Was macht ein Klimamanager? – Anforderungen, Aufgaben, Rechte und Pflichten

22.09.2023 | Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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In Zeiten des Klimawandels und stetig wachsender Umweltprobleme Klimamanagement von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige und klimafreundliche Unternehmensführung. Derartig geschulte Expertinnen und Experten spielen dabei eine Schlüsselrolle. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Anforderungen, Aufgaben, Rechte und Pflichten einer Klimamanagerin und eines Klimamanagers.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Klimamanager – Fachbegriff oder Wortneuschöpfung? Eine Definition
  2. Anforderungen an den Klimamanager
  3. Aufgaben im Klimamanagement
  4. Rechte und Pflichten der Klimamanagerinnen und Klimamanager
  5. Fazit

Klimamanager – Fachbegriff oder Wortneuschöpfung? Eine Definition

"Klimamanager" ist grundsätzlich keine eigenständige Berufsbezeichnung, sondern spiegelt dieselben Aufgabenbereiche wie beim Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanager wieder. Das macht die Vorqualifikation von Klimamanagerinnen und Klimamanagern äußert vielfältig und unterschiedlich – nicht lineare Lebensläufe sind hier mehr die Regel als die Ausnahme. Und darin liegt oft mehr Chance als Nachteil, denn der Klimawandel betrifft nahezu alle Bereiche des öffentlichen, privaten und wirtschaftlichen Alltags.

Anforderungen an den Klimamanager

Um das eigene Unternehmen klimaangepasst und zukunftsorientiert aufzustellen, müssen Klimamanagerinnen und Klimamanager besondere Schlüsselqualifikationen aufweisen, damit die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte erreicht werden können.

Besondere Anforderungen an klimabewusstes Wirtschaften stellt der EU Green Deal 2021, der anhand verschiedener Maßnahmen die Erderwärmung reduzieren und alle Wirtschaftssektoren nachhaltiger gestalten will.

Am Anfang jeder Arbeit einer Klimamanagerin und eines Klimamanagers steht somit die Analyse des Status Quo. Ob anhand von Nachhaltigkeitskennzahlen oder in offenen Gesprächen mit bestimmten Abteilungen muss sie/er sein/ihr Know-How und sog. People Skills unter Beweis stellen. Diese und mehr gehören zur Grundausstattung des Stellenprofils:

  • Fachwissen: Klimamanagerin und Klimamanager verfügen über detailliertes Wissen bzgl. Umweltbelastung und Umweltauswirkungen. Dies erfordert oft eine akademische Ausbildung in Naturwissenschaften, im Ingenieurwesen oder in verwandten Feldern.
  • Analysefähigkeiten: Die Fähigkeit, Daten zu sammeln, zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, ist von entscheidender Bedeutung. Klimamanagerinnen und Klimamanager müssen Trends erkennen und Maßnahmen zur Reduzierung von Umweltauswirkungen entwickeln.
  • Kommunikation: Eine klare Kommunikation ist wichtig, um Umweltinitiativen im Unternehmen zu fördern. Klimamanagerinnen und Klimamanager müssen in der Lage sein, ihre Erkenntnisse und Empfehlungen sowohl intern als auch extern überzeugend zu präsentieren.
  • Rechtliche Kenntnisse: Umweltschutzvorschriften und -gesetze sind komplex und variieren von Ort zu Ort. Klimamanagerinnen und Klimamanager müssen ein Verständnis für die relevanten Rechtsvorschriften haben und sicherstellen, dass die Organisationen, für die sie arbeiten, diesen gerecht werden.

