Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine sichere Lieferkette? – Definition
- Wie sieht eine klassische sichere Lieferkette aus?
- Wer ist an der sicheren Lieferkette beteiligt?
- Gesetze und Initiativen für Unternehmen
- Fazit: Was ist wichtig bei der sicheren Lieferkette?
Was ist eine sichere Lieferkette? – Definition
Die „sichere Lieferkette“ ist ein Fachbegriff aus dem Logistik- und Zollbereich. Er beschreibt alle Maßnahmen und Beteiligten, die für einen sicheren Versand von Warenlieferungen verantwortlich sind. Dazu gehört sowohl der Schutz der Waren selbst auch der Schutz der dazugehörigen Netzwerke und Organisationen. Denn oftmals können unterschiedliche Faktoren die Sicherheit der Frachten beeinträchtigen, sei es eine unzureichende Ladungssicherung oder Manipulationen an den Gütern und Liefernetzwerken.
Besonders häufig kommt der Begriff „sichere Lieferkette“ bei Luftfrachtsendungen, Bordvorräten und Flughafenlieferungen vor. Er gilt als Sicherheitsstatus für Unternehmen und wird vom Luftfahrt-Bundesamt vergeben. Denn es dürfen nur solche Waren transportiert bzw. Unternehmen mit dem Transport beauftragt werden, die vorab als sicher eingestuft wurden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Fracht entlang der gesamten Lieferkette vor unbefugter Manipulation oder anderen Eingriffen geschützt ist.
In diesem Zusammenhang wird oftmals auch auf das sog. „Supply Chain Management“ (Lieferkettenmanagement) und die „Supply Chain Safety“ (Lieferkettensicherheit) verwiesen. Hier werden u. a. Maßnahmen entwickelt, die dem Aufbau sowie Erhalt sicherer Lieferketten und -netzwerke dienen sollen.
Wo gibt es eine sichere Lieferkette?
Eine Übersicht mit zugelassenen Unternehmen, die einen Status als sichere Lieferkette besitzen, bietet die Datenbank der Union zur Sicherheit der Lieferkette (KSDA). Dort sind alle Anbieter gelistet, die behördlich zugelassen sind und vorgegebene Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Unternehmen einhalten.
Wie sieht eine klassische sichere Lieferkette aus?
Damit eine Lieferkette als sicher eingestuft werden darf, ist eine vorherige Kontrolle erforderlich. Hierbei wird geprüft, ob die Waren und Unternehmen bestimmte Kriterien einhalten, etwa den Status des bekannten Versenders. Bei den Waren eignen sich auch Kontrollinstrumente wie Röntgenstrahlen oder händische Durchsuchungen. Diese Kontrollen sind von speziellen Beauftragten durchzuführen, etwa von Versandagenturen, Logistikunternehmen, Speditionen oder integrierten Lager- und Transportdienstleistungsbetrieben.
Da die Lieferketten jedes Unternehmens anders aussehen, gibt es keine allgemeingültige Anleitung, wie eine klassische sichere Lieferkette aussieht. Allerdings gibt es einige grundlegende Risikofaktoren, die Unternehmen prüfen sollten, um sicherzustellen, dass ihre Lieferkette als sicher gilt.
Was beeinflusst eine sichere Lieferkette?
Während früher v. a. Wettereinflüsse und Naturkatastrophen die Sicherheit der Lieferkette beeinflussten, kommen durch die Digitalisierung auch Probleme wie Cyberkriminalität hinzu.
Folgende Faktoren beeinflussen eine sichere Lieferkette:
- Umweltereignisse und äußere Einflüsse (Verpackung, Lagerung)
- Lieferantenfaktoren (Liefertreue, Qualitätsstandards)
- politische Ereignisse (Kriege, Konflikte)
- medizinische Notfälle (Epidemien)
- Infrastruktur
- Terrorismus
- Personelle Faktoren (Betrug, Manipulation, Erpressung)
Aufgrund der Vielzahl an Risikofaktoren sollten sich international tätige Unternehmen ausreichend mit der Lieferkettensicherheit beschäftigten. Hierfür eignet sich z. B. folgender Ablauf:
- Individuelle Risikoanalyse durchführen.
- Geeignete Schutzmaßnahmen zum Umgang mit ermittelten Sicherheitsrisiken entwickeln (Sicherheitskontrollen, Videoüberwachung, Fuhrparkmanagement etc.).
- Einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Unternehmen einführen.
Zudem ist wichtig zu wissen, welche Parteien an der sicheren Lieferkette beteiligt sind (etwa für die Risikoanalyse).
Bei der sicheren Lieferkette spielen eine Vielzahl von Faktoren und Beteiligten eine Rolle. (Bild: © reewungjunerr – stock.adobe.com) |
Wer ist an der sicheren Lieferkette beteiligt?
Bei seiner Lieferung durchläuft eine Fracht mehrere Stationen. Sie alle tragen ihren Teil zur Lieferkettensicherheit bei, können jedoch von der Anzahl an Beteiligten je nach Produkt und Arbeitsabläufen der Unternehmen variieren.
