Gesunde Ernährung in der Grundschule: Spiele, Projekte und Ideen für Lehrkräfte
17.04.2023 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH
Das Thema Ernährung ist häufig Bestandteil des Hauswirtschaftsunterrichts an weiterführenden Schulen. Allerdings sollte gesunde Ernährung bereits in der Grundschule behandelt und gefördert werden. Denn mit einer ausgewogenen Ernährung können die Schulen das körperliche und geistige Wohl der Kinder von Beginn an fördern. Aber wie erklärt man Kindern gesunde Ernährung und mit welchen Spielen und Projekten lässt sich das Thema im Unterricht einbauen?Inhaltsverzeichnis
- Warum sollte gesunde Ernährung in der Grundschule thematisiert werden?
- Möglicher Einstieg und Einführung im Unterricht
- Spiele und Projekte zur gesunden Ernährung in der Grundschule
- Was ist wichtig bei gesunder Ernährung in der Grundschule?
Warum sollte gesunde Ernährung in der Grundschule thematisiert werden?
Unser Essverhalten wird bereits in der frühesten Kindheit geprägt und im Jugend- oder Erwachsenenalter nur noch wenig verändert. Untersuchungen wie die EsKiMo-Studie zeigen, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland zu viele fettreiche und tierische Lebensmittel konsumieren, ebenso zu viele Süßigkeiten. Zudem trinken sie häufig süße, kalorienreiche Getränke anstelle von Trink- oder Mineralwasser.
Daher sollten sich bereits Grundschulen intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, um den Kindern entsprechende Werte zu vermitteln und eine bewusste Esskultur aufzubauen. Beschäftigt sich eine Grundschule mit gesunder Ernährung, profitiert sie u. a. von folgenden Vorteilen:
- Die Kinder entwickeln bereits zu Beginn der Schullaufbahn ein Bewusstsein für Qualität und Auswahl von Nahrungsmitteln.
→ Kann auch die Esskultur zu Hause fördern. - Gleichzeitig lassen sich eventuelle ungesunde Essensgewohnheiten vorbeugen bzw. reduzieren.
- Ernährungserziehung kann die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder positiv beeinflussen.
- Sie lässt sich z. B. ideal mit dem Sportunterricht kombinieren, um die Bewegungsförderung in der Schule voranzutreiben.
- Gibt es vor Ort eine Schulverpflegung (z. B. in einer Ganztagsschule), kann sie die Ernährungsbildung des Unterrichts ergänzen. Damit erhalten die Kinder einen direkten Praxistransfer zum Thema Ernährung.
Um all diese Vorteile nutzen zu können, sollten sich die Lehrkräfte bereits vorab Gedanken darüber machen, wie sie das Thema gesunde Ernährung bestmöglich in ihren Unterricht integrieren – angefangen beim Einstieg.
Möglicher Einstieg und Einführung im Unterricht
Lehrkräfte haben viele didaktische und methodische Möglichkeiten, das Thema gesunde Ernährung in den Unterricht einzuführen. Sie reichen von Liedern zum Thema Ernährung über kurze Schulungsfilme bis hin zu Spielen und Meinungsumfragen in der Klasse.
So kann die Lehrkraft zu Beginn des Unterrichts beispielsweise offene Fragen stellen, um die Kinder auf das Thema einzustimmen und ihre persönlichen Erfahrungen einzubinden.
- Was haben die Kinder heute zum Essen dabei?
- Wissen sie, wo es herkommt, wie es hergestellt wird oder woraus es besteht?
- Was ist das Lieblingsessen jeder Schülerin und jedes Schülers?
Solche Fragen können auch im Rahmen einer Rallye zur gesunden Ernährung in der Grundschule beantwortet werden. Dafür verteilt die Lehrkraft Aufgaben- bzw. Fragekarten an verschiedenen Stationen im Klassenzimmer. Als Aufgaben eignen sich z. B.:
- Sortiert die folgenden Nahrungsmittel in wichtig oder unwichtig für euren Körper: Karotten, Pommes Frites, Wasser, Gummibärchen, Pizza, Kekse, Gurken.
- Nennt sechs Lebensmittel, die Zucker enthalten.
- Was ist Fast-Food und welche Fast Food-Gerichte kennt ihr?
- Was schätzt ihr, wie viel Schokolade nehmen die Deutschen pro Jahr zu sich?
- Was schätzt ihr, wie viele Eier legt ein (Bio-)Huhn im Jahr?
- Was kann man alles aus Mehl herstellen?
In Kleingruppen sollen die Kinder nun nacheinander die Stationen ablaufen und dort die gestellten Aufgaben bzw. Fragen bearbeiten. Mit Stift und Zettel werden ihre Ergebnisse festgehalten, sodass sie am Ende in der Klasse diskutiert werden können. Je nach Jahrgangsstufe und Wissensstand der Klasse kann die Lehrkraft die Aufgaben der Rallye anpassen.
Mit spielerischen Ansätzen können bereits Grundschulen den Kindern das Thema gesunde Ernährung schmackhaft machen. (Bild: © Monkey Business – stock.adobe.com) |
Spiele und Projekte zur gesunden Ernährung in der Grundschule
Das Thema gesunde Ernährung in der Grundschule bietet sich besonders für Spiele oder Schulprojekte an. Hier setzen sich die Kinder praktisch mit (frischen) Lebensmitteln auseinander und können ihr erlerntes Wissen spielerisch anwenden.
Inhaltlich sollten die getroffenen Maßnahmen den Kindern v. a. folgende Fragen beantworten:
- Wo werden wann welche Nahrungsmittel angebaut und wie kommen sie zu uns?
- Woran erkenne ich frische Lebensmittel und wann sind sie nicht mehr genießbar?
- Was kann ich selbst zubereiten, wofür brauche ich die Hilfe eines Erwachsenen (Schneiden, am Herd kochen etc.)?
- Wie gehe ich sicher mit verschiedenen Küchengeräten um (Messer, Schere, Sparschäler, Handrührgerät etc.)?
- Welche Hygieneregeln muss ich beim Kochen und Zubereiten von Speisen beachten?
- Welche Ess- und Tischkulturen gibt es?
Vor der praktischen Umsetzung sollten die Kinder das notwendige Hintergrundwissen zu Lebensmitteln, Lebensmittelgruppen und Nährstoffen erhalten. Aber auch das lässt sich spielerisch vermitteln.
Spiel- und Projektideen
Ein wirksames Instrument zur Vermittlung gesunder Ernährung in der Grundschule sind Experimente und Projekte. Sie sollten die grundlegende Anforderungen an pädagogische Spiele erfüllen, aber auch Raum für die Ideen der Lehrkräfte bieten.
Hierfür eignen sich z. B. spezielle Projektwochen, in denen sich die Klasse oder Jahrgangsstufe mit Ernährung und Lebensmitteln beschäftigt. Aber auch Unternehmungen wie einzelne Kochtage oder Ausflüge zu Bauernhöfen und Lebensmittelherstellern (sog. außerschulische Lernorte) können bereits helfen, die Ernährungsbildung in der Grundschule voranzutreiben.
Mögliche Themen für solche Projekte sind:
Thema | Ziele |
Regionale und saisonale vs. internationale Lebensmittel, ihre Anreisewege und Auswirkungen auf das Klima (→ Stichwort „Umwelterziehung“). | Die Kinder lernen, wann welche Lebensmittel saisonal verfügbar sind (Saisonkalender) und welche davon aus ihrer Region kommen. |
Sinnesschulung: Lebensmittel mit allen Sinnen erforschen (v. a. Geschmack, Geruch, Konsistenz). | Die Kinder erweitern ihren Geschmack, beschreiben ihre Eindrücke und trainieren ihre Wertschätzung für Lebensmittel. |
Ausmalbilder von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten mit den korrekten Farben ausmalen. | Sie trainieren ihr Verständnis und Hintergrundwissen zu verschiedenen Lebensmitteln. |
Eigene Durstlöscher für den Sommer mixen (mit Wasser, frischen Früchten und Säften). | Die Kinder erhalten geschmackvolle Ergänzungen zum Trink- oder Mineralwasser, ohne auf Limonaden oder andere süße Getränke zurückgreifen zu müssen. |
Experimente mit Lebensmitteln durchführen (z. B. Verhalten von Öl und Wasser, Funktionsweise von Hefe, Färben mit Lebensmitteln wie Spinat, Kurkuma oder roter Beete). | Sie erforschen Alltagsphänomene in der Küche, trainieren aber gleichzeitig grundlegende Arbeitsmethoden aus Chemie, Biologie und Physik. |
Zusätzlich können die Schülerinnen und Schüler an staatlich geförderten Projekten wie dem sog. „Ernährungsführerschein“ mitmachen – einem Unterrichtsprojekt des Bundeszentrums für Ernährung. Weitere Ideen und Anregungen zur Durchführung von Schulprojekten bietet der Beitrag „Was ist Projektunterricht? – Definition, Merkmale und Ideen“.