Aufgaben im Klimamanagement

Zu den Aufgaben der Klimanager und Klimamanagerinnen in Unternehmen gehören u. a. die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen (inkl. CO2-Äquivalente) sowie weitere Klimaschutzmaßnahmen:

  • Umweltbilanz erstellen: Klimamanagerinnen und Klimamanager führen oft eine umfassende Analyse der Umweltauswirkungen durch, um eine Umweltbilanz des jeweiligen Unternehmens zu erstellen. Diese umfasst auch die Messung von Treibhausgasemissionen, des Energie- und Ressourcenverbrauch (Klimafußabdruck/ Corporate Carbon Footprint).
  • Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln: Basierend auf den gesammelten Daten entwickeln sie nachhaltige Strategien und Ziele für das jeweilige Unternehmen.
  • Risikobewertung: Sie bewerten die klimabezogenen Risiken, denen das Unternehmen ausgesetzt ist, und entwickeln Pläne zur Risikoreduzierung.
  • Compliance sicherstellen: Sie stellen sicher, dass die Organisation die geltenden Umweltvorschriften und -gesetze einhält und unterstützen bei der Beschaffung von Zertifikaten und Zulassungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit.

→ Diese Kernaufgaben setzen voraus, dass der Klimamanager oder die Klimamanagerin die vorliegenden klimabezogenen Herausforderungen im Unternehmen erkennen und wiedergeben können. Gleichzeitig sollten Klimaschutzziele nicht zu ambitioniert gesteckt werden, da die Motivation der eigenen Belegschaft einer der wichtigsten Treiber eines erfolgreichen Klimaschutzkonzeptes ist.

Bei all diesen Kernkompetenzen und Vorgehensweisen im Klimamanagement unterscheiden sich erfahrungsgemäß zwei größere Handlungs-Richtungen: progressiv oder reaktiv. Beim progressiven Ansatz stellt der Klimamanager oder die Klimamanagerin das eigene Unternehmen, dessen Abläufe, Prozesse und Wertschöpfungsketten vorausschauend und ohne bestimmten selbstbezogenen Anlass in den Fokus der Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Reagiert ein Unternehmen schlicht auf die Probleme, die sich bereits für die eigene Arbeit ergeben haben, so handelt auf reaktive Weise.

Veranstaltungsempfehlung

Beide Ansätze des Klimamanagements haben ihren jeweiligen Mehrwert für eine erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten. Welcher der beiden Ansätze für Ihr Unternehmen am geeignetsten ist, erfahren Sie in der Schulung „Zertifizierte/r Klimaschutzmanager/in“. Dabei erhalten die Teilnehmenden praxisbezogene Problemlösungen und Feedback bezüglich eigener firmenspezifischer Herausforderungen. Neben einem Zertifikat bei erfolgreicher Prüfung erhalten Sie alles Notwendige, um ein Klimaschutzmanagement-System im eigenen Unternehmen einzurichten.

Ohne strategische Zielsetzung kein Klimaschutz

Meist werden zeitlich kürzere Etappenziele von übergeordneten Jahreszielen bestimmt. Dabei stehen generell die Emissions- und Energie-/Wärmereduzierung im Fokus. Gemeint sind dabei stets die absoluten Emissionen, eine Reduzierung der Emissionsintensität ist nur erlaubt, wenn diese auch zur absoluten Emissionsminderung führt. Auch Kompensationsmaßnahmen sind gängig, werden aber nicht als Emissionsminderung anerkannt – ein Grundsatz im Klimamanagement heißt: Reduktion vor Kompensation.

Bei der Formulierung und dem Erreichen der strategischen Zielsetzung werden meist folgende Unternehmensbereiche analysiert und in die Verantwortung genommen:

Direkte THG-Emissionen Nutzbare Energie Transport, Verkehr Genutzte Produkte Produktnutzung Weitere indirekte Emissionen
  • Heizung
  • Geschäftsreisen
  • Generatoren
  • Prozesswärme
  • Strom
  • Fernwärme
  • Fernkälte
  • Pendler
  • Transporte
  • Geschäftsreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Material
  • Vorprodukte
  • Dienstleistungen
  • Investitionsgüter
  • Geleaste Anlagen
  • Verkaufte Produkte
  • Dienstleistungen
  • Verleaste Anlagen
  • Franchise
  • Abfallwirtschaft
  • Indirekte Emissionen durch Energieverbrauch
  • Investments
  • Weiterverarbeitung von Produkten