Beispiel: Das Unternehmen A verkauft seine Produkte nicht Übersee, sondern kann befestigte Transportwegen nutzen. Daher benötigt es lediglich eine LKW-Spedition für den Transport. → Zwei Beteiligte an der sicheren Lieferkette.
Dem entgegen versendet Unternehmen B seine Waren per Luftfracht. In diesem Fall sind mehrere Transportunternehmen notwendig – neben dem Flugzeug muss auch der Transport zum Flughafen und vom Flughafen zum Empfänger bewerkstelligt werden. → Hier sind also mindestens drei oder vier Parteien an der sicheren Lieferkette beteiligt.
In der Regel besteht eine sichere Lieferkette demnach aus folgenden Beteiligten:
- Versender (Hersteller)
- Transportunternehmen (Lieferanten, Speditionen etc.)
→ egal ob Schiene, Straße, Schiff oder Luftfahrt
Eine sichere Lieferkette zu gewährleisten ist aber nicht nur für die o. g. Beteiligten von immenser Bedeutung. Auch andere Parteien wie Versicherungen haben ein großes Interesse daran, dass alle Lieferketten und Liefernetzwerke vor Schäden geschützt werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene gesetzlichen Vorgaben zur Lieferketten- und Transportsicherheit.
Gesetze und Initiativen für Unternehmen
In den letzten Jahren wurden sowohl EU-weit als auch innerhalb Deutschlands immer wieder Normen und Standards veröffentlicht, die die Sicherheit der internationalen Lieferketten verbessern sollen. Sie unterteilen sich im Wesentlichen in Standards, die von freiwilligen oder behördlichen Initiativen entstanden sind, und in Normen durch internationale Normenorganisationen wie ISO.
Als wesentliche Rechtsvorschrift in der Luftfracht gilt beispielsweise die Verordnung (EG) Nr. 300/2008 mit ihren Durchführungsvorschriften. Sie definiert grundlegende Sicherheitsanforderungen an den Transport und Versand innerhalb der sicheren Lieferkette von Luftfrachtsendungen.
Aber auch Gesetze wie das Lieferkettengesetz sorgen dafür, dass international tätige Unternehmen immer mehr Verantwortung bzgl. der sicheren Lieferkette tragen müssen. Zudem gibt es gesonderte Zusammenschlüsse verschiedener Interessensgruppen, an denen sich Unternehmen orientieren können. Sie definieren Sicherheitskonzepte mit gemeinsamen Maßnahmen und Standards für sichere Lieferketten.
Zusammenschlüsse und Programme
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Sicherheitskonzepten zur sicheren Lieferkette:
Art | Definition | Beispiele |
Präskriptiv | Exakte Vorgaben, die von allen Beteiligten eingehalten werden müssen. Die Anforderungen sind in speziellen Kriterienkatalogen definiert. |
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Zielorientiert | Es gibt zwar vorgegebene Richtlinien, allerdings ist deren konkrete Umsetzung den Beteiligten selbst überlassen. |
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Hinzu kommen Konzepte wie C-TPAT, AEO oder der Luftfrachtsicherheitsstatus rebg/bV. Sie nehmen eine Art Mittelposition ein, da sie zwar umfangreiche Fragenkataloge enthalten, aber gleichzeitig nur selten exakte Vorgaben oder Ausschlusskriterien nennen.
Während die präskriptiven Programme mit ihren strengen Vorgaben für absolute Klarheit, Transparenz und Vergleichbarkeit sorgen, lassen sie wenig Spielraum für Unternehmen. Im Gegensatz dazu erhalten die Betriebe bei zielorientierten Konzepten mehr Freiräume in der Umsetzung, erschweren jedoch die Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen.
Fazit: Was ist wichtig bei der sicheren Lieferkette?
Lieferkettensicherheit ist durch Entwicklungen wie die Digitalisierung wichtiger denn je. Sowohl Hersteller als auch Lieferanten müssen teils umfangreiche Vorkehrungen treffen, um eine sichere Lieferkette zu gewährleisten. Zwar lassen sich Waren bis heute nicht zu 100 % vor Verlusten schützen, dennoch sind die Lieferketten im Allgemeinen sicherer geworden. Ursachen hierfür sind u. a. entsprechende Sicherheitskonzepte und Zertifizierungsprogramme für Unternehmen.
Des Weiteren legen verschiedene Gesetze, Normen und Initiativen fest, welche Schutzmaßnahmen für sichere Lieferketten erforderlich sind. Um keine Neuerungen in diesem Bereich zu verpassen, gibt es die Zeitschrift „ZOLL.EXPORT“. Alle Ausgaben beschäftigen sich nicht nur mit aktuellen Themen im Zoll- und Exportbereich. Sie enthalten auch passende Arbeitshilfen wie Checklisten für den Arbeitsalltag.
Quellen: Zeitschrift „ZOLL.EXPORT“ (Ausgabe 12/15), DEKRA Akademie