Was ist die ATEX-Richtlinie?

07.03.2024 | S. Hoffmann – Online Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Die ATEX-Richtlinie 2014/34/EU (Atmosphères Explosibles) ist eine EU-Richtlinie, die die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer in explosionsgefährdeten Bereichen regelt. ATEX schreibt technische und organisatorische Anforderungen vor, um das Risiko von Explosionen zu minimieren. Sie verpflichtet Unternehmen dazu, sicherheitsrelevante Maßnahmen zu ergreifen, um Arbeitsplätze in explosionsgefährdeten Atmosphären zu schützen. Lesen Sie jetzt, welche Schutzmaßnahmen Sie ergreifen können, um Ihre Belegschaft und Ihr Material bestmöglich vor Explosionen zu schützen.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Übersicht ATEX-Richtlinie: Was wird durch die Richtlinie 2014/34/EU geregelt?
  2. Für welche Gerätegruppen gilt die ATEX-Richtlinie?
  3. Zoneneinteilung der ATEX-Richtlinie: Welche ATEX Zonen gibt es?
  4. Fazit zur ATEX-Richtlinie: Sicherheit in explosiven Atmosphären

Übersicht ATEX-Richtlinie: Was wird durch die Richtlinie 2014/34/EU geregelt?

Die ATEX-Richtlinie 2014/34/EU regelt die Anforderungen an Produkte, die in explosionsgefährdeten Atmosphären verwendet werden, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz von Angestellten sicherzustellen.

Inhaltlich geht die ATEX Richtlinie besonders auf folgende Punkte ein:

  • Produktkategorien: Die Richtlinie teilt Produkte in verschiedene Kategorien ein, abhängig von ihrem Verwendungszweck und dem Grad ihres Schutzes gegen Explosionen.
  • Konformitätsbewertungsverfahren: Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den Anforderungen der ATEX-Richtlinie entsprechen. Hierzu führen sie bestimmte Konformitätsbewertungsverfahren durch.
  • Kennzeichnung: Produkte, die den ATEX-Anforderungen entsprechen, müssen mit dem CE-Zeichen und einer speziellen ATEX-Kennzeichnung versehen sein.
  • Technische Dokumentation: Hersteller müssen eine technische Dokumentation erstellen und aufbewahren, die nachweist, dass ihre Produkte den Anforderungen der Richtlinie entsprechen.
  • Explosionsschutzdokument: Betreiber von Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen müssen ein Explosionsschutzdokument erstellen, das die Maßnahmen zur Vermeidung von Explosionen und zur Gewährleistung der Sicherheit beschreibt.
  • Überwachung der Konformität: Die Konformität von Produkten und Anlagen wird durch unabhängige Stellen überwacht.

Die ATEX Richtlinie zielt darauf ab, die Sicherheit in explosionsgefährdeten Umgebungen zu gewährleisten, indem sie spezifische Anforderungen an die Konstruktion und den Betrieb von Produkten und Anlagen in diesen Bereichen stellt.

Begriffsbestimmungen

Konkret stellt die Richtlinie Anforderungen an Geräte, Komponenten und Schutzsysteme für die Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen.

Als "Geräte" werden Maschinen, Betriebsmittel, fest installierte oder bewegliche Vorrichtungen, Steuerungs- und Ausrüstungskomponenten sowie Warn- und Präventionssysteme definiert, die:

  1. einzeln oder in Kombination dazu dienen, Energien zu erzeugen, zu übertragen, zu speichern, zu messen, zu regeln und Werkstoffe zu verarbeiten, und
  2. selbst potenzielle Zündquellen aufweisen und somit eine Explosion auslösen können.

"Komponenten" beziehen sich auf Bauteile, die für den sicheren Betrieb von Geräten und Schutzsystemen unerlässlich sind, jedoch keine eigenständige Funktion erfüllen. Komponenten dürfen nicht mit einer CE-Kennzeichnung versehen sein. Beispiele hierfür sind Anschlussklemmen, Baugruppen von Tastern, leere druckfeste Kapselungen, Vorschaltgeräte für Leuchtstofflampen, Messgeräte (wie z. B. Drehspulen) und Schütze mit Anschlussklemmen und/oder fliegenden Anschlüssen.

"Schutzsysteme" umfassen sämtliche Vorrichtungen der oben erklärten Geräte – per Definition mit Ausnahme der Komponenten. Diese Systeme haben die Aufgabe, laufende Explosionen unverzüglich zu stoppen und/oder den von einer Explosion betroffenen Bereich zu begrenzen. Sie werden als eigenständige Systeme mit autonomer Funktion separat auf dem Markt bereitgestellt. Beispiele für autonome Schutzsysteme sind Flammendurchschlagsicherungen, Wasser- und Feuerlöschsperren und Explosionsentlastungssysteme.

Für welche Gerätegruppen gilt die ATEX-Richtlinie?