Rechte und Pflichten eines Klimamanagers

Vorweg muss gesagt sein, dass der Klimamanager keine per Gesetz formulierten Rechte oder Zuständigkeiten im eigenen Unternehmen besitzt. In der Praxis haben sich jedoch bestimmte Handlungsbefugnisse herauskristallisiert:

  • Recht auf Information: Klimamanagerinnen und Klimamanager haben das Recht auf Zugang zu allen relevanten Informationen und Daten, um ihren Pflichten effektiv nachkommen zu können.
  • Pflicht zur Transparenz: Sie sind verpflichtet, alle relevanten Informationen und Erkenntnisse transparent an die Geschäftsleitung und interessierte Stakeholder weiterzugeben.
  • Pflicht zur ethischen Praxis: Sie müssen ethische Standards einhalten und sicherstellen, dass alle Maßnahmen im Einklang mit den aktuellen Umweltpraktiken stehen.
  • Recht auf Empfehlungen: Sie haben das Recht, Empfehlungen zur Verbesserung der Umweltbilanz der Organisation auszusprechen und die Geschäftsleitung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu unterstützen

Wirtschaftszweige, in denen ein Klimamanager zwingend notwendig ist

Das deutsche Klimaschutzgesetz hat bestimmte Instrumente, die die Wirtschaft und deren Auswirkung auf die Natur innerhalb der nächsten Jahre prägen soll. Die wichtigsten sind:

  • CO2-Bepreisung für Wärme und Verkehr
  • Förderprogramme für Transport- und Verkehrssektor
  • Maßnahmen für nachhaltigere Energiewirtschaft
  • Subventionen für erneuerbare Energien in der Industrie
  • Gebäudeenergiegesetz und Bestandsoptimierung

Analog zu diesen Wirkungsschwerpunkten sollten Unternehmen, die mehr als eines der o. g. Felder nutzen/bedienen, Klimamanagement betreiben.

Welche Herausforderungen stellt der Klimawandel an Ihr Unternehmen – Checkliste für Klimamanager 

  ❏ Wie wirken sich die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf die Produktivität des Unternehmens aus?
   Welche unmittelbaren Lösungen (Quick Wins) können das eigene Wirtschaften auf Linie mit den Klimaschutzzielen bringen?
   Welche mittelbaren Auswirkungen sind bereits jetzt im Unternehmen spürbar (Lieferkettenschwierigkeiten, Ressourcenmangel, Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil)
   Mit welchen Folgen hat das Unternehmen zu rechnen, wenn nicht klimagerecht gewirtschaftet wird? Konkret: Welche Auswirkungen hätte dies auf den Unternehmenserfolg?

Subvention anstelle von Restriktion – weniger Sanktionen, mehr Förderung

Bewusst will die Bundesregierung weniger auf Sanktionen zurückgreifen (müssen) und stattdessen positive (wirtschaftliche) Anreize schaffen. Dafür existieren auf Bundes- und Landesebene sowie europaweit Förderprogramme. Als Beispiele seien an dieser Stelle das Umweltinnovationsprogramm (UIO), der Öko-/Energiekredit, die Unterstützung der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) genannt. Mehr dazu finden Sie auf der Internetseite des Bayerischen Landesamt für Umwelt, das einen bundesweiten Förderkatalog pflegt.

Fazit

Zusammenfassend ist die Rolle eines Klimamanagers von entscheidender Bedeutung, um Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu unterstützen. Diese Expertinnen und Experten tragen dazu bei, Umweltauswirkungen zu minimieren, rechtliche Vorschriften einzuhalten und langfristige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ihre Arbeit spielt eine zentrale Rolle in der Bewältigung der globalen Umweltprobleme unserer Zeit.

Quellen: „Zertifizierte/r Klimaschutzmanager“