Unterrichtsmaterial und Arbeitsblätter
Passendes Unterrichtsmaterial zur gesunden Ernährung in Grundschulen gibt es an verschiedenen Anlaufstellen. Hervorzuheben sind z. B. die Angebote des Bundeszentrums für Ernährung, des deutschen Bildungsservers oder die des Programms „Gesund macht Schule“.
Bei allen Materialien sollten die Schulen und Lehrkräfte jedoch prüfen, ob sie die grundlegenden fachlichen Anforderungen zur Ernährungserziehung in Grundschulen erfüllen. Worauf es hierbei ankommt, zeigt der nächste Abschnitt.
Was ist wichtig bei gesunder Ernährung in der Grundschule?
Um gesunde Ernährung in der Grundschule erfolgreich zu platzieren, müssen ihre Lehrkräfte sowohl ernährungsphysiologische als auch pädagogische und lebensmittelhygienische Aspekte berücksichtigen. Der folgende Abschnitt gibt eine Übersicht.
Ernährungsphysiologie
Genuss und Wohlbefinden sollten genauso wichtig sein wie eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Deshalb sollten sich die Lehrkräfte vorab mit einigen Grundlagen der Ernährungsphysiologie beschäftigen. Für den Unterricht in der Grundschule reicht ein punktueller Einstieg in das Thema bereits aus, da die gesunde Ernährung in den Sekundarstufen I und II noch einmal intensiver behandelt werden sollte.
Ein gängiges Hilfsmittel in der Ernährungslehre – auch für Grundschulen – ist die sog. Ernährungspyramide. Sie stellt grafisch dar, in welchen Mengen Kinder und Erwachsene bestimmte Nahrungsmittel täglich zu sich nehmen sollten.
Diese bildhafte Darstellung hilft besonders in der Grundschule dabei, den Kindern die teils komplexen Regelungen der Ernährungsphysiologie näher zu bringen. Aber auch pädagogische Grundsätze sollten bei gesunder Ernährung in der Grundschule nicht zu kurz kommen.
Pädagogik
Lehrkräfte stehen unter der besonderen Herausforderung, Bildung und Werte anhand pädagogischer Leitlinien zu vermitteln. Das sollte sich auch bei der Ernährungsbildung wiederfinden. So gilt das Thema Selbstbestimmung als wesentlicher Bestandteil der Ernährungslehre. Kinder wollen selbst entscheiden können, wann sie welche Nahrungsmittel zu sich nehmen, sollten dabei aber – insbesondere im Grundschulalter – noch von Erwachsenen an die Hand genommen werden.
Des Weiteren sollte den Kindern das Essen als wertvolle und nicht selbstverständliche Ressource nähergebracht werden. Auch dazugehörige Themen wie Welthunger, Umweltschutz und Umweltverschmutzung können bereits in der Grundschule angesprochen werden, um die Kinder im Rahmen der Umwelterziehung für diese Bereiche frühestmöglich zu sensibilisieren.
Außerdem sollten die Lehrkräfte die Eltern in die Projektplanung zur gesunden Ernährung in der Grundschule miteinbeziehen, etwa im Rahmen von Elternabenden oder der allgemeinen Elternarbeit. Denn Ernährungserziehung hört nicht nach der Schule auf, sondern sollte konsequent im privaten Bereich der Schülerinnen und Schüler fortgeführt werden.
Darüber hinaus bieten v. a. Ganztagsschulen, aber auch Halbtagsschulen oftmals eine Schulverpflegung an. Ihre Speiseplanung und -herstellung sollte so strukturiert sein, dass sie den Grundzügen der Ernährungslehre im Unterricht entspricht. Damit können die Kinder ihr dort erlerntes Wissen direkt anwenden. Zudem übernimmt das gemeinsame Mittagessen in der Schule eine wesentliche soziale Funktion, indem es das soziale Lernen und Gemeinschaftsgefühl fördert.
Produktempfehlung
Hinweise zur gesunden Pause in der Schule und weitere Informationen zeigen z. B. die Software „Hygienemanagement in Bildungseinrichtungen“, der DGE-Qualitätsstandard für Schulen und der „Praxisratgeber Ganztagsschule".
Lebensmittelhygiene
Auch das Thema Hygiene sollte Bestandteil der Ernährungserziehung in Grundschulen sein. Denn insbesondere in sozialen Einrichtungen wie Schulen, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten, spielt Hygiene eine wesentliche Rolle. Durch den Verzehr von Lebensmitteln können Keime oder Bakterien aufgenommen werden, wenn zuvor nicht die grundlegenden Vorgaben der Lebensmittelhygiene eingehalten wurden.
Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bundeszentrum für Ernährung, gesundmachtschule.de