Was tun bei Norovirus im Kindergarten? – Meldepflicht und Hygienemaßnahmen
10.06.2024 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH
Das Norovirus zählt zu den häufigsten Erkrankungen bei Menschen und verbreitet sich besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Kitas. Worauf müssen Einrichtungen bei einer akuten Norovirus-Infektion ihrer Kinder achten? Gibt es eine Meldepflicht und welche Hygienemaßnahmen sollten getroffen werden?Inhaltsverzeichnis
- Merkblatt zum Norovirus im Kindergarten
- Definition Norovirus – das Wichtigste in Kürze
- Ist ein Norovirus meldepflichtig?
- Wirksame Hygienemaßnahmen im Kindergarten
Merkblatt zum Norovirus im Kindergarten
Das folgende Merkblatt gibt Kindergärten und Kitas einen Überblick über die wichtigsten Fakten zum Norovirus bei Kindern.
Norovirus im Kindergarten | |
Infektionsart/Erreger | Norovirus |
Inkubationszeit | 6 bis 48 Stunden |
Symptome |
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Übertragungswege |
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Ansteckungsgefahr |
Besteht meist noch sieben bis 14 Tage nach der akuten Erkrankung, selten noch über Wochen hinaus. |
Behandlung | ausreichend trinken |
Wiederzulassung | frühestens zwei Tage nach dem Ausbleiben klinischer Symptome |
Meldepflicht beim Gesundheitsamt |
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Kontaktpersonen ausschließen | Nicht notwendig, solange keine enteritischen (den Darm betreffenden) Symptome auftreten. |
Hygienemaßnahmen | spezielle Hygienemaßnahmen im Kindergarten oder der Kita sind erforderlich. |
Nähere Informationen zum Norovirus und den fachgerechten Umgang mit einer Infektion zeigt der folgende Abschnitt.
Definition Norovirus – das Wichtigste in Kürze
Symptome und typischer Krankheitsverlauf
Eine Infektion mit Noroviren beginnt meist plötzlich mit starkem Erbrechen und Durchfall. So gestaltet sich meist der gesamte Krankheitsverlauf. Allerdings dauert die Infektion i. d. R. nur ein bis drei Tage. In diesem Zeitraum werden jedoch auch die meisten Viren ausgeschieden. Das Virus kann zudem auch nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome i. d. R. noch ein bis zwei Wochen im Stuhl ausgeschieden werden.
Wie ansteckend sind Noroviren bei Kindern?
Noroviren sind hochansteckend: Sie verbreiten sich von Mensch zu Mensch oder über verunreinigte Türklinken und andere Alltagsgegenstände. Besonders Kleinkinder und alte Menschen sind gefährdet. Bereits wenige Keime genügen, um sich mit dem Virus anzustecken. Experten gehen derzeit davon aus, dass etwa 100 Viruspartikel ausreichen, um die Erkrankung ausbrechen zu lassen. Daher sind entsprechende Hygienemaßnahmen im Kindergarten oder der Kita wichtig.
Träger des Virus können damit sogar Lebensmittel verseuchen. Der bislang größte lebensmittelbedingte Krankheitsausbruch in Deutschland ereignete sich im Jahr 2012. Damals kamen mehr als 11.000 Menschen mit verunreinigten Tiefkühlerdbeeren in Kontakt.
Ansteckungszeit und Übertragung
Besonders anfällig sind die Wintermonate zwischen November und April – hier kommt es zu den meisten Infektionsfällen mit Noroviren, auch bei Kindern. Die Viren werden am häufigsten auf zwei Wegen übertragen:
- direkt: Kontakt zu erkrankten Kindern (virushaltiges Erbrochenes oder Stuhl)
- indirekt: kontaminierte Flächen (z. B. Waschbecken, Türgriffe etc.)
Durch Schmierinfektion finden die Noroviren auf Türklinken & Co. optimale Verbreitungsbedingungen. Eine Übertragung durch die Luft kann ebenfalls erfolgen, wenn die Raumluft kontaminiert ist. US-Forschende der American Society for Microbiology zeigten in einer Studie, wie schnell sich Viren in Einrichtungen wie Kindergärten oder Kitas verbreiten: In ihrer Untersuchung hatten sich die Viren nach nur zwei Stunden ausgehend von einer einzigen Türklinke in einem Pflegeheim verteilt. Zwischen 40 % und 60 % der Oberflächen und Menschen im Gebäude waren nach vier Stunden sogar vollständig kontaminiert.
Ein großes Problem bei Noroviren ist zudem: Sie verändern sich beinahe ständig. Insgesamt gibt es ca. 30 verschiedene Genotypen des Virus. Nach einer überstandenen Erkrankung sind die betroffenen Kinder Schätzungen zufolge wohl nicht mehr als sechs Monate gegen den Genotyp geschützt, an dem sie erkrankt sind. Ein Langzeitschutz, der von den im Körper gebildeten Antikörpern ausgeht, ließ sich bisher nicht nachweisen.
