Pflegetheorien einfach erklärt: Welche gibt es und wie unterscheiden sie sich?

17.01.2024 | T. Reddel – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Sie sind meist Bestandteil der Pflegeausbildung und oft abstrakt formuliert: die Pflegetheorien. Sie definieren allgemeine Grundannahmen und Hypothesen, die den Leistungstransfer im Pflegealltag erleichtern sollen. Dabei haben sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Pflegetheorien und -modelle entwickelt. Wie also lassen sich Pflegetheorien verstehen und welche Einteilungen gibt es?

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind Pflegetheorien? – Definition
  2. Wozu dienen Pflegetheorien?
  3. Welche Pflegetheorien gibt es? – Überblick
  4. Welchen Einfluss haben Pflegetheorien in der Praxis?

Was sind Pflegetheorien? – Definition

Pflegetheorien sind systematisch strukturierte und formulierte Thesen, die verschiedene Prinzipien und Praktiken der professionellen Pflege zusammenfassen. Nach dieser theoretischen Basis können Pflegekräfte ihre praktischen Handlungen und Entscheidungen ausrichten. Sie dienen also insbesondere dem Pflegeverständnis und spielen daher in der Pflegepädagogik, primär im Rahmen der Pflegeausbildung sowie der dazugehörigen Praxisanleitung, eine wesentliche Rolle. Aber auch in der Forschung werden Pflegetheorien genutzt.

Inhaltlich fokussieren sich Pflegetheorien auf folgende Teilaspekte:

  • Beziehung zwischen Pflegepersonal und Pflegebedürftigen
  • Identifikation und Bewertung von Pflegebedürfnissen
  • Entwicklung von Pflegeplänen und Pflegeinterventionen
  • Einflussfaktoren der Pflege

Je nach Pflegetheorie kommen ggf. Erkenntnisse aus anderen Disziplinen hinzu, z. B. aus der Psychologie oder Soziologie. Das soll ein ganzheitliches Verständnis für Pflege und Gesundheit im Berufsalltag fördern. Zudem können Pflegetheorien neu erstellt, angepasst oder widerrufen werden. Das hängt von den Erkenntnissen aus der Pflegepraxis ab, in der die Theorien angewandt werden.

Neben den Pflegetheorien gibt es noch die sog. Pflegemodelle, mit denen sie des Öfteren verwechselt werden. Allerdings unterscheiden sich Pflegemodelle in einigen Punkten von den Pflegetheorien.

Pflegetheorien und Pflegemodelle: Unterschied

Pflegetheorien enthalten grundlegende Thesen für Pflegekräfte. Pflegemodelle haben einen stärkeren Praxisbezug und bauen auf einer oder mehreren Pflegetheorien auf. Noch stärker an die Praxis angelehnt sind die sog. Pflegekonzepte. Sie unterscheiden sich je nach Einrichtung und Leistungsangebot.

Den Zusammenhang verdeutlicht folgende Grafik:

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Bild: Zusammenhang zwischen Pflegetheorien, Pflegemodellen und Pflegekonzepten.

Damit bilden Pflegetheorien die Basis für Pflegemodelle und Pflegekonzepte, werden jedoch im Umkehrschluss von den Modellen und Konzepten ergänzt bzw. konkretisiert. Außerdem lassen sich Pflegetheorien mithilfe von Pflegemodellen bzw. -konzepten auf ihre Praxistauglichkeit prüfen.

Wozu dienen Pflegetheorien?

Pflegetheorien dienen dem Zweck, die praktische Arbeit von Pflegekräften zu erleichtern und ein tieferes Verständnis für die Aufgaben in der Pflege aufzubauen. Denn dadurch, dass die Theorien umfangreiche Aspekte in je einem Konzept zusammenfassen, können die Pflegekräfte ihre Arbeit exakter an bestimmte Prinzipien der Pflege ausrichten. Das dient wiederum dem Praxistransfer und der Professionalisierung der Pflegeberufe, was nur mit dem nötigen theoretischen Fachwissen möglich ist.

