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"Urban Mining: Nachhaltige Ressourcenrückgewinnung für die Zukunft"


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Urban Mining: Nachhaltige Ressourcenrückgewinnung für die Zukunft

In Deutschland stecken etwa 15 bis 16 Mrd. Tonnen an Material in Gebäuden. Etwa noch mal so viel an wertvollen Baustoffen steckt in der Infrastruktur. Dieser reichhaltige Inhalt kann dafür genutzt werden, den Materialbedarf der Zukunft zu stillen – diese Denkweise wird auch als „Urban Mining“ bezeichnet. Sie nimmt einen umfassenden Blick auf Rohstoffe und deren Rückgewinnung ein und betrachtet Produkte, Gebäude und Infrastruktur als Vorratslager, das mit den natürlichen Rohstoffvorkommen der Erde vergleichbar ist. Alles Wichtige dazu lesen Sie in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Urban Mining? – Definition und Konzept
  2. Urban Mining Beispiele – Anwendung in der Praxis
  3. Unterschied zwischen Urban Mining und Recycling
  4. Urban Mining – FAQs
  5. Urban Mining – Fazit

Was ist Urban Mining? – Definition und Konzept 

Die Definition

Der Begriff Urban Mining beschreibt die Rückgewinnung von Rohstoffen aus bestehenden Gebäuden, Infrastrukturen und Produkten, die am Ende ihrer Lebensdauer stehen. Anstatt diese Materialien als Abfall zu betrachten, werden sie beim Urban Mining als wertvolle Ressourcen behandelt, die wiederverwendet oder recycelt werden können.

→ Wörtlich übersetzt bedeutet Urban Mining „städtischer Bergbau/Abbau“

Das Konzept

Die Konzentration von Metallen in Städten, ist (wie ein menschengemachtes, anthropogenes Depot) mittlerweile höher als in natürlichen Erzvorkommen. So kann etwa das in einem alten Gebäude verbaute Holz genutzt werden (wenn darin keine Schadstoffe wie Holzschutzmittel stecken), um daraus Fensterrahmen, Türen oder auch das Dach für ein neues Gebäude zu konstruieren. Auch Mauersteine, Dämmmaterialien, Rohre und Leitungen lassen sich zu einem Großteil aufbereiten und wiederverwerten. So bietet Urban Mining große Vorteile, gerade bei der Gewährleistung sicherer und nachhaltiger Lieferketten. Es erschließt Ressourcen bedarfsnäher, erhöht die Ressourcenunabhängigkeit und reduziert nicht zuletzt auch Transportkosten und Energieverbrauch. Im weiteren Sinne wird dieses Konzept ergänzt durch Cradle-to-Cradle. Denn dieses „Ursprung zu Ursprung“-Prinzip will sicherstellen, dass Materialien von Anfang an so gestaltet sind, dass sie nach ihrer Nutzungsphase wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.

Das Vorzeige-Projekt

Beispielsweise wurden die Prinzipien des Urban Minings bei der Sanierung und Erweiterung des World Trade Centers in Brüssel umgesetzt. Das Projekt bietet auf einer Fläche von 110.000 m² einen einzigartigen Mix aus Wohn-, Hotel-, Büro- und Coworking-Flächen sowie Sportanlagen und gilt als das größte Urban-Mining-Projekt in Europa. Überhaupt nimmt die Region Brüssel in Belgien in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Mit dem 2016 ins Leben gerufenen „Program Régional en Economie Circulaire“ (PREC) verfolgt sie das Ziel, Ressourcen zu mobilisieren und Abfälle durch die Entwicklung einer ehrgeizigen Kreislaufwirtschaftspolitik zu minimieren. Ein klassischer Abriss ist in der Region Brüssel nur noch dann erlaubt, wenn es ein Urban-Mining-Konzept gibt – und wenn der Neubau so konzipiert wird, dass sich die dort verwendeten Ressourcen auf einfache Weise wiederverwenden lassen. So wurde das Projekt so angelegt, dass die Kreislaufwirtschaft im Vordergrund steht: Ein Großteil der vorhandenen Materialien wird entweder im Bestand erhalten, an anderen Standorten wiederverwendet oder recycelt.

Wie funktioniert Urban Mining?