Die Richtlinie 2014/34/EU (ATEX) teilt Geräte in zwei Gerätegruppen und fünf weitere Gerätekategorien ein, die nachfolgend dargestellt werden:

Gruppe I: Anlagen im Bergbau bei Gefährdungen durch Grubengas / Staub

Gerätegruppe I umfasst gemäß der ATEX-Richtlinie alle Geräte zur Verwendung in Untertagebetrieben von Bergwerken sowie deren Übertageanlagen, die durch Grubengas und / oder brennbare Stäube gefährdet werden können.

Kategorie M1

Kategorie M2

Sehr hohes Maß an Sicherheit

Hohes Maß an Sicherheit

Mind. zwei unabhängige Schutzmaßnahmen des Geräts gefordert → sicher auch beim Auftreten von zwei unabhängigen Fehlern und beim Auftreten von Ex-Atmosphäre

Sicher bei schweren Bedingungen und „rauer Behandlung“Gerät muss aber beim Auftreten von Ex-Atmosphäre abgeschaltet werden

Gruppe II: Anlagen in allen anderen Ex-Bereichen außerhalb des Bergbaus

Gerätegruppe II gilt laut ATEX-Richtlinie für Geräte zur Verwendung in allen übrigen Bereichen, die durch eine explosionsfähige Atmosphäre gefährdet werden können.

Kategorie 1

Kategorie 2

Kategorie 3

Sehr hohes Maß an Sicherheit

Hohes Maß an Sicherheit

Normalmaß an Sicherheit

Sicher bei seltenen Störungen oder beim Auftreten von zwei unabhängigen Fehlern

Sicher auch beim Auftreten einer zu erwartenden Störung oder von einem Fehler

Sicher im normalen Betrieb

Zoneneinteilung der ATEX-Richtlinie: Welche ATEX Zonen gibt es?

ATEX-Zonen, definiert nach der europäischen Richtlinie 2014/34/EU (ATEX-Richtlinie 95) und 1999/92/EG (ATEX-Betriebsrichtlinie 137) beziehen sich auf Bereiche, in denen brennbare Materialien gelagert oder gehandhabt werden. Die Gefährdungsstufe einer ATEX-Zone wird anhand der Menge und Art der brennbaren Materialien bewertet. Höhere Stufen bedeuten größere Risiken und strengere Vorschriften.

Arbeitgeber sind gemäß der ATEX-Richtlinie verpflichtet, ihren Betrieb hinsichtlich möglicher Explosionsrisiken zu kontrollieren, um die Sicherheit und Gesundheit der Personen in ATEX-Zonen zu gewährleisten.

Gemäß der Richtlinie 1999/92/EG müssen Betreiber in Europa eine Gefährdungsanalyse durchführen, um Ex-Bereiche zu deklarieren. Diese Bereiche werden je nach Gefährdungsmaß in ATEX-Zonen eingeteilt. In diesen Zonen dürfen nur Betriebsmittel mit zuverlässigem Explosionsschutz (Ex-Schutz) eingesetzt werden. Der Betreiber muss organisatorische Sicherheitsmaßnahmen umsetzen und dies durch ein Explosionsschutz-Dokument nachweisen. Ziel ist es – neben wirtschaftlichen Aspekten, wie beispielsweise der Schutz von Materialien – die Sicherheit der Arbeitnehmenden zu gewährleisten, die möglichen ATEX-Risiken ausgesetzt sind.

ATEX-Zonen: Brennbare Gase und Dämpfe

  • ATEX-Zone 0: Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln ständig oder über längere Zeiträume vorhanden ist (mehr als 1000 Stunden pro Jahr)
  • ATEX-Zone 1: Bereich, in dem sich gelegentlich eine explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln bilden kann (zwischen 10 und 1000 Stunden pro Jahr)
  • ATEX-Zone 2: Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln normalerweise nur kurzzeitig oder gar nicht auftritt (weniger als 10 Stunden pro Jahr)

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ATEX-Zonen: Brennbare Stäube

  • ATEX-Zone 20: Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub ständig oder über längere Zeiträume vorhanden ist (mehr als 1000 Stunden pro Jahr).
  • ATEX-Zone 21: Bereich, in dem sich gelegentlich eine explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub bilden kann (zwischen 10 und 1000 Stunden pro Jahr).
  • ATEX-Zone 22: Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub normalerweise nur kurzzeitig oder gar nicht auftritt (weniger als 10 Stunden pro Jahr).

Fazit zur ATEX-Richtlinie: Sicherheit in explosiven Atmosphären

Zusammenfassend ist die ATEX-Richtlinie also ein entscheidendes Instrument zur Gewährleistung eines sicheren Arbeitsumfelds in Industriezweigen, in denen explosive Atmosphären eine potenzielle Gefahr darstellen. Durch die klaren Leitlinien für verschiedene Gerätegruppen und die Zoneneinteilung bietet sie eine umfassende Struktur für die Hersteller, um sicherzustellen, dass ihr Produkte den Sicherheitsstandards entsprechen.

Quellen: Praxisratgeber Maschinensicherheit, A2S Atex, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie