Betriebliche Gesundheitsförderung einfach erklärt – Definition, Beispiele und Steuerbefreiung
07.06.2024 | T. Reddel – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH
Um ihre Angestellten langfristig gesund und motiviert zu halten, sollten Unternehmen in die sog. Betrieblichen Gesundheitsförderung investieren. Darunter fallen ganz unterschiedliche Angebote, die allesamt der Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz dienen. Hier winken Steuererleichterungen und zusätzliche Unterstützungsangebote der Krankenkassen für Unternehmen. Doch was zählt zur Betrieblichen Gesundheitsförderung und wann ist sie steuerfrei?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Betriebliche Gesundheitsförderung?
- Welche Vorteile bietet Betriebliche Gesundheitsförderung (für Arbeitgeber)?
- Ist Betriebliche Gesundheitsförderung steuerfrei?
- Was zählt zur Betrieblichen Gesundheitsförderung?
Was ist Betriebliche Gesundheitsförderung?
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist ein Instrument des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und umfasst Maßnahmen zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Genauer geht es darum, Gesundheitsressourcen im Unternehmen aufzubauen und mögliche Belastungen der Beschäftigten abzubauen. Die Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein freiwilliges Angebot des Arbeitgebers, zu dem er (im Gegensatz zum BGM) nicht verpflichtet ist. Allerdings ist sie meist eine sinnvolle Ergänzung zum gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutz.
Zu den zentralen Aufgaben der Betrieblichen Gesundheitsförderung gehören:
- Motivieren der Beschäftigten, Schaffen von Akzeptanz und Begeistern für das Thema Gesundheitsförderung
- Fortlaufenden Kommunikation mit der Belegschaft über geplante und angebotene Maßnahmen
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, stellt die Betriebliche Gesundheitsförderung eine Strategie innerhalb der Unternehmensstruktur dar, genau wie das zugrunde liegende BGM.
Die Betriebliche Gesundheitsförderung setzt sich dabei aus folgenden Schritten zusammen:
- Vorbereitung möglicher Angebote
- Aufbau und Nutzung von Strukturen
- Umsetzung der Fördermaßnahmen
- Evaluation von Nutzen und Wirksamkeit der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Aber worin unterscheidet sich die Betriebliche Gesundheitsförderung und das Betrieblichen Gesundheitsmanagement?
Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betriebliche Gesundheitsförderung
Beide Modelle dienen der Förderung und Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten. Allerdings ist die Betriebliche Gesundheitsförderung nur einer von insgesamt drei Bestandteilen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
So besteht das BGM aus drei Säulen:
- Betriebliche Gesundheitsförderung
⇒ Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer freiwillig
- Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
⇒ Für Arbeitgeber Pflicht, für Beschäftigte freiwillig - Betrieblicher Arbeitsschutz
⇒ Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer Pflicht
Betriebliche Gesundheitsförderung sollte Bestandteil jedes BGM sein und idealerweise eng mit dem BEM und dem Arbeitsschutz verknüpft werden. So kann z. B. die Gefährdungsbeurteilung aus dem Arbeitsschutz dabei helfen, bedarfsgerechtere Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung zu entwickeln oder über das BEM den Wiedereinstieg erleichtern. Dabei muss das BGM als Ganzes in sämtliche betriebliche Prozesse eingebunden werden, etwa im Unternehmensleitbild, der Führungskultur und den regulären Strukturen und Prozessen.
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Welche Vorteile bietet Betriebliche Gesundheitsförderung (für Arbeitgeber)?
Mit Betrieblicher Gesundheitsförderung tragen Unternehmen dazu bei, dass ihre Angestellten gesund und leistungsfähig bleiben. Das wirkt sich positiv auf alle Unternehmensbereiche und -prozesse aus.
In der Praxis bietet die Betriebliche Gesundheitsförderung insbesondere folgende Vorteile:
- Früherkennung und Vorbeugung von Krankheitsrisiken
- Entlastung im Fehlzeitenmanagement durch weniger Fehlzeiten und damit verbundene Mehrbelastung der übrigen Angestellten
- Steigerung der Mitarbeitermotivation und Produktivität
- Stärkung der gesundheitlichen Potenziale und Ressourcen der Beschäftigten
- Höhere Arbeitgeberattraktivität (Unternehmen nimmt Gesundheit der Beschäftigten ernst)
Hinzu kommt, dass Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei sein können.
Ist Betriebliche Gesundheitsförderung steuerfrei?
Ja, Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung sind – zumindest bis zu einer gewissen Höhe – von der Einkommensteuer befreit. So dürfen Unternehmen nach § 3 Nr. 34 EStG bis zu 600 Euro pro Teammitglied und pro Jahr für zertifizierte Maßnahmen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken sowie zur Förderung der betrieblichen Gesundheit steuerfrei absetzen. Sie müssen also nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden.
Allerdings müssen die Maßnahmen den Anforderungen der §§ 20 und § 20b des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGBV) entsprechen, um steuerfrei zu sein. Konkret umfasst dies folgende Bestandteile der Betrieblichen Gesundheitsförderung:
- Qualität
- Zweckbindung
- Zielgerichtetheit
- Zertifizierung
Erfüllen die Angebote die gesetzlichen Anforderungen, bieten die meisten Krankenkassen zusätzliche (finanzielle) Unterstützung bei der Planung und Umsetzung der Betrieblichen Gesundheitsförderung an.
Ist ausreichend geschultes Personal vorhanden, kann der Betrieb die Betriebliche Gesundheitsförderung selbst durchführen. Andernfalls beauftragen die Krankenkassen bestimmte Dienstleister oder andere Anbieter, die entsprechende Maßnahmen umsetzen. Darüber hinaus können Unternehmen externe Beraterinnen und Berater engagieren, die bei der Planung und Umsetzung der Betrieblichen Gesundheitsförderung unterstützen.
Was zählt zur Betrieblichen Gesundheitsförderung?
Inzwischen gibt es zahlreiche Angebotsformen der Betrieblichen Gesundheitsförderung – von Kursen und Workshops bis zu individuellen Beratungsangeboten. Sie alle dienen einer der folgenden Präventionsarten:
- Verhaltensprävention (Verhalten der Beschäftigten)
- Verhältnisprävention (Gestaltung des Arbeitsplatzes/der betrieblichen Arbeitsbedingungen)
Inhaltlich fokussieren sich diese Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung meist auf einen der folgenden Bereiche:
Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung | Beispielhafte Themen |
Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung |
|
Gesundheitsförderlicher Arbeits- und Lebensstil |
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Überbetriebliche Vernetzung und Beratung |
|
Welche Themen für das eigene Unternehmen infrage kommen, sollten Arbeitgeber gemeinsam mit ihren Beschäftigten herausfinden. Hier können z. B. Befragungen helfen, in denen die Beschäftigten ihre aktuellen Herausforderungen und Wünsche zur Betrieblichen Gesundheitsförderung äußern können.
Um die notwendigen Strukturen für die Gesundheitsförderung zu schaffen, bedarf es spezieller Kenntnisse und Kompetenzen. Das können sich Arbeitsschutzverantwortliche und Führungskräfte u. a. durch entsprechende Weiterbildungen aneignen.
Quellen: Gratis-Download „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, Handbuch „Die neue Arbeitsstättenverordnung“, IHK Pfalz