Schritt 1: Identifikation von Rohstoffquellen

Urban Mining beginnt mit der Bestimmung potenzieller Rohstoffquellen in städtischen Gebieten. Dazu gehören:

  • Gebäude und Infrastrukturen,
  • langlebige Konsumgüter (wie Elektronikgeräte, Fahrzeuge),
  • Abfälle und nicht genutzte Produkte.

Ein wichtiger Schritt ist zudem die Erstellung von Materialkataster. Sie enthalten Informationen über Art, Menge und Qualität der in Gebäuden und Infrastrukturen verbauten Materialien.

Schritt 2: Analyse und Prognose

Basierend auf qualitativen und quantitativen Analysen werden frühzeitige Prognosen zu Stoffströmen erstellt. Dies ermöglicht es, zukünftige Verwertungsmöglichkeiten zu erkennen, bevor die Materialien zu Abfällen werden.

Schritt 3: Planung und Design

Schon in der Planungsphase werden beim Urban Mining Design alle Lebenszyklusphasen berücksichtigt – vom Entwurf bis zur Demontage und Wiederverwendung. Hierfür wurde beispielsweise der „Urban Mining Index“ (UMI) entwickelt, der die Kreislaufkonsistenz von Baukonstruktionen und Gebäuden bewertet.

Schritt 4: Gewinnung und Aufbereitung

Die eigentliche Gewinnung der Sekundärrohstoffe erfolgt durch:

  • Selektiven Rückbau von Gebäuden
  • Sammlung und Sortierung von Konsumgütern und Abfällen
  • Aufbereitung der gewonnenen Materialien

Dabei ist es wichtig, die Materialien möglichst sortenrein zu trennen, um ihre Qualität und damit ihren Wert zu erhalten.

Schritt 5: Wiederverwertung

Die gewonnenen Sekundärrohstoffe werden aufbereitet und als Recyclingbaustoffe oder in anderen Produktionsprozessen wiederverwendet. Ziel ist es, möglichst hochwertige Verwertungswege zu finden, um Qualitätsverlust beim Weg zurück in den Stoffkreislauf zu vermeiden.

Schritt 6: digitale Unterstützung

Moderne Technologien wie Building Information Modeling (BIM) und spezielle Software wie der „Urban Mining Screener“ helfen bei Erfassung, Analyse und Verwaltung der Daten über vorhandene Materialien und deren Potenzial.

Urban Mining Beispiele – Anwendung in der Praxis

In der Praxis zeigt sich Urban Mining in verschiedenen Bereichen:

  • Elektronikschrott-Recycling: Metalle wie Gold und Silber werden aus alten Elektronikgeräten gewonnen.
  • Bauwesen: Abbruchgebäude liefern Beton und Stahl, der im Neubau eingesetzt wird.
  • Kunststoffverarbeitung: Kunststoffabfälle aus Verpackungen werden aufbereitet und erneut verwendet.

Solche Projekte werden beispielsweise vom Umweltbundesamt (UBA) gefördert.

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Baumaterialien wie Beton, Ziegel oder Keramik aus Abrissabfällen lassen sich beim Urban Mining ideal verwerten. © Francesco Scatena – stock.adobe.com

Unterschied zwischen Urban Mining und Recycling

Urban Mining und Recycling sind zwei Konzepte, die eng miteinander verbunden sind, aber dennoch unterschiedliche Ansätze verfolgen:

  • Zeitpunkt: Recycling setzt erst an, wenn Materialien bereits als Abfall anfallen, während Urban Mining den gesamten Lebenszyklus von Materialien betrachtet.
  • Ansatz: Urban Mining ist ein proaktiver Ansatz, der darauf abzielt, die Nutzung von Sekundärrohstoffen zu maximieren, bevor sie zu Abfall werden, während Recycling ein reaktiver Ansatz ist, der sich mit der Behandlung von Abfällen befasst.
  • Umfang: Urban Mining umfasst eine breitere Palette von Aktivitäten, einschließlich der Prospektion, Erkundung und Erschließung von Materialbeständen, während Recycling sich auf die Wiederverwertung von bereits angefallenen Abfällen konzentriert.