Behandlung und Therapie von Noroviren
Für erkrankte Kinder und Erwachsene gelten die bei akuten Gastroenteritiden üblichen medizinischen Empfehlungen. Neben Bettruhe ist wegen der zum Teil erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste auf eine adäquate Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten zu achten. Geeignet sind z. B. verdünnt Säfte, Brühe oder Tee mit etwas Zucker.
Nach Abklingen der akuten Symptome kann die Kost langsam wiederaufgebaut werden. Bei schweren Verläufen (starke Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen, Durchfall) sollte vor allem bei Kleinkindern frühzeitig eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden. Sie können ggf. eine adäquate Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution veranlassen.
Ist ein Norovirus meldepflichtig?
Grundsätzlich ist eine Norovirus-Infektion im Kindergarten oder der Kita nur bei Vorschulkindern meldepflichtig. In diesem Fall muss die Einrichtung das zuständige Gesundheitsamt mithilfe eines Meldeformulars unverzüglich über die Infektion informieren. Ansonsten gilt wie bei anderen Infektionskrankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG): Es greift die Meldepflicht bei einem akuten Ausbruch, also, wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen in der Einrichtung auftreten.
→ Was Kindergärten beim fachgerechten Melden von Infektionskrankheiten beachten müssen, zeigt der Beitrag „Infektionsschutzgesetz: Meldepflicht und meldepflichtige Krankheiten“.
Wirksame Hygienemaßnahmen im Kindergarten
Die nachfolgenden Maßnahmen können sowohl der Vorbeugung einer Norovirus-Infektion dienen als auch im akuten Krankheitsfall helfen, eine Ausbreitung zu verhindern.
Grundlegende Maßnahmen
Hier eine Kurzübersicht mit den wichtigsten Maßnahmen bei Noroviren im Kindergarten:
- Kontakt zu erkrankten Kindern, Eltern oder Erzieherinnen und Erziehern vermeiden.
- Sorgfältige Händehygiene: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen.
→ Damit lässt sich zum einen die Ausbreitung der Viren einschränken, zum anderen schützen sich die Kinder und Erwachsenen selbst vor einer Ansteckung.- Regelmäßig alle Kontaktflächen, personenbezogene Hygieneartikel und Handtücher reinigen.
- Desinfektionstücher nutzen: Sie helfen bereits sehr gut, die Virusverbreitung um 80 % bis 99 % zu verringern.
Der folgende Abschnitt erläutert die o. g. Hygienemaßnahmen für Erzieherinnen, Erzieher und andere Verantwortliche in Bildungseinrichtungen.
Maßnahme | Beschreibung |
Kontaminierte Gegenstände und Flächen reinigen bzw. waschen |
Durch Erbrochenes oder durch Stuhl kontaminierte Gegenstände und Flächen (z. B. Waschbecken, Toiletten, Türgriffe, Böden) sollten unter Benutzung von entsprechenden Reinigern mehrmals täglich gereinigt werden. Die Erzieherinnen und Erzieher sollten Handtücher sowie Frottierwaren nicht gemeinsam nutzen und – genauso wie Geschirr – bei mindestens 60 °C waschen. |
Hände- und Flächendesinfektion |
Kindergärten und andere Gemeinschaftseinrichtungen müssen eine Hände- und Flächendesinfektion mit einem gegen Noroviren wirksamen Wirkstoff einsetzen. Da das Virus auch nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome i. d. R. noch ein bis zwei Wochen im Stuhl ausgeschieden werden kann, müssen die genesenen Personen zumindest für diesen Zeitraum auf eine intensive Toiletten- und Händehygiene achten. |
Kontakte reduzieren |
In Gemeinschaftseinrichtungen dürfen Personen, bei denen eine Diagnose oder ein Verdacht auf eine Noroviren-Infektion besteht, nicht mit Lebensmitteln arbeiten. Erkrankte sollten während der akuten Phase der Erkrankung (Durchfall, Erbrechen) außer zur Betreuungsperson möglichst keinen Kontakt zu anderen Haushaltsmitgliedern oder anderen Personen haben. |
Fazit: Noroviren sind ein hochansteckendes Erfolgsmodell der Natur und führen zu schweren Brechdurchfällen von nur kurzer Dauer. Der Immunschutz nach durchgemachter Erkrankung ist aufgrund der großen Veränderlichkeit der Noroviren jedoch nur von geringer Dauer. Deshalb sind regelmäßiges Händewaschen und die Einhaltung von Hygienebestimmungen in Betreuungseinrichtungen umso wichtiger. Sie schützen vor einer Infektion mit dem Virus.
Quelle: „Hygienemanagement in Bildungseinrichtungen“