)

Die Hainbuche (Carpinus betulus) gehört zu den wenigen heimischen Arten, die Trockenheit und Wärme gut ertragen. Als Solitärbaum deutlich zu groß für Hausgärten, wird die gut schnittverträgliche Art meistens als Heckenpflanze eingesetzt. Die Züchtung „Frans Fontaine“ (1983, Niederlande) wird hingegen nur acht bis zehn Meter groß und hat einen schmal pyrami dalen Kronenauf bau. Dass junge Bäume bei Frost unter Stammrissen leiden können, ist im Hinblick auf die Verwendung auch im Privatgarten zu beachten.

Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)

Der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), auch bekannt als „Kiribaum“ oder Kiri Klimabaum oder Kaiserbaum, ist ein schnell wachsender Laubbaum, der ursprünglich aus China stammt. Er wird oft als Zierbaum und zur Holznutzung kultiviert. Der Kiribaum kann eine Höhe von 15 bis 20 Metern erreichen und zeichnet sich durch seine großen, herzförmigen Blätter und auffälligen, violetten Blüten aus, die im Frühjahr erscheinen. Der Blauglockenbaum ist relativ pflegeleicht, bevorzugt jedoch sonnige, windgeschützte Standorte und mäßig trockene Böden. In seiner Jugend ist er frostempfindlich, wird aber mit zunehmendem Alter winterhart. Aufgrund seiner Robustheit und schnellen Wachstumsrate wird er auch in städtischen Gebieten gern als Straßen- und Parkbaum verwendet.

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Ein Herz für den Klimabaum: Pflanzen, Bäume und ganz besonders Klimabäume haben einen erheblichen positiven Einfluss auf Gesundheit, Psyche und Wohlbefinden. © rangizzz – stock.adobe.com

Warum der Klimabaum und (Stadt-)Bäume für das Klima so wichtig sind

Pflanzen haben erwiesenermaßen einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden, auf Psyche und Gesundheit. Bäume erbringen darüber hinaus eine wichtige Unterstützung zur Luftqualität und CO2-Bindung.

Die Europäische Kommission definierte den Begriff „Grüne Infrastruktur (GI)“ als ein strategisch geplantes Netzwerk natürlicher und naturnah geplanter Flächen in Land- und Meeresgebieten. Es stellt ein weites Spektrum an Ökodienstleistungen bereit. Die Ökosystemleistung eines Baumes umfasst demnach:

Kühlung

Sauerstoff

Erholung 

Raumwirkung

Bodenerhaltung

Lärmschutz

 Immobilienwert

Lebensraum

 

Bäume regulieren außerdem wie eine Art „Klimaanlage“ die Temperatur, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit. Die Kühlleistung eines Baumes entspricht laut Forschern der Universität Wageningen 20 bis 30 Kilowatt, was etwa der Leistung von zehn Klimaanlagen entspricht. Gerade in Ballungsgebieten können Bäume so dringend benötigte Energie einsparen und für Abkühlung sorgen.

Im Gegensatz dazu können durch die Bebauung und die erhöhte Wärmespeicherung von Asphalt und Gebäuden städtische Hitzeinseln entstehen, die

  • eine erhöhte Temperatur zum Umland,
  • kaum nächtliche Abkühlung,
  • geringere Luftfeuchtigkeit sowie
  • reduzierte Windgeschwindigkeiten

aufweisen. Bäume tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei und sind dahingehend wesentlich wirksamer als der Einsatz von z. B. Rasenflächen. Damit ein Baum über viele Jahre seinen Beitrag zu einem intakten Ökosystem leisten kann, müssen mehrere Faktoren beachtet werden. Art/Sorte, Pflanzung, Substrat/Boden und Standort sind entscheidend. Daher müssen für die Zukunftsfähigkeit klimafeste Bäume gewählt und entsprechend eingesetzt werden.

Fazit zum Klimabaum

Der Klimabaum ist ein wichtiger Baustein für eine grünere und klimafreundlichere Zukunft. Er bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch Lösungen für Herausforderungen wie Trockenheit, Hitze und Umweltverschmutzung. Ob in der Stadt oder im eigenen Garten – Klimabäume sind eine Investition in Nachhaltigkeit und Lebensqualität.

Der Klimabaum: Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was macht einen Baum zu einem Klimabaum? Ein Klimabaum zeichnet sich durch Hitzetoleranz, Trockenheitsresistenz und eine hohe Anpassungsfähigkeit aus.

Welcher Baum ist am besten fürs Klima? Es gibt nicht den einen „besten“ Baum fürs Klima, da verschiedene Baumarten unterschiedliche Vorteile bieten. Allerdings werden die folgenden Arten häufig als effektive Klimabäume genannt: 

  • Blauglockenbaum oder Kiribaum (Paulownia tomentosa): Dieser Baum zeichnet sich durch extrem schnelles Wachstum und hohe CO2-Absorption aus. Er kann etwa 3 bis 4 mal so viel CO2 aufnehmen wie eine Buche.
  • Feldahorn (Acer campestre): Sehr anpassungsfähig, hitze- und trockenheitstolerant sowie äußerst windfest.
  • Amberbaum (Liquidambar styraciflua): Hitze- und trockenheitsresistent mit spektakulärer Herbstfärbung.
  • Hainbuche (Carpinus betulus): Anpassungsfähig an verschiedene Klimabedingungen und zukunftsfähig für den Klimawandel.

Welche Baumarten eignen sich besonders für städtische Räume? Feldahorn, Blauglockenbaum und Silberlinde sind Beispiele für robuste Arten, die sich hervorragend für urbane Standorte eignen.

Wie können Klimabäume finanziert werden? Viele Förderprogramme von Bund, Ländern und der EU unterstützen kommunale Begrünungsprojekte. Zudem können Kooperationen mit Umweltorganisationen zusätzliche Mittel einbringen.

Kann ein Klimabaum überall gepflanzt werden? Der Klimabaum ist äußerst anpassungsfähig, benötigt jedoch in der Anfangsphase die richtige Standortwahl, um optimal zu gedeihen.

Wie trägt der Klimabaum zum Klimaschutz bei? Durch CO2-Bindung, Sauerstoffproduktion und die Förderung der Biodiversität leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Klimastabilität.

Wie schnell wächst ein Klimabaum?

Quellen: www.ipcc.ch; „Klimaanpassung an Gebäuden, Freiflächen sowie in der Stadt- und Landschaftsplanung“; GALK –Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz
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