Rhythmisierung im Unterricht: Definition und Ideen für Grundschule und Ganztagsschule

23.06.2022 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Zwar wird der Begriff „Rhythmisierung“ im Bildungswesen häufig genutzt, oftmals jedoch mit unterschiedlicher Bedeutung. Tatsächlich gehört hierzu eine Vielzahl verschiedener Methoden, um den Ablauf des Schulalltags zeitlich und inhaltlich zu strukturieren. Da sich Rhythmisierung auf so viele Bereiche erstreckt, sollten sich Schulleitungen und Lehrkräfte zunächst mit deren genauen Definition beschäftigen. Doch wie lässt sich damit Rhythmisierung im Schultag einsetzen und wie fördert es die allgemeine Schulentwicklung?

Inhaltsverzeichnis

  1. Was versteht man unter Rhythmisierung? – Definition und Bedeutung
  2. Rhythmisierung in der Schule: Was ist wichtig?
  3. Ideen für Grundschule und Ganztagsschule

Was versteht man unter Rhythmisierung? – Definition und Bedeutung

Grundsätzlich bedeutet Rhythmisierung die konzeptionelle Gestaltung von Art und Zeitfolge des Schultags. Dazu gehört nicht nur der Unterricht, sondern alle Tätigkeiten, die mit dem Schultag zusammenhängen, wie außerschulische Angebote und das individuelle Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler.

Hier wird bereits deutlich, dass Rhythmisierung auf unterschiedlichen Ebenen und über verschiedene Merkmale stattfindet. Außerdem hängt sie nicht nur von den Lehrkräften und der Schulleitung ab, sondern auch von den Schülerinnen und Schüler sowie von anderen pädagogischen Fachkräften. Dazu gehören z. B. Personen, die in einer (Ganztags-)Schule arbeiten, jedoch keine Ausbildung als Lehrkraft absolviert haben. 

Kinder und Jugendliche benötigen verlässliche Strukturen, die ihnen Orientierung im Alltag geben. Eine Rhythmisierung der Schule schafft diese Strukturen z. B. durch Unterrichtsblöcke, Pausen, Arbeitsgemeinschaften und andere schulbezogene Aktivitäten. Aber auch der Wechsel verschiedener Unterrichtsmethoden oder Rituale innerhalb eines Unterrichtsblocks trägt zur Rhythmisierung bei.

Als Grundelemente der Rhythmisierung in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen zählen insbesondere folgende Punkte:

  • Wiederholung bestimmter Abläufe und Rituale
  • Betonung besonderer Ereignisse und Aktivitäten
  • Gliederung der Schulzeit

Für Schulen und soziale Einrichtungen bedeutet das: Sie sollten bestimmte Momente und Vorgänge regelmäßig wiederholen, sie also rhythmisch gliedern. Hierzu gehört jedoch mehr als die Aufteilung in Unterrichtsstunden und Pausen. Wie lassen sich die Grundzüge im Unterricht bzw. in der Schule einsetzen?

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Rhythmisierter Unterricht dient dazu, den Schulalltag an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Dabei sollten sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch die Lehrkräfte sowie grundlegenden Regelungen der Schule berücksichtigt werden. (Bild: © Pixel-Shot – stock.adobe.com)

Rhythmisierung in der Schule: Was ist wichtig?

Damit Schulen ihre internen Prozesse erfolgreich rhythmisieren können, sollten sich Schulleitungen und andere Verantwortliche zunächst mit einigen Grundsätzen beschäftigen.

So sollten die Schulen den Schulalltag z. B. so gestalten, dass er sich am Biorhythmus der Kinder und Jugendlichen orientiert. Dazu gehört ein Wechsel von Anspannung und Entspannung, wie es bereits meist mit Unterrichtsblöcken und Pausen gehandhabt wird. Mit dieser Herangehensweise sollen sich Schule und Leben der Schülerinnen und Schüler möglichst optimal miteinander verbinden.

Auch die Physiologie spielt eine Rolle bei der Rhythmisierung. So ist es z. B. wichtig zu wissen, dass die meisten Kinder und Jugendlichen vormittags ein Leistungshoch verspüren, während mittags ein Leistungstief folgt.

Ebenfalls wichtig: Rhythmisierung findet auf verschiedenen Ebenen statt. Hier lassen sich ähnliche Strukturen zur Schulentwicklung erkennen, weshalb der folgende Abschnitt genauer auf den Zusammenhang beider Thematiken eingeht.

Rhythmisierung als Teil der Schulentwicklung

Rhythmisierung geht oft Hand in Hand mit der Schulentwicklung. So lassen sich die grundlegenden Ebenen, auf der die Schulentwicklung stattfindet, auf das Thema Rhythmisierung übertragen. Sie bilden die Basis, um Rhythmisierten Unterricht anbieten zu können. Daher sollten alle Aktivitäten im Schulalltag auf diese Unterteilung ausgerichtet sein.

Die folgende Übersicht zeigt die Beziehung zwischen Schulentwicklung und Rhythmisierung:

Schulentwicklung
Schulorganisation (Organisationsentwicklung) Lernkultur im Unterricht/in der Schule (Unterrichtsentwicklung) Beschäftigte wie Lehrkräfte oder andere Fachkräfte (Personalentwicklung)
Rhythmisierung
Schulorganisation (äußere Rhythmisierung) Unterricht und außerschulische Angebote (innere Rhythmisierung) Individuum/einzelne Schülerinnen und Schüler (individuelle Rhythmisierung)

Diese Bereiche haben keine unterschiedliche Priorisierung, sondern sind gleichbedeutend für die Weiterentwicklung der Schule. Daher ergänzen und beeinflussen sie sich stetig.

Ideen für Grundschule und Ganztagsschule

Für eine praktische Rhythmisierung des Unterrichts empfiehlt es sich, den Schultag zunächst in verschiedene Blöcke aufzuteilen. Mögliche Gliederungen sind:

Block Dauer (Vorschläge)
Unterricht, außerschulische Angebote
  • 45 Minuten
  • 60 Minuten
  • 90 Minuten
Pausen (zwischen den Unterrichtsblöcken)
  • 5 Minuten
  • 10 Minuten
  • 20 Minuten
Mahlzeiten (Mittagspause)
  • 20 Minuten
  • 30 Minuten
  • 45 Minuten
  • 60 Minuten

Diese Unterteilung ist bereits Teil der äußeren Rhythmisierung. Welche weiteren Maßnahmen auf den verschiedenen Ebenen möglich sind, zeigt folgende Übersicht:

Bereich Erklärung Beispiele
Äußere Rhythmisierung
  • Wird schuleinheitlich festgelegt, keine Variationen möglich.
  • Verantwortlich: System Schule, Schulkonzept, Gremien.
  • Einteilung in Unterricht und außerunterrichtliche Blöcke.
  • Einteilung in Schulfächer.
Innere Rhythmisierung
  • Wechsel verschiedener Lernformate und Methoden innerhalb des Unterrichts und an außerschulischen Lernorten. Variationen sind möglich.
  • Bezieht auch Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und anderem Personal mit ein.
  • Verantwortlich: Lehrkräfte, pädagogisches Personal.
  • Geführter Unterricht durch Lehrkraft, Klassengespräch im Wechsel mit selbstständigen Lernphasen.
  • Von der Lehrkraft individuell gesetzte Pausen.
Individuelle Rhythmisierung
  • Eigener Rhythmus der Kinder und Jugendlichen bzgl. des Lernverhaltens.
  • Findet bei jedem Lernen statt.
  • Variationen sind möglich.
  • Größte Herausforderung für Lehrkräfte, da sie auf viele unterschiedliche Bedürfnisse eingehen müssen.
  • Verantwortlich: Schülerinnen und Schüler.
  • Art und Weise der Kontaktaufnahme mit Mitschülerinnen und Mitschülern.
  • Entwicklung eigener Lernstrategien und Annahme von Lernhilfen.
  • Bewusste und unbewusste Gestaltung der eigenen Entspannungsphasen (Pausen).

Mit dieser Unterteilung des Begriffs „Rhythmisierung“ können Grundschulen, Ganztagsschulen und andere Einrichtungen die relevanten Aspekte eines rhythmisierten Schulkonzepts umsetzen. Dabei sollten sie sich zunächst im Klaren sein, wieso sie rhythmisieren wollen. In jedem Fall sollte die Lernkultur der Schule mit einbezogen werden, ebenso die o. g. Bereiche der Rhythmisierung. Anschließend sollten sich die Verantwortlichen konkrete Ziele setzen, welche Entwicklungsprozesse sie optimieren wollen und welche Priorisierung erfolgen soll.

Dabei spielt es z. B. weniger eine Rolle, ob es sich um eine Halbtags- oder Ganztagsschule handelt. Auf den ersten Blick lässt sich annehmen, dass Schülerinnen und Schüler in Ganztagsschulen höheren Belastungen ausgesetzt sind. Allerdings ist meist weniger entscheidend, wie lange der Unterricht dauert, als vielmehr der Inhalt des Schultags. Dadurch lassen sich die grundlegenden Anforderungen an die Rhythmisierung in jeglichen Schularten anwenden. Allerdings stellt die Rhythmisierung nicht den einzigen Faktor dar, mit dem Ganztagsschulen ihr Konzept ausbauen sollten.

Quelle: „Praxisratgeber Ganztagsschule“

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