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"Wie läuft eine kollegiale Beratung ab? – Phasen, Methoden und Fallbeispiel"


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Wie läuft eine kollegiale Beratung ab? – Phasen, Methoden und Fallbeispiel

Kollegiale Beratung ermöglicht den fachlichen Austausch in unterschiedlichsten Bereichen – sei es z. B. in der Pädagogik, in der Pflege oder in der Wirtschaft. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der kollegialen Beratung, welche Methoden dafür infrage kommen und welche Rollen typischerweise vergeben werden – ergänzt durch ein Fallbeispiel für Schulen, das den Ablauf und die Phasen der kollegialen Beratung veranschaulicht.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist kollegiale Beratung? – Definition
  2. Voraussetzungen für kollegiale Beratung
  3. Kollegiale Beratung: Methoden
  4. Welche Rollen gibt es in der kollegialen Beratung?
  5. Welche Phasen hat eine kollegiale Beratung? – Ablauf
  6. Fallbeispiel: Kollegiale Beratung in der Schule

Was versteht man unter kollegialer Beratung? – Definition

Kollegiale Beratung (oder Intervision) ist ein strukturiertes Beratungsgespräch innerhalb einer Gruppe von Fachleuten. Sie dient der gemeinsamen Besprechung eines akuten Problems und folgt einem vorher festgelegten Ablauf. Die kollegiale Beratung wird vorrangig in der Pädagogik und in der Pflege genutzt.

Dabei zeichnet sich die kollegiale Beratung durch folgende Merkmale aus:

  • Anzahl der Beteiligten: meist zwischen fünf und zehn Personen.
  • Kein Hinzuziehen externer Fachpersonen.
  • Dient der Beantwortung einer konkreten Schlüsselfrage/eines akuten Falls.
  • Durchführung nach einem festen Ablauf/Schema mit einzelnen Phasen und Rollenverteilung.
  • Beteiligte kennen den Ablauf und die Methoden der Fallberatung.
  • Alle Anwesenden beteiligen sich aktiv an der kollegialen Beratung.

Auch wenn es bei der kollegialen Beratung vorrangig um den fachlichen und kollegialen Austausch geht, verfolgt die Beratung weitaus mehr Ziele. So können die Beteiligten nicht nur gemeinsam Lösungsstrategien für ein konkretes Problem erarbeiten, sondern auch ihre berufliche Tätigkeit reflektieren und ihre praktischen Beratungskompetenzen ausbauen. Nicht zuletzt steigert die kollegiale Beratung den Zusammenhalt in der Gruppe und kann zur Stressbewältigung beitragen.

Nicht geeignet ist die kollegiale Beratung hingegen für allgemeine Organisationsfragen, private Themen oder bei Konflikten zwischen den Beteiligten.

Was ist der Unterschied zwischen kollegialer Beratung und Supervision?

Neben der kollegialen Beratung gibt es noch die sog. Supervision. Hier wird eine externe Person (Supervisor) hinzugezogen, die die Fallberatung moderiert und koordiniert. Die kollegiale Beratung hingegen wird ausschließlich von den internen Beteiligten organisiert und schließt die Teilnahme externer Personen aus. Das soll die Eigenverantwortung der Gruppe fördern und die vorhandenen Kompetenzen des Teams in den Vordergrund stellen. Daher eignet sich die Supervision beispielsweise eher für strukturelle Herausforderungen und weniger für fallbezogene Fragestellungen.

Voraussetzungen für kollegiale Beratung

Für eine erfolgreiche kollegiale Beratung kommt es auf eine ausreichende Vorbereitung an. Daher sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein:

Es besteht ein konkretes Problem/es wurde eine Schlüsselfrage definiert.
Es gibt klare Regeln für den Ablauf und die Kommunikation (z. B. durch Rollenverteilung).
Die Teilnehmenden müssen nicht zwingend aus demselben Team stammen, sollten aber ähnliche berufliche Hintergründe aufweisen.
Die Beteiligten behandelnd das Gespräch vertraulich und gehen respektvoll miteinander um.
Die Beteiligten sind bereit, aktiv an der Beratung teilzunehmen und sich für neue Perspektiven zu öffnen.

Welche Themen eignen sich für kollegiale Beratung?

Grundsätzlich sollte das Thema möglichst spezifisch sein und fallbezogen sein. Daher eignet sich kollegiale Beratung besonders für folgende Zwecke:

  • Sammeln von Lösungsvorschlägen zur Problembewältigung
  • Erhalt alternativer Sichtweisen auf eine Herausforderung
  • Anregungen und Ideen für ein Vorhaben
  • Erhalt von Zuspruch/Bestätigung oder Alternativvorschlägen für ein angedachtes Vorgehen

In der Pflege kommt die kollegiale Beratung beispielsweise zur Fallbesprechung über die Behandlung einer pflegebedürftigen Person zum Einsatz. In der Pädagogik wird sie u. a. zum Austausch über den Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern oder Unterrichtsstörungen genutzt. 

Produktempfehlung

Passende Erläuterungen zur kollegialen Beratung, etwa bei der Förderung psychisch erkrankter Kinder, liefert das Handbuch „Psychische Probleme im Klassenzimmer“. Um mögliche Entwicklungsverzögerungen oder einen besonderen Förderbedarf zu erkennen, gibt es die Software „Besondere Kinder“ mit zahlreichen Vorlagen für Entwicklungsberichte und Förderpläne. Aber auch bei der Schulsozialarbeit kann die kollegiale Beratung eine wichtige Rolle spielen. Worauf es dabei ankommt, zeigt das Handbuch „Schulsozialarbeit“. Jetzt informieren!

Für die Auseinandersetzung mit solchen Themen steht ein ganzer Methodenkoffer zur Verfügung, aus dem die Teilnehmenden ein geeignetes Verfahren für ihre kollegiale Beratung auswählen können.

Kollegiale Beratung: Methoden

Folgende Methoden können zur kollegialen Beratung genutzt werden:

Methode Beschreibung
Reflecting Team Reflexion eines Falls in einer ausgewählten Gruppe
Brainstorming Sammeln von Ideen und Lösungsansätzen in der Gruppe
Kopfstand-Brainstorming Ideensammlung zur Erreichung des gegenteiligen Ziels (+ am Ende passende Umformulierung der Ideen zur ursprünglichen Problemstellung)
Perspektivwechsel Betrachtung der Schlüsselfrage aus verschiedenen Blickwinkeln
Resonanzrunde Zusammentragen persönlicher Eindrücke zur Spontanerzählung
Erfolgsmeldung Beschreibung einer bereits erfolgreich gemeisterten, für die Schlüsselfrage relevanten Herausforderung

Daneben gibt es noch andere Methoden, die bei Bedarf miteinander kombiniert oder abgeändert werden können. Entscheidend ist, dass die verwendete Methode für alle bekannt ist und im Gespräch klar definiert wird, wie sie anzuwenden ist. Dabei kommt es ebenso auf die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe an.

Welche Rollen gibt es in der kollegialen Beratung?

Bei der kollegialen Beratung nehmen die Anwesenden i. d. R. eine bestimmte Rolle ein, um die Zuständigkeiten genau festzulegen, die Kommunikation zu vereinfachen und schneller zu einer Lösung zu kommen. Je nach Modell können dabei unterschiedliche Rollen zum Einsatz kommen.

Zu den gängigsten Rollen in der kollegialen Beratung gehören:

  • Fallgeber/Fallgeber: Präsentiert den zu diskutierenden Fall.
  • Moderatorin/Moderator: Leitet durch den Prozess und achtet auf die Einhaltung der Struktur.
  • Beraterinnen und Berater: Hören zu, stellen Fragen und geben Feedback zum Fall.
  • Schriftführerin/Schriftführer (optional): Protokolliert wichtige Erkenntnisse und Ergebnisse.
  • Prozessbeobachterinnen und -beobachter (optional): Nehmen nicht aktiv an der Diskussion teil, sondern beobachten und geben anschließend Feedback.

Diese Rollen übernehmen, je nach Phase der kollegialen Beratung, unterschiedliche Aufgaben. Wie läuft also eine kollegiale Beratung ab?

Welche Phasen hat eine kollegiale Beratung?

Grundsätzlich kann die kollegiale Beratung je nach Branche und Einrichtung unterschiedlich aufgebaut sein. Ein häufig genutztes Schema ist die Einteilung in sechs Phasen nach dem Psychologen Kim-Oliver Tietze.

Dieser beschreibt den Ablauf einer kollegialen Beratung wie folgt:

Phase Bestandteile Dauer
1. Casting
  • Überblick: Welche Fälle müssen diskutiert werden?
  • Rollenverteilung: Wer übernimmt welche Rolle?

5 Minuten

2. Spontanerzählung
  • Details: Worum geht es im zu besprechenden Fall und welche Informationen sind relevant?
  • Beantwortung von Fragen durch die Fallgeberin/den Fallgeber

5 bis 10 Minuten

3. Schlüsselfrage
  • Präzisierung des Anliegens der Fallgeberin/des Fallgebers
  • Zielsetzung: Definition der Aufgabe der Beratungsgruppe

5 Minuten

4. Methodenwahl
  • Festlegung geeigneter Methoden durch das Beratungsteam (ggf. Unterstützung durch die Moderation)

5 Minuten

5. Beratung
  • Fachlicher Austausch zwischen den Beraterinnen und Beratern anhand der gewählten Methode (eigene Gedanken, Gefühle und Erfahrungen)
  • Entwicklung gemeinsamer Ideen zur Beantwortung der Schlüsselfrage

10 bis 15 Minuten

6. Abschluss
  • Zusammenfassung und Fazit durch die Fallerzählerin/den Fallerzähler
  • Optional: Feedback von der Fallerzählerin/dem Fallerzähler zu den Beiträgen der Beratungsgruppe

5 Minuten

Die genaue Dauer der einzelnen Phasen hängt vor allem von der Anzahl der zu besprechenden Fälle und ihrer Komplexität ab. Die Fälle sowie die Terminierung der Beratungstreffen werden vorab von den Gruppenmitgliedern festgelegt.

