Demokratiepädagogik einfach erklärt: Definition, Methoden und Beispiele für Schulen und Kitas

08.12.2022 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Um die Demokratie als Gesellschaftsform aufrecht zu erhalten, sollten deren grundlegenden Werte bereits in der Kita und der Schule vermittelt werden. Mithilfe der sog. Demokratiepädagogik erwerben Kinder und Jugendliche die notwendigen Kompetenzen, um unsere Demokratie aktiv mitzugestalten. Aber welche Methoden gehören zur Demokratiepädagogik und wie können Schulen und Kitas diese nutzen?

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Demokratiepädagogik? – Definition
  2. Methoden und Beispiele für Demokratiepädagogik Schule und Kita
  3. Fazit: Warum ist Demokratiepädagogik wichtig?

Laut dem Grundgesetz (GG) zeichnet sich unsere Demokratie insbesondere durch folgende Werte aus:

  • Unantastbarkeit der Menschenwürde
  • Gleichheit vor dem Gesetz
  • Glaubens- und Gewissensfreiheit
  • Meinungsfreiheit als Kernbestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung

Um sicherzustellen, dass auch die nachfolgenden Generationen diese Überzeugungen vertreten, sollten Schulen und Kitas passende Methoden zur Demokratiepädagogik anwenden.

Was ist Demokratiepädagogik? – Definition

Demokratiepädagogik (oder Demokratiebildung) ist eine Form der Bildung und Erziehung, bei der junge Menschen lernen sollen, selbstverantwortlich und demokratisch zu handeln. Sie sollen verstehen, wie wichtig es ist, sich aktiv in einer demokratischen Gesellschaft zu engagieren und welche Wertvorstellungen für ein demokratisches Zusammenleben wichtig sind. Außerdem soll die Demokratiepädagogik den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, sich kritisch mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen und sich ein eigenes Urteil über Themen zu bilden.

Thematisch sollte Demokratiepädagogik insbesondere folgende Bereiche behandeln:

  • Dem Alter der Kinder entsprechende Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen
  • Konstruktiver Umgang mit unterschiedlichen Interessen
  • Konstruktive und gewaltfreie Konfliktlösung
  • Einsatz für eigene Anliegen und Interessen

Schulen und Kitas tragen dabei eine besondere Verantwortung, da sie die einzigen Institutionen sind, die alle Kinder und Jugendlichen erreichen. Dort kommen Menschen mit unterschiedlichen Biografien, kulturellen Hintergründen, Religionszugehörigkeiten und Vorprägungen zusammen. Lehrkräfte sowie der Erzieherinnen und Erzieher sind somit dafür verantwortlich, die wesentlichen demokratischen Umgangsformen wie Respekt, Solidarität, Gleichheit und Partizipation zu vermitteln.

Ziele der Demokratiepädagogik

Demokratien verändern sich fortlaufend, etwa durch Globalisierung, Digitalisierung und Migration. Daher soll Demokratiepädagogik sowohl grundlegende Kenntnisse als auch aktuelle Entwicklungen berücksichtigen.

Insgesamt zielt Demokratiepädagogik darauf ab:

 

  • Chancengleichheit herzustellen und zu wahren.
  • Diskriminierung abzubauen.
  • Verständnis für gesellschaftliche Vielfalt als positiven Wert zu schaffen.
  • Reflektierte sowie kritische Auseinandersetzung mit Macht- und bestehenden Gesellschaftsverhältnissen zu fördern.

Um diese Ziele zu erreichen, sollte pädagogische Fachkräfte in Schulen und Kitas verschiedene Methoden nutzen.

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Mit den wesentlichen Umgangsformen innerhalb einer Demokratie stärken die Kinder nicht nur die Klassengemeinschaft, sie bereiten sich auch auf ihr eigenes Erwachsenwerden vor. (Bild: © Mikhaylovskiy – stock.adobe.com)

Methoden und Beispiele für Demokratiepädagogik Schule und Kita

Pädagogische Fachkräfte können aus einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden wählen, um ihren Kindern und Jugendlichen das Thema Demokratie näherzubringen. Dabei eignen sich für Schulen teils andere Maßnahmen als für Kitas.

Sowohl für Kitas als auch für Schulen gilt jedoch: Demokratiepädagogik sollte ganzjährig und nicht situationsbezogen, etwa bei einem Konflikt in der Gruppe oder Klasse, eingesetzt werden.

Demokratiepädagogik Schule

Die Demokratiebildung lässt sich besonders wirksam im Schulalter einsetzen. Hier beginnen die Kinder sich und ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen und ihre persönlichen Wertvorstellungen zu festigen. Daher sollten Lehrkräfte und Schulleitungen im Schulalltag genug Raum einbauen, um den Schülerinnen und Schülern die Grundzüge von Demokratie näherzubringen.

Demokratiepädagogik kann dabei als Bestandteil der Schulentwicklung angesehen werden. Sie geht auf aktuelle und grundlegende Themen ein, die die Kinder und Jugendlichen auf ihr späteres Erwachsenenleben vorbereiten. Besonders in Ganztagsschulen haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich speziellen Projekten zum Thema Demokratie zu widmen. Aber auch für die Schulsozialarbeit können die Methoden der Demokratiepädagogik nützlich sein.