Cradle-to-Cradle geht dabei noch einen Schritt weiter und fördert das Design von Produkten und Gebäuden, die von Anfang an für eine erneute Wiederverwendung ausgelegt sind.

Urban Mining – FAQs

Ist Urban Mining nachhaltig?

Urban Mining trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit bei, da die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen den Abbau neuer Ressourcen reduziert. Durch die Wiederverwertung vorhandener Materialien sinken die Abfallmengen und der Energieverbrauch, was die Umweltauswirkungen verringert und wertvolle Ressourcen schont.

Warum soll Urban Mining in der Zukunft unverzichtbar sein?

Mit dem steigenden Rohstoffbedarf und der Knappheit natürlicher Ressourcen wird Urban Mining immer wichtiger. Es bietet eine nachhaltige Lösung, indem es den Zugriff auf bereits vorhandene Ressourcen in Städten ermöglicht und somit den Bedarf an neuen Rohstoffquellen senkt.

Für welche Materialien eignet sich Urban Mining besonders gut?

Vor allem langlebige Güter wie Gebäude, Infrastrukturen und Konsumgüter enthalten viele geeignete Materialien:

  • Metalle: Stahl, Kupfer oder Aluminium stecken beispielsweise in großen Mengen in Bauwerken und Infrastrukturen und können nach dem Abriss oder der Renovierung zurückgewonnen werden.
  • Edelmetalle: In Elektronikgeräten finden sich wertvolle Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium, die extrahiert werden können.
  • Seltene Erden: Elektronische Geräte enthalten auch Seltene Erden, die für die Herstellung neuer Technologien wichtig sind.
  • Baumaterialien: Beton, Ziegel und Keramik aus Abrissabfällen lassen sich gut aufbereiten und wiederverwenden.
  • Kunststoffe: Auch einige Kunststoffe können recycelt werden.
  • Glas: Glas aus Fenstern und Bildschirmen kann eingeschmolzen und zu neuen Glasprodukten verarbeitet werden.

Derartige Materialien sind oft in großen Mengen vorhanden und können durch Urban Mining effizient zurückgewonnen werden, was zur Ressourcenschonung und zur Reduzierung von Abfällen beiträgt. Urban Mining bietet somit ein großes Potenzial, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und die Umwelt zu entlasten.

Wie hängen Urban Mining und zirkuläres Bauen zusammen?

Zirkuläres Bauen zielt als Konzept darauf ab, den Lebenszyklus von Gebäuden zu verlängern und Abfall zu minimieren. Dies wird erreicht, indem Gebäude so entworfen werden, dass sie leicht demontiert und ihre Komponenten wiederverwendet oder recycelt werden können. Es fördert auch die Nutzung von Materialien, die aus Urban Mining stammen.

Die beiden Konzepte Urban Mining und zirkuläres Bauen vereint also der Gedanke, dass Gebäude als Materialbanken betrachtet werden. Wenn ein Gebäude rückgebaut wird, können die Materialien durch Urban Mining zurückgewonnen und im Sinne des zirkulären Bauens in neuen Bauprojekten wiederverwendet werden. Dies reduziert den Bedarf an neuen Rohstoffen und minimiert den Abfall, was zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft führt.

Urban Mining – Fazit

Mit neuen Umweltvorschriften und steigenden Rohstoff- sowie Entsorgungskosten ist Urban Mining wettbewerbsfähig geworden. Besonders vor dem Hintergrund, dass Bauherren genau darauf achten werden, ob ihre Gebäude den künftigen Baustandards und Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen. Wie in jedem Markt gibt es Vorreiter und Nachzügler. Um einen erfolgreichen Übergang zu kreislauffähigen Immobilien zu vollziehen, muss eine gemeinsame Dynamik entfacht werden. Nur so kann die Bereitschaft geweckt werden, in Innovationen zu investieren. Investoren, Projektentwickler und auch die finanzierenden Banken sind gefordert, eingetretene Pfade zu verlassen, um einen nachhaltigen Wandel zu ermöglichen.

Quellen: „Klimaneutrale Gebäude – Nachhaltigkeit bei Bestandsimmobilien und Neubauprojekten“, FORUM VERLAG HERKERT GMBH, 2024; Umweltbundesamt (UBA)

 

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