Fallbeispiel: Kollegiale Beratung in der Schule

Das folgende Fallbeispiel soll die praktische Anwendung der kollegialen Beratung anhand eines Falls in einer pädagogischen Einrichtung (Schule) erläutern. Der Aufbau basiert ebenfalls auf den sechs Phasen nach Tietze.


1. Casting

An einer Realschule treffen sich sechs Lehrkräfte zur kollegialen Beratung. Nach kurzer Diskussion wird beschlossen, den Fall der Deutschlehrerin Frau Pawlow zu besprechen. Sie hat Schwierigkeiten mit einer 8. Klasse.

Die Rollen für die kollegiale Beratung werden wie folgt verteilt:

  • Fallgeberin: Frau Pawlow
  • Moderatorin: Frau Müller (Englischlehrerin)
  • Berater: Herr Johansson (Mathematiklehrer), Frau Yilmaz (Sportlehrerin), Herr Becker (Geschichtslehrer)
  • Protokollführerin: Frau Klein (Biologielehrerin)

2. Spontanerzählung

Frau Pawlow berichtet von folgender Situation:

  • Zunehmende Disziplinprobleme in einer 8. Klasse.
  • Besondere Störung des Unterrichts durch eine Gruppe von fünf Schülern durch Zwischenrufe, Missachtung von Anweisungen und respektloses Verhalten.
  • Bereits getroffene, aber wirkungslose Maßnahmen: Ermahnungen, Elterngespräche.
  • Aktuell negative Auswirkungen sowohl für die anderen Klassenmitglieder (z. B. Konzentrationsprobleme) als auch für Frau Pawlow selbst (Gefühl der Hilfslosigkeit).

Auf Nachfrage ergänzt sie, dass die Störungen vor allem bei Gruppenarbeiten und freieren Arbeitsformen wie Projektunterricht auftreten. Im Frontalunterricht funktioniere es etwas besser. Die fünf Schüler seien alle Jungen und säßen verteilt im Klassenraum.

3. Schlüsselfrage

Nach einigen Rückfragen formuliert Frau Pawlow ihre Schlüsselfrage: „Wie kann ich ein positives Lernklima in der Klasse wiederherstellen und die störenden Schüler zur Mitarbeit motivieren, ohne den Unterricht komplett umzustellen?“

4. Methodenwahl

Das Beratungsteam entscheidet sich für die Methode „Perspektivwechsel“, um die Problemstellung im Rahmen der kollegialen Beratung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

5. Beratung

Die Beratenden tauschen sich aus, indem sie die Perspektiven verschiedener Beteiligter einnehmen: 

  • Herr Johansson (als störender Schüler) findet den Unterricht langweilig. Gruppenarbeiten seien eine willkommene Abwechslung, aber ohne klare Struktur wisse sie nicht, was sie tun soll.
  • Frau Yilmaz (als engagierte Schülerin) möchte gerne lernen, aber sei durch die ständigen Unterbrechungen frustriert. Sie wünscht sich, dass Frau Pawlow strenger durchgreift.
  • Herr Becker (als Schulleitung) erklärt, die Beteiligten müssten die Ursachen für das Verhalten der Schüler verstehen. Vielleicht brauchen sie mehr Lernherausforderung oder individuelle Förderung.

In der kollegialen Beratung entwickeln die Teilnehmenden folgende Ideen:

  1. Einzelgespräche mit den betreffenden Schülern führen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen.
  2. Klare Verhaltensregeln mit der Klasse erarbeiten und konsequent durchsetzen.
  3. Differenzierte Aufgaben anbieten, um Unter- und Überforderung zu vermeiden.
  4. Positive Verstärkung für gutes Verhalten einführen.
  5. Kooperative Lernmethoden nutzen, die Verantwortung und gegenseitige Abhängigkeit fördern.

6. Abschluss

Frau Pawlow fasst die kollegiale Beratung in folgenen Punkten zusammen:

  • Erkenntniss, dass sie mehr auf die Bedürfnisse der störenden Schüler eingehen muss.
  • Geplantes Vorgehen:
    • Einzelgespräche führen und anschließend gemeinsam mit der Klasse Verhaltensregeln erarbeiten.
    • Eigenen Unterrichtsmethoden hinterfragen und mehr differenzierte Aufgaben anbieten.
    • Besonders hilfreich: Idee der positiven Verstärkung.

Dies ist nur eine von vielen Herausforderungen, denen die Verantwortlichen mithilfe der kollegialen Beratung begegnen können. Für pädagogische Fachkräfte wie Lehrkräfte eignet sich die Methode beispielsweise auch im Umgang mit psychisch kranken oder entwicklungsverzögerten Kindern. Darüber hinaus hilft sie bei der Umsetzung der Schulsozialarbeit.

Quellen: Handbuch „Psychische Probleme im Klassenzimmer“, Handbuch „Schulsozialarbeit“, kollegiale-beratung.de, schulaufsicht.de

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