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Welche Pflegetheorien gibt es? – Überblick

Innerhalb der Pflegetheorien gibt es verschiedene Einteilungen. Die geläufigste Differenzierung unterscheidet zwischen den jeweiligen Reichweiten der Theorien, also ihrem Grad an konkretisierten Inhalten.

  • Pflegetheorien großer Reichweite: Übergeordnete, grundlegend gehaltene Theorien mit allgemeingültigen Aussagen
  • Pflegetheorien mittlerer Reichweite: Konkretere Theorien für einen bestimmten Teilbereich der Pflege
  • Pflegetheorien geringer Reichweite: Beschreibung einzelner, spezifischer und situationsabhängiger Pflegesituationen

Zudem bestehen Pflegetheorien aus sog. Metaparadigmen. Sie stellen verschiedene Ebenen oder Kategorien dar, anhand denen sich die einzelnen Theorien miteinander vergleichen lassen. Zu diesen Metaparadigmen gehören folgende Aspekte:

  • Mensch (Pflegebedürftige Person)
  • Umwelt (Bezugspersonen, häusliche Umgebung etc.)
  • Gesundheit (Gesundheitsstatus, akute Beschwerden etc.)
  • Pflege (getroffene Pflegemaßnahmen)

In der Praxis entwickelten sich so bis heute zahlreiche Pflegetheorien und -modelle. Die folgende Übersicht zeigt eine Auswahl der geläufigsten Konzepte:

Urheberin bzw. Urheber Theorie/Modell
Hildegard Peplau Interpersonale Beziehungen in der Pflege (Phasen und Rollen)
Dorothea Orem Theorie der Selbstpflege bzw. Selbstpflege-Defizit-Theorie
Juliet Corbin und Anselm Strauss Corbin-Strauss-Modell → Pflege von Menschen mit chronischen Erkrankungen
Madeleine Leininger Transkulturelle Pflege → Kulturspezifische Aspekte der Pflege
Marie-Luise Friedemann Theorie des systemischen Gleichgewichts → Pflege von Familien
Monika Krohwinkel Modell der Aktivitäten, Beziehungen und existentiellen Erfahrungen des Lebens (ABEDL-Modell)

Doch inwiefern berühren solch theoretische Modelle den tatsächlichen Arbeitsalltag in der Pflege?

Welchen Einfluss haben Pflegetheorien in der Praxis?

Ob bzw. inwiefern Pflegetheorien tatsächlich zu einer Erleichterung im Pflegealltag beitragen, wird immer wieder diskutiert. Zwar haben die Pflegetheorien aufgrund ihrer weniger praxisnahen Natur vermeintlich weniger Nutzen für Pflegekräfte und Pflegebedürftige. Allerdings geben sie oftmals die nötige Orientierung im Pflegealltag, gerade für unerfahrene Pflegekräfte.

Des Weiteren geben einige Einrichtungen ihren Patientinnen und Patienten spezielle Leitlinien an die Hand, an denen sich das Unternehmen und ihre Beschäftigten orientieren. Auch hierfür können Pflegetheorien die nötigen Ansätze liefern. Darüber hinaus bilden sie die Grundlage der Pflegewissenschaften.

Welche Pflegetheorien sich für welche Pflegesysteme und Pflegesituationen eignen, lässt sich hingegen nicht pauschal festlegen. Vielmehr kommt es auf die individuellen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und die werteorientierte Ausrichtung der Einrichtung an. So können bei der einen Person Methoden wie Biografiearbeit oder besonders kultursensible Pflege hilfreich sein, während in anderen Fällen die Arzt-Patienten-Beziehung in den Vordergrund gerückt werden sollte.

In jedem Fall ist es wichtig, dass die Pflegekräfte über das nötige Hintergrundwissen verfügen und es bereits während der Ausbildung an Schülerinnen und Schüler weitergeben. Gerade Praxisanleiterinnen und -anleiter nehmen hier eine wichtige Rolle ein.

 

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