Mögliche Maßnahmen zur Demokratiepädagogik in der Schule sind beispielsweise:

  • Themengestützter Projektunterricht
  • Demokratietage in der Schule
  • Teilnahme an Schülerparlamenten
  • Möglichkeit zur Mitarbeit in einer Schülerzeitung oder Internetpräsentation
  • Exkursionen zu gesellschaftspolitischen Institutionen und anderen außerschulischen Lernorten
  • Besuch von Vertretern aus Politik oder Non-Governmental Organizations (NGOs)

Bei der Demokratiepädagogik spielt jedoch auch der Umgang mit digitalen Medien eine wesentliche Rolle – sowohl im Unterricht als auch außerhalb. Durch ihr Smartphone und soziale Netzwerke kommen viele Kinder und Jugendliche schnell an Informationen zum aktuellen Weltgeschehen. Das birgt jedoch ein höheres Risiko für Desinformationen, Hatespeech und andere negative Effekte, die sich wiederum auf die Demokratie und das Demokratieverständnis auswirken können. Auch Probleme wie Cybermobbing werden so ggf. verstärkt.

Daher sollten Lehrkräfte über digitale Kompetenzen verfügen, um den Kindern entsprechende Medienkompetenzen zu vermitteln, die für eine sichere Nutzung der digitalen Medien wichtig sind. Aufgabe der Schulleitungen ist es wiederum, die Qualifikation ihrer Lehrkräfte regelmäßig zu prüfen, etwa im Rahmen von dienstlichen Beurteilungen. So stellen sie sicher, dass diese die Methoden der Demokratiepädagogik fachgerecht vermitteln und anwenden können.

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Zur Demokratiepädagogik gehört außerdem das Verhalten der Lehrkräfte, Schulleitungen und des übrigen Schulpersonals gegenüber den Kindern. Sie sollten ihren Schülerinnen und Schülern die grundlegenden demokratischen Werte vorleben, um ihren Bildungsauftrag vollumfänglich zu erfüllen.

Allerdings entwickeln Kinder schon in ihren ersten Lebensjahren grundsätzliche Eigenschaften zu ihrer Identität und Persönlichkeit – Punkte, an denen die Demokratiepädagogik bereits vor dem Schulalter ansetzen kann.

Demokratiepädagogik Kita

Frühkindliche Demokratiebildung beginnt bereits in der Kita. Dort müssen die Kinder lernen, wie sie für sich und ihre Bedürfnisse einstehen und dass sie akzeptierter Bestandteil einer sozialen Gemeinschaft sind. Gleichzeitig fördert eine vollumfängliche Kinderbetreuung nicht nur körperliche und geistige Kompetenzen, sondern auch die emotionale und soziale Entwicklung der Kleinen, wie es die Demokratiepädagogik vorsieht.

Des Weiteren verpflichtet das Achte Buch Sozialgesetzbuch (§ 22a, § 45 Abs. 2 SGB VIII) die Träger von Kitas dazu, sicherzustellen, dass die Kinder entsprechend ihres jeweiligen Entwicklungsstands in alle relevanten Entscheidungen miteinbezogen werden. Hinzukommen spezifische Vorgaben der Landesregierungen.

Eine wesentliche Herausforderung für Kitas, besonders im Vergleich zur Schule, ist der Altersunterschied der Kinder. In Kitas kann Demokratiepädagogik nicht mit den gleichen Methoden gelehrt werden wie im Schulunterricht. Daher empfiehlt es sich beispielsweise verschiedene Formate einzurichten, in denen die Kinder erste Erfahrungen zu demokratischem Handeln sammeln können. Mögliche Modelle sind z. B. ein Kita-Rat, Kinderkonferenzen und ein internes Beschwerdeverfahren.

Auch die alltäglichen Interaktionen zwischen Erzieherinnen, Erziehern und den Kindern können i. S. d. Demokratiepädagogik gestaltet werden. Das reicht von der Auswahl der Spielorte und Veranstaltungen über das gemeinsame Essen bis zur Definition allgemeingültiger Verhaltensregeln.

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Die Demokratiepädagogik soll Werte wie Gleichheit, Engagement und Mitbestimmung vermitteln. (Bild: © arrowsmith2 – stock.adobe.com)

Fazit: Warum ist Demokratiepädagogik wichtig?

Jede Demokratie benötigt Menschen, die demokratisch handeln, sich engagieren und demokratische Überzeugungen vertreten. Diese Eigenschaften sollten bereits im Kindesalter gefördert werden – etwa durch entsprechende Demokratiepädagogik in der Schule und in der Kita. An diesen Einrichtungen leben, lernen und arbeiten junge Menschen regelmäßig zusammen. Daher bilden sie dort nicht nur ein Bewusstsein für Demokratie aus, diese Orte prägen auch ihre Einstellung zu dem Thema.

Im Schulalltag wird die Demokratiepädagogik häufig gesellschaftsbezogenen Fächern wie Sozialkunde zugeordnet. Allerdings sollten die Schulen sie vielmehr als Querschnittsaufgabe aller Fächer betrachten. Zudem werden die Methoden der Demokratiepädagogik oft noch zu selten eingesetzt, insbesondere an Real-, Mittel- und anderen allgemeinbildenden Schulen. Hier besteht Handlungsbedarf von Seiten der Schulträger und Schulleitungen.

In Kitas müssen die Erzieherinnen und Erzieher meist andere Methoden der Demokratiepädagogik nutzen als in der Schule. Aber auch in dieser Altersspanne können den Kindern bereits Werte wie Toleranz und Meinungsvielfalt nähergebracht werden.

Deshalb sollten sich Schulleitungen und Lehrkräfte, aber auch Erzieherinnen und Erzieher bemühen, die Demokratiepädagogik stärker in ihren Berufsalltag zu integrieren. Mit entsprechenden Lehrerbeurteilungen stellen Schulleitungen sicher, dass ihre Lehrkräfte über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Darüber hinaus ist Demokratiepädagogik ein sinnvoller und wichtiger Bestandteil von Schulsozialarbeit und der Unterrichtsgestaltung in Ganztagsschulen.

Quellen: „Dienstliche Beurteilungen und Leistungsberichte in der Schule schnell und sicher erstellen“, Deutsches Jugendinstitut